Nachtwelt (German Edition)
mindestens zwei weitere Tage unterwegs sein“, sagt Michi. Sie klingt verzweifelt.
An die Aus Eis geborenen gewandt fragt Petra: „Gibt es keine Boote, mit denen wir über den See setzen können?!“
„Nein. Und wir werden auch keine Boote benötigen“, antwortet ihr Br∆∂ und zeigt in eine Richtung des Seeufers.
Etwa hundert Meter entfernt erkennt die Gemeinschaft eine Bewegung. Schillernde Farben kommen näher. Beinahe könnte man glauben, ein Regenbogen würde auf sie zukommen. „Die Wassergeher ?“, will Theo wissen. Br∆∂ nickt.
Nur schemenhaft sind ihre Konturen zu erkennen. Die Wassergeher sind große, schlanke Männer. Jeder von ihnen trägt eine Glatze und ihre Haut schimmert in allen erdenklichen Farben. Mit jedem Herzschlag, der das Blut durch die Adern der Wassergeher pumpt, wechselt die Farbe ihrer Haut. Die Begrüßung der beiden Völker ist herzlich und vertraut. Dann verbeugen sich die zehn Wassergeher vor der Gemeinschaft: „Wir freuen uns, euch in der Schlacht zur Seite stehen zu können. Aber nun werden wir euch erst einmal über den See geleiten.“
Einer der Aus Eis geborenen stellt sich dicht an das Ufer. Ihm folgt ein Wassergeher . Als würde er auf festem Untergrund laufen geht dieser ein Stück auf den See hinaus. Nur so weit, dass er dem am Ufer verbliebenen Eisgeborenem die Hand reichen kann.
Ein Knistern und Knacken ist zu vernehmen. Ungläubig beobachten die Freunde das Geschehen. Das Wasser zwischen Eisgeborenem und Wassergeher ist zu einer dicken Eisschicht gefroren. Br∆∂ zwinkert den Freunden zu. Dann läuft er über die Eisfläche, nimmt die Hand des Wassergehers und geht noch knapp zwei Meter weiter. Mit jedem Schritt den er tut, gefriert unter seinen Füßen das Wasser zu Eis.
Dieses Vorgehen wird wiederholt, bis die zwanzig Männer eine lange Kette gebildet haben. Dann sagt der am Ufer stehende Eisgeborene zu den Freunden: „Geht nun, bis ihr den ersten der Kette erreicht.“
Als sich alle auf der Eisplatte befinden, verlässt der Eisgeborene seinen Platz am Ufer und folgt der Gemeinschaft. Nach und nach wird die Kette aufgelöst, um sich nach vorne hin wieder zu verbinden. Der Eissteg, auf dem die Gemeinschaft läuft, schwimmt nun wie eine Insel auf dem See. Nach etwa 1 ½ Stunden erreichen sie die andere Uferseite.
„Hier werden wir rasten. Im Morgengrauen werden wir über das Gebirge ziehen und auf der anderen Seite auf die ANDEREN treffen. Dort werdet ihr euch in der Schlacht bewähren müssen.
Wenn heute Nacht das Feuer brennt, werde ich euch meine Gefährten und die Wassergeher vorstellen“, sagt Br∆∂ und zeigt auf die Männer, die schweigend hinter ihm stehen. „Wir werden euch von der Nachtwelt erzählen und keine eurer Fragen soll unbeantwortet bleiben.“
In dieser Nacht sieht man keinen einzigen der funkelnden Sterne am Firmament. Das große Feuer ist die einzige Lichtquelle. Br∆∂ erhebt sich von seinem Platz: „Wie versprochen stelle ich euch nun meine Gefährten vor.“ Nacheinander zeigt er auf die Aus Eis geborenen , von denen jeder, sobald sein Name genannt wird, der Gemeinschaft freundlich zunickt. „Jetzt wird euch T¤LƏ die Wassergeher vorstellen.“
Nach deren Vorstellung, verneigen sich die Freunde vor den Verbündeten und nennen ihre Namen.
„Erzählt uns von euren Völkern“, bittet Petra. Br∆∂ überlegt einen Moment. Dann zieht seine wunderschöne Stimme alle in ihren Bann:
„Es waren die Ersten , die die Völker der Nachtwelt erschufen. Sie hatten den Wunsch, dass die Völker dieser Welt frei sind von der dunklen Seite, die die Menschen der Tagwelt mit sich tragen.
So leben die Nachtweltler, anders als in eurer Welt, in Harmonie und sind reinen Herzens. Wir wurden aus den Elementen und der Natur geboren, so dass wir dieser Welt niemals Böses zufügen, da wir ein Teil von ihr sind.
Es war eine Zeit des Glücks, während die Ersten zwischen den Welten pendelten. Die Menschen der Tagwelt waren gern gesehene Besucher und oft saßen wir gemeinsam an den Feuern, feierten, lachten und lernten voneinander.“
„Ihr meint, eure Urväter feierten mit den Ersten , oder.“
„Nein, Petra. Ich meine uns . Du hast mich schon richtig verstanden.“
„Das kann nicht sein. Ihr müsst hunderte von Jahren alt sein.“
„Wir kennen den Begriff von Zeit nicht. Alles was wir wissen ist, dass unser Leben begann, als die Ersten kamen.“
„Wie geht die Geschichte der Nachtwelt und
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