Nachtwelt (German Edition)
knallt es.“
„Wieso?“, grinst Arovis. „Kein Höschen an?“
Auch Petras Verwundung wird als nicht lebensbedrohlich eingestuft. Pit und Theo haben die purpurnen Beutel geöffnet und streuen vorsichtig das heilende Pulver in die Wunden der Frauen. „Tut das weh?“, will Bjaerre wissen. Die Freundinnen schütteln gleichzeitig den Kopf.
Gebannt schauen alle zu, wie das aufbereitete Gift der Pilze in den Wunden die Farbe wechselt. Das Pulver gerät in Bewegung und scheint lebendig zu sein. Mit jedem Farbwechsel werden die Verletzungen kleiner. Die Wundränder nähern sich einander, bis die Schnitte vollständig geschlossen sind. Die Haut ist glatt und nichts erinnert mehr an die tiefen Schnittwunden, die noch vor einigen Minuten stark geblutet haben.
Langsam entspannen sich alle. Der Rest der Gemeinschaft nimmt nun auch im Gras Platz. „Woher wusstet ihr, dass wir hier sind?“, will Petra wissen.
„Die Zwerge kamen zu uns ins Lager“, antwortet ihr Artemer. „Sie waren ganz aufgeregt und erzählten, dass innerhalb von Minuten ein neuer Pilz gewachsen und mit ihm ein Zwerg geboren wurde. Normalerweise kündigt sich eine Geburt über Tage an, so dass die Zwerge dem Neuankömmling helfen können sich zurecht zu finden. Der Pilz, der mit der Geburt des Zwerges wuchs, zeigte, dass Mimi und du angegriffen werden. Die Zwerge und wir waren außer uns vor Sorge und wir machten uns sofort auf den Weg, um euch zu suchen. Aber sagt uns, was ist passiert? Warum wurdet ihr angegriffen?“
Abwechselnd berichten Petra und Mimi den Freunden von dem Kampf mit den ANDEREN. Als sie davon erzählen, dass die Angreifer versucht haben Moonlight und Darragh zu töten, geht ein Raunen durch die Gruppe.
„Das darf nicht sein“, sagt Michi. „Die Träger des Lebens töten zu wollen ist mehr, als nur ein Regelverstoß. Es ist die Missachtung des Lebens selbst.“
„Wenigstens wissen wir jetzt, was uns im Kampf erwartet“, sagt Artemer. „Es geht ihnen nicht darum, uns durch unseren Tod aus der Nachtwelt zu verbannen. Sie wollen uns vollständig vernichten. Ohne unsere Seelenträger sind wir auf ewig verdammt zwischen den Welten umher zu irren.“
Michi ist noch immer fassungslos: „Aber wozu? Wenn sie uns töten und uns damit unserer Erinnerung berauben, wären sie die einzigen Weltengänger und könnten die Nachtwelt nach ihren Wünschen formen.“
„Vielleicht haben die ANDEREN Angst, dass unsere Erinnerungen irgendwann zurückkehren und wir wieder den Weg in die Nachtwelt finden“, meint Petra.
„Warum kamen sie nur zu Dritt? Ziehen sie bereits in kleinen Gruppen durch den Wald, um uns aus dem Hinterhalt anzugreifen?“
Keiner der Gemeinschaft hatte ihn kommen hören. Daher zucken jetzt alle zusammen, als sie die samtene Stimme des Zwerges hinter sich vernehmen: „Die Drei waren Späher. Der neugeborene Zwerg kann nun sprechen. Er berichtete uns, dass die Männer geschickt wurden, um auszukundschaften wie groß eure Gruppe ist und wie es um euer Kampfgeschick steht. Das sie auf Petra und Mimi trafen war reiner Zufall und für euch alle ein großes Glück. Nun kennt ihr die Pläne der ANDEREN. Eure Seelenträger müssen um jeden Preis geschützt werden.
Ihr solltet jetzt ins Lager zurückkehren. Zwei der Sonnen sind bereits untergegangen und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Dritte ihnen folgt.“
An Petra und Mimi gewandt, sagt der Zwerg: „Meine Brüder lassen euch ausrichten, dass sie sehr glücklich sind, euch wohlauf zu wissen. Sie haben euch neue Kleidung ins Lager gebracht, damit ihr die blutverschmierten Sachen wechseln könnt.“
Die Gemeinschaft ist aufgestanden, um ins Lager zurückzukehren. Plötzlich spürt Mimi, wie jemand sie grob am Arm packt. Als sie sich zur Seite dreht, schaut sie direkt in Pits dunkle Augen, die gefährlich funkeln: „Auf ein Wort.“ Schon zieht er Mimi von der Gruppe weg.
„Alles gut, Mimi?“, will Theo wissen.
„Lass sie“, sagt Petra. „Die beiden haben noch etwas zu klären.“
„Oh gut. Endlich. Dann brauchen wir den zweien nicht mehr zuhören, wenn sie sich anzicken.“ Die gesamte Gruppe ist stehen geblieben und schaut Bjaerre an. Der hebt abwehrend die Hände: „Was? Habe ich nicht recht?“
Wie aus einem Mund sagen alle: „Doch, hast du.“
Pit hat Mimi an den Schultern gepackt. Er ist richtig sauer: „Was hast du dir dabei gedacht, allein im Wald rum zu rennen.“ Während er das sagt, schüttelt er sie. „Los
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