Nachtwelt (German Edition)
überrascht, dass sie übereinander stolpern und schwer gegen einen der großen Steine schlagen, um dann auf den harten Boden zu stürzen.
Mimi hebt ihr Schwert, doch bevor sie zum Streich ausholen kann, trifft sie die Waffe ihres Gegners. Während das Schwert seinen Weg durch ihre Rippen sucht, kann sie die Kälte des Metalls spüren.
Ungläubig starrt Mimi ihrem Feind ins Gesicht, das plötzlich verschwunden ist. Mit einem einzigen Schlag seiner Streitaxt hat Andy dem ANDEREN den Kopf abgetrennt. Mimi kann sehen, wie dieser fast fünfzehn Meter entfernt zum Liegen gekommen ist. Gehalten von dem Schwert, das der Feind im Tod noch immer umfasst hält, steht der kopflose Körper vor Mimi.
Alles um sie herum scheint im Chaos zu versinken. Die Gemeinschaft läuft durcheinander. Der Kreis um die Seelenträger wird geöffnet. Gestik und Mimik der Freunde deuten darauf hin, dass sie sich in ihrer Hilflosigkeit etwas zu schreien.
Wahrscheinlich geschieht alles rasant schnell. Mimis Wahrnehmung jedoch bewegt sich im Zeitlupentempo, so dass jede Kleinigkeit der Geschehnisse gestochen scharf hervortritt. Mimi kann die Rufe und Schreie um sie herum nicht hören. Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren ist zu laut.
Theo und Andy reißen den ANDEREN nach hinten. Während dieser fällt, zieht er das Schwert aus Mimis Brust. Als würde sie nach einem harten Arbeitstag auf ihr Sofa sinken, atmet sie tief und zufrieden aus. Sie fällt. Hände stützen sie und legen sie vorsichtig auf den Boden. Sie sieht wie Petra und Pit neben ihr knien. Die Beiden reden auf sie ein, doch ihre Worte erreichen sie nicht. Jemand drückt Mimi seine Hände auf die Verletzung.
Die Gemeinschaft, die Mimi und ihre Helfer umringt, öffnet langsam den Kreis. Mimi kann sehen, wie Darragh auf sie zukommt. Sie lächelt, während er sich neben sie legt. Sie spürt seine Wärme. Als er seinen schweren Kopf auf ihre Brust sinken lässt und seine bernsteinfarbenen Augen schließt, tut Mimi es ihm gleich.
A ll you need ist love
Der stechende Schmerz in Mimis linker Seite raubt ihr den Atem.
Während sie die rechte Hand gegen die schmerzende Stelle drückt, liegt sie da, in völliger Dunkelheit. Mit geöffneten Augen treibt sie durch das Schwarz, ohne zu wissen, wo sie ist. Der Boden unter ihr ist hart und sie zittert vor Kälte. Sie blinzelt, um ein klareres Bild von ihrer Umgebung zu bekommen. Nur langsam gewöhnen sich ihre Augen an die Dunkelheit. Endlich erkennt sie das große, dreieckige Fenster ihres Schlafzimmers. Leicht zeichnet es sich gegen den nächtlichen Himmel ab.
Mimi dreht ihren Kopf ein wenig. Aus Angst, die Schmerzen könnten noch schlimmer werden, traut sie sich nicht sich aufzusetzen. Direkt neben sich kann sie die Umrisse ihres Bettes erkennen.
Sie muss heute Nacht aus dem Bett gefallen sein und dabei ihre Rippen geprellt haben. Sie hat keine Erinnerung daran, etwas geträumt zu haben, das mit Bewegung zu tun hatte und diesen Sturz erklären könnte. Das letzte woran Mimi sich erinnert sind die Angorasocken, die sie über ihre Füße stülpte.
Vorsichtig steht sie auf, setzt sich auf die Bettkante und schlingt ihre Decke um die Schultern.
Mist, Mist, Mist. Petras Hochzeit, denkt sie. Mimi ist in Panik, dass sie verschlafen haben könnte und sucht hektisch den Schalter ihrer Nachttischlampe. Bei dem plötzlichen, hellen Licht kann sie im ersten Moment nichts erkennen. Dann endlich ist die Uhrzeit zu lesen…der Wecker wird erst in einer halben Stunde klingeln. Mimi ist noch in ihrem Zeitplan.
Schritt für Schritt schafft Mimi es bis in die Küche, um Frühstück zu machen. Sie entspannt sich, als sie merkt, dass die Schmerzen nachlassen.
Im Stehen trinkt sie ihren Kaffee und isst einen Toast. Schnell stürzt sie noch ein Glas Traubensaft hinunter.
Mimi wühlt in der Küchenschublade und findet ihre Zigaretten. Die Schachtel ist fast leer. Meine Güte, nach der Hochzeit muss ich das Rauchen einstellen. Ab morgen ist Schluss damit.
Sie steht in der Terrassentür und raucht. Irgendetwas hat sich seit gestern verändert. Nicht in ihrem Garten, sondern in ihrem Innern. Sie hat das Gefühl etwas Großartiges und Einmaliges verloren zu haben. Aber da ist auch noch etwas anderes. Ein gutes Gefühl, dass Mimi mit Kraft und Wärme erfüllt. Bestimmt hat es etwas mit Petras Hochzeit zu tun, überlegt sie.
Als sie aus der Dusche kommt, stellt sie sich vor den großen Spiegel im Flur. Sie begutachtet ihre
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