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Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Ich komme, um zu spielen (German Edition)

Titel: Ich komme, um zu spielen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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1. KAPITEL
    „Mrs Anders“, murmelte Sheriff Hale und hob die Hand an die Hutkrempe. Die junge Witwe, wie stets züchtiger in Kleidung und Haltung als jede andere Frau, die ihm jemals begegnet war, senkte ihren Blick und neigte den Kopf. Sie war Engländerin, was ihre zurückhaltende Art vermutlich erklärte. Mit Sicherheit erklärte ihre Herkunft ihre blasse Haut.
    „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie Befürchtungen wegen unserer Bank haben. Mr Johnson hat mich gebeten, Ihnen einen Besuch abzustatten und Ihnen zu versichern, dass Sie keinerlei Bedenken zu haben brauchen. Die Bank ist sicher, offiziell eingetragen und eine weitaus bessere Aufbewahrungsstätte für Ihr Geld als Ihre Matratze.“
    „Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte sie. Ihre Stimme war so weich, dass der Klang wie ein flauschiger Pelz über seine Haut zu streichen schien.
    Hale fand diesen Gedanken so seltsam, dass er unwillkürlich die Stirn runzelte.
    „Es ist ja nicht so, dass ich Mr Johnson unterstellen würde, er sei ein Krimineller. Doch man hat mich gewarnt, nicht naiv zu sein, daher hat mir die Vorstellung, mein Geld einem Wildfremden anzuvertrauen, nicht gefallen … und dann habe ich ja auch noch niemals eine Bank gesehen, die aus grobem Holz zusammengezimmert wurde.“ Nun hob sie den Blick und musterte ihn aus ihren grünen Augen, in denen trotz der weichen Stimme nicht einmal ein Anflug von Furchtsamkeit lag. Vielmehr blitzte aus ihnen für den kurzen Moment, bis sie wieder zu Boden blickte, eine unerwartete Stärke hervor.
    Hale wich einen Schritt zurück, um nicht dem Impuls nachzugeben, auf die Witwe zuzugehen, um ihr näherzukommen. Ihr seidiges braunes Haar schimmerte im Sonnenlicht golden auf, und der Blick dieser jadegrünen Augen schien ihn förmlich zu durchbohren. Hale trat über die Kante der roh gezimmerten Veranda auf den festgetretenen Straßenlehm. „Es war klug von Ihnen, abzuwarten“, versicherte er. Über die Wangen der Witwe zog sich ein feiner roter Schleier, und sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Hale räusperte sich. „Falls Sie noch weitere Fragen haben, ich wohne gleich nebenan.“
    „Danke, Sheriff“, flüsterte sie.
    Hölle, noch mal, dachte er, als er sich dem Sonnenuntergang zuwandte und den Weg zum Saloon einschlug. War diese Frau nun zerbrechlich, willensschwach oder einfach nur sehr schweigsam? Sollte sie tatsächlich zerbrechlich sein, würde sie es in Wyoming nicht lange aushalten. Hale begriff noch nicht einmal, warum sie überhaupt hierhergekommen war. Dass ihr Bruder ihr das Haus hinterlassen hatte, bedeutete doch noch lange nicht, dass sie auch darin leben musste.
    „Ich gebe ihr einen Monat“, sprach er grimmig zu sich selbst, während er auf die schrille Musik zulief, die durch die offenen Fenster des Saloons drang. Höchstens noch ein Monat, dann würde seine neue Nachbarin zurück nach England reisen, wohin sie ganz offensichtlich gehörte. „Törichtes Weib.“
    Er hatte keine Ahnung, warum ihre Anwesenheit ihn so sehr beunruhigte. Irgendwie wusste er einfach, dass diese Frau hier nicht hingehörte. Das Leben in Wyoming war kurz und hart. Selbst die hartgesottensten Männer waren an diesem Landstrich schon zerbrochen, und jeder, ganz gleich wie alt, wie stark, ganz gleich ob Mann oder Frau … wirklich jeder wurde im Angesicht der unerbittlichen Sonne und der erbarmungslosen Winter mit den Jahren hart.
    Es gefiel ihm einfach nicht, dass er sich um diese zarte Frau sorgen musste. Dass sie nun seiner Verantwortung oblag. Doch am wenigsten gefiel ihm, wie ihre züchtig niedergeschlagenen Augen die dunklen Saiten seiner Seele zum Schwingen brachten.
    Erst wenn Mrs Anders diese Gegend verließ, würde er wieder aufatmen können. Doch jetzt brauchte er erst einmal einen verdammten Drink.
    Als Hale zu später Stunde nach Hause kam und die Treppe ins Schlafzimmer hinaufstapfte, verzichtete er darauf, eine Lampe zu entzünden. Der Mond war zwar nicht voll genug, um ihm den Weg zu leuchten, doch er lebte nun schon seit vier Jahren in diesem Haus und kannte es wie seine Westentasche.
    Der letzte Whiskey war einer zu viel gewesen. Nun fühlte sich sein Kopf schwer an. Müde ließ er seinen Mantel von den Schultern gleiten und öffnete seinen Waffengürtel. Die Pistolen schepperten laut, als Hale den Gürtel auf der Kommode ablegte. Dann knöpfte er sein Hemd auf und legte es ordentlich über einen Stuhl. Schon seit drei Jahren hatte er keine Frau mehr, die sich dieser Dinge

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