Nachtwelt (German Edition)
deine Bankdaten.“
Mimi war wie erstarrt und stotterte langsam ihre Kontoverbindung herunter. Während sie Bens Büro verließ, dachte sie: D er kann es ja richtig krachen lassen. Gut für Petra.
Brautpaar und Hochzeitsgäste treten auf den Vorplatz der Kirche. Es erwartet sie ein strahlend blauer Himmel, mit einer kullerrunden Sonne. Es wird gratuliert. Hände werden geschüttelt, es gibt Umarmungen und feuchte Küsse. Und in diese Harmonie und den Moment des zügellosen Glücks hört man Herrn Schultz (mit tz) rufen: „Verehrtes Brautpaar, liebe Gäste. Hallo, HALLOOOO.“
Bens Leute sind schon ruhig. Petras Familie und Freunde gackern noch.
„Ich möchte Sie jetzt bitten wieder ihre Plätze auf den Kutschen einzunehmen.“
Petra, die neben Mimi steht, flüstert ihr ins Ohr: „Ben wollte den haben. Wie hätte ich meinem Mann diesen Wunsch abschlagen können. Ich finde der hat irgendwie einen Stock im Arsch.“
Mimi grinst und nickt. Manchmal sind Apfel und Stamm wirklich nicht weit voneinander entfernt.
Dass Geklapper der Pferdehufe ist angenehm und gleichmäßig. Mimi überkommt eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit. Sie schließt die Augen und wieder spürt sie warme, weiche Lippen auf den ihren. Vielleicht ein Hormonstau. Wenn sie es schafft dieses Gefühl heute Nacht mit ins Bett zu nehmen, könnte daraus ein richtig guter Traum werden…….
Die Kutschen biegen von der Strasse, in Richtung Strand, ab. Es geht leicht Bergan und für einen Moment sieht man nichts als Himmel. Doch dann fällt der Dünenübergang zur Meerseite hin ab und der „Kniepsand“ liegt vor ihnen. Eine unendliche Sandfläche, die fast unwirklich erscheint. Hier verschmelzen Himmel, Meer und Strand miteinander und bilden eine grandiose Kulisse. Die milde Brise treibt den feinen Sand über die weite Fläche.
Petra stößt Mimi an und zeigt zurück zu den hohen Dünen: „Siehst du das Haus?“
Natürlich sieht Mimi das Haus. Es ist ein Traum. Ganz allein steht es auf einer der Dünen. Die dem Meer zugewandte Seite besteht komplett aus Glas.
„Das Haus ist der Wahnsinn. Die Aussicht muss der absolute Hammer sein“, sagt Mimi.
„Ja“, antwortet Petra, „so ist es. Und Ben hat es für die gesamte Zeit unserer Flitterwochen gemietet.“
Es gibt nur eine Farbe. Tischdecken, Geschirr, Servietten und die Stuhlhussen – alles ist weiß. Dazu sind Muscheln und Steine dekoriert. Der einzige Farbklecks sind die Limetten, die in riesigen, gläsernen Vasen schwimmen, in denen dicke Sträuße aus weißen Callas stehen.
Es gibt einen überdimensionalen Windschutz. Er ist mindestens 2,50 Meter hoch und wie ein L zur Windseite aufgestellt. Hinter ihm finden nicht nur die Tische, sondern auch das Buffet und ein DJ mit Anlage, Platz. Ohne den Wind ist es richtig warm. Mimi zieht, wie viele andere Gäste, ihre Jacke aus.
Ein riesiges Sonnensegel ist über die gesamte Fläche des „Partybereichs“ gespannt. Lange Seile, die mit schweren eisernen Hacken tief in den Boden geschlagen wurden, spannen das große Dreieck und halten es am Boden. Leicht schlägt das Segel im Wind. Wenn es sich hebt und senkt entstehen Schatten, die wie kleine Wellen über die gedeckten Tische rollen.
Mimi kommt zu Petra: „Es ist fantastisch. Besser geht es nicht. Was für eine logistische Meisterleistung, das alles hierher zu schaffen und so perfekt aussehen zu lassen.“
„Alles Bens Verdienst. Ich musste mich um nichts kümmern. Aber du kennst ja die Mediziner. Wenn es ums Feiern geht, sind die ganz groß.“
Mimi nickt und das Angrillen am Falkensteiner Strand fällt ihr wieder ein.
Es wird gegessen, Reden werden gehalten und es wird viel gelacht. Es ist der perfekte Tag. Als das Brautpaar den Tanz eröffnet, wird Mimi sentimental. So lange hat Petra auf ihr Glück gewartet und jetzt tanzt sie mit ihrem Prinzen der Ewigkeit entgegen. Ein langer Weg, der gegangen werden musste, um hier anzukommen. Die Tanzfläche wird voller. Damit niemand auf die Idee kommt sie aufzufordern geht Mimi zum Buffet und lädt ihren Teller noch einmal mit kleinen italienischen Leckereien voll.
Während Mimi an ihrem Tisch sitzt und isst, tanzen Petras Eltern an ihr vorbei. Herr Buschke ruft ihr zu: „Nicht so viel Essen, Mimi. Du hast mir einen Tanz versprochen. So gut wie heute werde ich nie wieder aussehen.“
„Ja und Sie haben gesagt, dass Sie nicht mit mir tanzen wollen, weil ich es nicht kann.“
„So schlimm
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