Nachtwelt
weißt, dass, sollten Pit oder
ich in der Schlacht sterben, dies das Ende einer großen Liebe ist. In der
Tagwelt kennen wir einander nicht und an die Nachtwelt hätten wir keine
Erinnerung. Du bist doch diejenige, die die Liebe über alles stellt. Wäre es
denn wirklich so schlimm, wenn Pit und ich darüber sprechen würden, wer wir in
der Tagwelt sind und wo wir uns dort wieder finden können.
Wenn ich auch nur versuche dieses Thema
anzuschneiden, weicht Pit mir aus. Könntest du nicht für mich herausbekommen
was er in der Tagwelt macht und wo er dort lebt? Ich habe ihn doch am
Falkenstei…..“
„Hör auf Mimi“, unterbricht Petra ihre
Freundin. Ihre Stimme ist streng und ernst. „Wir können die Welten nicht
vermischen. Es ist nicht nur ein Regelverstoß, sondern könnte sowohl die Tag-,
als auch die Nachtwelt verändern. Ich habe schon einmal versucht es dir zu
erklären. Mit anderem Wissen würden wir anders handeln und somit Einfluss auf
die Ereignisse nehmen. Wir würden dadurch die Geschichte verändern. Das könnte
dazu führen, dass die Zwerge krank werden oder sogar sterben. Beziehungen der
Tagwelt, wie zum Beispiel unsere Freundschaft, könnten Schaden nehmen oder
ausgelöscht werden. Möchtest du das?!“
„Nein, natürlich nicht.“
„Darum vermischen wir die Welten nicht. Wir
müssen daran glauben, dass die Dinge gut werden. Hoffnung ist das Licht in der
Dunkelheit.“
Noch bevor die drei Sonnen am Himmel erscheinen,
hat die Gemeinschaft das Feuer gelöscht.
Als sie nun ihre Waffen schultern, tritt
eine Vielzahl von Zwergen aus dem Schatten der Bäume. Einen Moment umringen sie
die Freunde und deren Seelenträger . Dann spricht der älteste der Zwerge:
„Wir bringen euch noch ein wenig des heilenden Pulvers“, er hält Theo einen
größeren Beutel entgegen, den dieser, mit einem Kopfnicken des Dankes, entgegen
nimmt.
„Wir haben Boten ins Land geschickt, um
Verbündete für euch zu finden. Macht euch nicht zuviel Hoffnung. Diese Welt ist
groß und obwohl wir über die Geschichte wachen, wissen wir wenig über das
Handeln der Ersten, die der Nachtwelt ihre Völker schenkten. Wir selbst wurden
erst Dekaden nach ihrem Erscheinen erträumt.
Wandert drei Tage nach Südwesten. Bei Anbruch
des vierten Tages wendet euch in Richtung des verdunkelten Himmels. Dort wo
Kälte euch umgibt und Angst euch fast zerfrisst, werdet ihr die ANDERENfinden
und die alles entscheidende Schlacht schlagen. Geht nun. Unsere besten Wünsche
und Gedanken sind mit euch.“
Mit diesen Worten treten die Zwerge zurück
in den Schatten der Singenden Bäume und die Gemeinschaft nimmt ihre
Wanderung in südwestliche Richtung auf.
Während des dreitägigen Marsches hat sich
die Nachtwelt merklich verändert. Die Farben der Blumen und Bäume sind nun
blasser. Das Licht der Sonnen hat an Magie verloren, es scheint von grauen
Nebeln durchzogen zu sein. Seit zwei Tagen hört man nicht mehr das fröhliche
Singen der Vögel und kein Lebewesen hat den Weg der Gemeinschaft gekreuzt. Als
die Freunde am gestrigen Abend ihr Feuer entzünden wollten, fanden sie kaum
Holz und mussten auf kargen Fels campieren.
Noch während der Nacht hat die
Gemeinschaft ihren Marsch wieder aufgenommen. Keiner von ihnen wollte länger
dort verharren, denn mit der Dunkelheit der Nacht war nicht nur die Kälte
gekommen, sondern auch die Angst. Langsam, doch unaufhörlich hat sie sich ihren
Weg durch die Körper der Freunde gesucht und hält nun deren Herz in ihrer
kalten Hand.
Als die Sonnen die Umgebung erhellen,
sehen die Freunde zu ihrer Linken eine riesige Gebirgskette. Hinter den Gipfeln
hat sich der Himmel verdunkelt.
„Ich schätze, dass wir in ein bis zwei
Tagen das Gebirge erreicht haben werden“, sagt Artemer.
Und so nimmt die Gemeinschaft wieder ihren
Marsch auf. Plötzlich stehen die Freunde einer Gruppe von zehn Männern
gegenüber. Schwerter werden gezogen, Pfeile an die Bögen gelegt.
„Haltet ein“, sagt einer der Fremden.
„Mein Name ist Br∆∂. Wir sind die Aus Eis geborenen und
wollen euch in der Schlacht zur Seite stehen.“
Seine Stimme ist wie ein Echo und schön
wie Musik. Langsam lassen die Freunde ihre Waffen sinken. Die Fremden, die
ihnen gegenüberstehen sind groß und muskulös. Ihre Haare haben sie zu einem
langen Zopf geflochten. Ihre Augen sind blau. Die großen Pupillen silbern. Die
Männer tragen Lederhosen, ansonsten sind sie nackt. Ihre Körper sind wie
glatter Stein. Sie scheinen
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