Nackt schlafen ist bio
drei Paar Wollsocken übereinander, verschiedenen nicht zueinanderpassenden Schlafanzugteilen aus Flanell, Handschuhen, zwei Extradecken und einer ins Kopfkissen gestopften Wärmflasche im Bett wieder, wobei ich unentwegt hoffte, Sophie würde sich als zusätzliche Wärmeschicht auf mich legen. In einer besonders eisigen Nacht stellte ich meinen Radiowecker auf einen Sender mit beruhigender Musik ein, um mich trotz meiner Unterkühlung in den Schlaf lullen zu lassen.
Als ich am nächsten Morgen zum Easy-Listening-Sound von Kenny G erwachte und mich an mein Kissen mit der Wärmflasche kuschelte, das meine Nase und meine Speicheldrüsen offenbar die ganze Nacht vollgesabbert hatten, dachte ich mir, dass das alles nicht passiert wäre, wenn ich a) meinen Thermostat in Ruhe gelassen hätte, b) in einer dieser zahlreichen wundervollen Städte südlich des 49. Breitengrads leben würde oder c) einen Freund hätte, der in meinem Bett für die nötige Hitze sorgte.
6. MÄRZ , 6. TAG
Kein in Flaschen abgefülltes Wasser mehr
Eigentlich ist es ja absurd, dass man teures Geld für Wasser in Flaschen ausgibt. Aber irgendwann wurde es normal, und ich gestehe, dass ich mich von dem Trend anstecken ließ. Auch ich wurde ein bisschen ein Wasser-Snob. Ich meine, ich war schon immer bei den meisten Dingen ein Snob, aber wenn es um Mineralwasser geht, macht mir niemand ein Evian für ein Volvic oder ein San Pellegrino für ein San Benedetto vor. Und ich werfe mein Geld nicht für in Flaschen abgefülltes Leitungswasser hinaus, das einer Umkehrosmose unterzogen und von den netten Menschen bei Coca-Cola mit dreierlei Salzarten angereichert worden ist, wenn ich stattdessen natürliches Quellwasser haben kann, das von Passatwinden gereinigt vor Ort in einem unberührten Regenwald auf den Fidschis abgefüllt wird. Andererseits bin ich alt genug, um mich noch zu erinnern, wie Flaschenwasser auf den Markt und in Mode kam, und irgendwie ist mir auch klar, dass das ganze Konzept des Flaschenwassers zumindest in den Industrieländern absoluter Unsinn ist, ganz zu schweigen von der Unmenge an anfallendem Plastikmüll und dem überflüssigen Transportaufwand.
Also werde ich als nächsten Öko-Schritt wieder dazu übergehen, gewöhnliches Leitungswasser zu trinken. Ich verwende einen Trinkwasserfilter, wodurch das Wasser zumindest nicht ganz so metallisch schmeckt, und wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin, nehme ich mir Wasser in einer Trinkflasche mit. Mag das Teil auch nicht sonderlich cool sein – bestimmt ist in den meisten Geschäften das Mitbringen von Hunden, Fremdverzehr und langweilig aussehenden Trinkflaschen verboten –, ruft es doch Erinnerungen in mir an Zeiten wach, als ich mir das Haar zu symmetrischen Zöpfen flocht, mit einem altersschwachen Kanu auf den Big Hawk Lake hinauspaddelte und mir in meinen Sportsandalen die Zehen braunbrennen ließ, während ich ab und an nach einer Mücke schlug, Kenny-Rogers-Songs trällerte (zugegebenermaßen ziemlich falsch) und warmes Wasser aus meiner Halbliter-Trinkflasche mit Schraubverschluss trank.
Neulich habe ich all diese Artikel gelesen, wonach bestimmte Plastikflaschen aus Polycarbonaten Bisphenol A freisetzen, eine östrogenartige, hormonell wirksame Substanz, und außerdem Nährboden für gefährliche Keime sein können, wenn man sie nicht richtig sauber hält. Aber zum einen reinige ich meine Flasche täglich mit Spülmittel, und was kann mir eine kleine Extradosis Östrogen schon schaden? Dann werde ich vielleicht nicht so leicht schwanger und bekomme weniger Pickel.
In meiner Welt ist das ein klarer Vorteil.
9. MÄRZ , 9. TAG
Regionale Produkte essen
Im Lebensmittelladen sehe ich mich mittlerweile mit einigen Problemen konfrontiert, besonders in der Obst-und-Gemüseabteilung. Es fängt schon damit an, dass ich oft mit dem Korb in der Hand zwischen den Apfelkisten stehe und mich nicht entscheiden kann: den biologischen Apfel aus den Vereinigten Staaten oder den gespritzten, aber hier in der Region Ontario angebauten? Der amerikanische Bio-Apfel glänzt nicht so schön, aber vielleicht müssen Äpfel ja gar nicht so glänzen; die Pestizide des regionalen Apfels könnte ich zu Hause mit einem speziellen Obstwaschmittel abwaschen, aber das würde noch mehr Ressourcenverbrauch bedeuten. Oft suche ich Rat bei meinem Mini-Al-Gore, der erstmals damals auftauchte, als ich auf Recycling-Küchenpapier umgestiegen bin, aber auf die Einflüsterungen meines imaginären Freunds ist auch
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