Nackt schlafen ist bio
nicht immer Verlass, wenn schwierige Entscheidungen anstehen.
Wenn mich Meghan bei meinen Lebensmitteleinkäufen begleitet, weiß ich schon im Voraus, was sie sagen wird, nämlich dass meine eigene Gesundheit wichtiger ist als die des Planeten und zahlreiche Studien nachgewiesen hätten, dass biologisch angebautes Obst und Gemüse mehr Nährstoffe hat; also sollte ich die Bauern unterstützen, die sich um natürliche Anbaumethoden bemühen, und den US -amerikanischen Apfel nehmen. Allerdings weiß ich auch, dass die Menschen seit Jahrhunderten auf ihre Sinneseindrücke vertrauen, wenn es darum geht, zu beurteilen, was gut und was schlecht für sie ist – weswegen der Anblick und Geruch von vergammeltem Essen Ekelreflexe in unserem Hirn auslöst –, und dieser Royal Gala aus Ontario sieht von Haus aus ziemlich gut aus. Außerdem ist er garantiert frischer, was heißt, dass er wahrscheinlich besser schmeckt, und da er nicht tagelang in einem Lkw auf holprigen Autobahnen durchgerüttelt worden ist, hat er bestimmt genauso viele Nährstoffe wie der amerikanische. Andererseits: Wenn ich die regionalen Äpfel kaufe, erzeuge ich dann eine entsprechende Nachfrage und fördere so den Pestizideinsatz?
Als ich das letzte Mal in diesem Dilemma steckte, stand ich nur da und starrte die Äpfel mindestens fünf Minuten lang an, was im Grunde nicht so schrecklich lang ist, in der Welt der Supermärkte jedoch fast schon den Sicherheitsdienst auf den Plan ruft. Sicher wäre es optimal, wenn ich ökologisch erzeugte Lebensmittel regionaler Herkunft essen könnte, aber dieses Privileg haben anscheinend nur die Kalifornier – überall sonst ist es entweder zu feucht, zu trocken, zu heiß, zu kalt, zu dunkel oder zu sonnig. Wir Übrigen aus den anderen Klimazonen haben eben immer ein klein bisschen Stress in der Obst-und-Gemüseabteilung. Wie der Bestsellerautor und Ernährungsphilosoph Michael Pollan mehrfach betont, ist uns das kollektive Wissen darüber, was wir essen sollen, abhandengekommen; stattdessen haben wir Ernährungspyramiden, Ernährungswissenschaftler, Diätkuren und ganze Bücher, die sich der kritischen Zerlegung des Twinkie in seine Einzelteile widmen – eines Cremekuchens, der aus mehr als 90 verschiedenen und überwiegend künstlich hergestellten Inhaltsstoffen besteht, unter anderem auch Fleischextrakt.
Aus ökologischer Sicht halte ich es eindeutig für wichtiger, Produkte aus der Region statt aus biologischem Anbau zu kaufen, aber ich möchte mich dabei nicht auf die Region Ontario beschränken müssen – zumindest nicht, solange mir mein Arzt kein regional erzeugtes Mittel gegen Skorbut verschreibt. Doch ich will künftig einzig und allein Lebensmittel kaufen, die aus Kanada oder den Vereinigten Staaten kommen. Das heißt, ab sofort sind Mangos und Bananen bis zum Ende meines Öko-Jahres tabu, Zitronen und Limonen hingegen nur bis zum Sommer, sofern sie aus Kalifornien stammen. Dasselbe gilt für Avocados und Grapefruits.
Alkohol bleibt von dieser Regel jedoch weiterhin ausgenommen, zumindest bis ich einen einheimischen Wein finde, der nicht wie Traubensaft schmeckt.
14. MÄRZ , 14. TAG
Auf phosphatfreies Maschinengeschirrspülmittel umsteigen
Ich glaube, in der Abteilung Putz- und Reinigungsmittel ist kaum ein Produkt überzeugender als die Power Tabs mit und ohne extrastrong Zusatzkugel, die kraftvoll unser Geschirr von ekligen Essensresten befreien. Am besten ist das in Verbindung mit Spülmaschinen-Deo – wer liebt nicht diesen heißen, blitzsauberen Duft, der einem entgegenweht, wenn man die Spülmaschine öffnet? Meine Lieblingssorte ist die mit »frischem Brandungsduft«. Ich weiß zwar nicht genau, wie Brandung riecht – geschweige denn, wie sich eine frische Brandung von einer abgestandenen unterscheidet –, aber mir gefällt die Vorstellung, dass in meiner Spülmaschine, sobald ich sie einschalte und das vertraute Brummen höre, eine enorme Welle herumschwappt und mit sanfter, aber effektiver Gewalt gegen meine Teller und Tassen anbrandet, bis sie strahlend sauber und frei von pappigen Resten sind.
Leider habe ich neulich meine letzten Vorräte aufgebraucht und musste mir eine ungefährlichere und natürlichere Alternative suchen.
»Probier es doch mit Natron und Essig«, schlug mir der imaginäre Gore vor, der plötzlich wieder aufzutauchen beliebte, als ich im Bio-Supermarkt stand. Kann man einem imaginären Freund die Freundschaft aufkündigen? Wie auch immer, er begann die Vorzüge
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