Nackt und scharf: Erotische Geschichten (German Edition)
wieder heftiger, in meinem Becken zieht es verräterisch. Das alles lässt sich nicht leugnen und auch nicht unterdrücken, es will ausgelebt werden.
Ein uralter Spruch meiner längst verstorbenen geliebten Großmutter fällt mir plötzlich wieder ein.
»Einmal ist keinmal!«, hauche ich durchs Handy hindurch in dein Ohr.
»Ja, das stimmt!«, bestätigst du rasch und klingst ganz ernst dabei.
Du schweigst kurz und beginnst dann wieder zu reden: »Ja, ich kenne diesen Spruch. Und ich denke tatsächlich, da ist viel Wahres dran. Auch wenn dieser eine einzige Kuss damals uns beiden nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Einmal kann manchmal auch viel mehr sein!«
Wie recht du hast …
Ich kann mich noch genau an den Kuss erinnern, trotz des vielen Alkohols. Wir lagen in dem ohnehin schummrigen Partykeller eines Freundes in einer extraschummrigen Ecke auf einer herumliegenden Knutschmatratze.
Die Knutschmatratzen gehörten damals zu jeder anständigen Teenager-Party wie die Zigaretten und der Alkohol und die laute hämmernde Musik.
Es war nicht nur ein langer, intimer Kuss zwischen uns damals. Es war eine Knutschorgie. Sie dauerte gefühlt eine volle Stunde. Keine Ahnung, wie wir zwischendurch überhaupt genug Atemluft bekamen. Und noch dazu in dem verrauchten Partykeller und bei den fest geschlossenen Fenstern, der Nachbarn wegen.
»Dann sehe ich dich übermorgen?«
»Ja!«, sage ich fest. »Wie war die Zimmernummer noch mal?«
»Eins-zwei-drei«, sagst du heiter. »Ganz einfach, Sonja. Eins-zwei-drei.«
Du betest die Zahlenfolge in einem sanften singenden Rhythmus herunter, sie klingt auf diese Weise wie ein Mantra. Das Mantra schwingt in meinen Ohren nach, und ich muss lachen.
»Eins-zwei-drei«, wiederhole ich im selben heiteren Tonfall und Rhythmus. »Eins-zwei-drei. Und-ich-bin-dabei.«
Dann lege ich auf. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
In achtundvierzig Stunden kann man sich als Frau gedanklich gut mehrere Dutzend verschiedene Outfits zusammenstellen. Und jedes Mal alles auch verzweifelt wieder verwerfen: Nicht sexy genug … Zu sexy, es könnte ihn verschrecken … Zu bunt … Zu eintönig … Macht blass … Lässt den Teint fleckig erscheinen … Betont den Busen zu sehr … Betont den Busen zu wenig …
Ich entscheide mich dann schließlich für das neue blaue Kostüm – und schlüpfe kurz vor der Abfahrt doch noch in ein rotes Kleid.
Das blaue Kostüm kommt in die Reisetasche, so kann ich mich im Notfall auf der Autobahn in einer Raststättentoilette erneut umziehen. Den Halt habe ich ohnehin fest eingeplant. Ich will bei der Gelegenheit mein von der langen Autofahrt sicherlich ruiniertes Make-up erneuern und die Haare bürsten, bis sie glänzen.
Für die Fahrt habe ich mir leise, zärtliche Pianomusik ausgesucht. Ich brauche das zur Einstimmung auf den Sex mit dir. Und zur Beruhigung meiner flatternden Nerven.
Als ich die bewusste Raststätte erreiche, sage ich mir, dass es jetzt an der Zeit wäre, wieder umzukehren und nach Hause zu fahren. Ich habe die flimmernde Vorfreude bis zur Neige ausgekostet. So schön und aufregend und so lang kann kein Sex der Welt sein, auch mit dir nicht.
Das Beste habe ich demnach bereits hinter mir, ich habe es genossen – und damit ist es auch gut.
Ich hole mein Handy heraus und will dir eine SMS schreiben, ich weiß, dass dies genügt und du mir nicht böse sein wirst. Vermutlich sogar im Gegenteil – du wirst mir dankbar sein und dich erleichtert fühlen, denn wahrscheinlich hast du eben dasselbe gedacht wie ich! Wir sind uns so ähnlich, das haben die vielen Telefonate und E-Mails der letzten Wochen deutlich gezeigt.
Und dann sehe ich es: Du hast mir bereits eine SMS geschrieben, vor einer halben Stunde schon. Ich hatte die Musik so laut aufgedreht und deshalb wohl das Summen des Handys überhört.
Plötzlich wird mir ganz schlecht vor Enttäuschung: Ich bin sicher, du willst unser Treffen absagen, du hast es dir anders überlegt!
Ich bin bereits eingetroffen und habe Champagner aufs Zimmer bestellt. Ich freue mich so sehr auf dich, Sonja. L.
Vor Erleichterung und Freude beginne ich zu singen. Und plötzlich habe ich es schrecklich eilig, ich will nur noch zu dir! Ich will dich fühlen, schmecken, riechen, erforschen. Ich will mich auch nicht mehr umziehen, das rote Kleid ist ideal, es ist sexy genug und trotzdem bequem und hat vor allem diesen weiten, schwingenden Rock, der nicht knittert, weder beim Sitzen, noch beim Liegen oder überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher