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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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seltsam dabei vor. Ich, die ich ja gerade auf körperliche Liebe aus war, in meinem Alter noch dazu, mit meiner dürftigen Erfahrung, ich, die ich dem jungen Burschen als Vorbild dienen sollte, ich wollte ihm weismachen, dass es auf die Dinge, die auch ich suchte, gar nicht ankam. Aber egal, worauf es ankam. So einen kleinen Jungen hätte ich nicht geschafft. Das wäre wirklich zu viel des Guten gewesen.
    Ich ging weiter aufmerksam die Briefe durch, las jeden einzelnen wieder und wieder. Bevor ich ein zweites Mal zum Telefon griff, legte ich mich mit den verschiedenen Schreiben ins Bett und erneuerte meine Freundschaft mit dem Schaufelgriff.
    Einer hatte genau dargelegt, was er mit mir machen wollte. Ich war ziemlich verwundert: Auf einem Friedhof wolle er mich ausziehen, schrieb er, und mich mit siebzehn Kerzen beleuchten, in einem Rabenschwarm wolle er auf mich niedersinken, in einer Katermaske aus Latex und mit einer Peitsche aus Katzendärmen und so weiter. Er schien eine merkwürdige Katzenfixierung zu haben, ich fand ihn aber dennoch interessant. Am Telefon stellte sich heraus, dass er ein Mann meines Alters war, der naturgemäß mit Potenzproblemen zu kämpfen hatte. Das gestand er mir offenherzig. Er hatte vor, seine Phantasien rein verbal auszuleben und ansonsten möglichst bei Vollmond händchenhaltend über Parkwege an Rosenhecken vorbei spazieren zu gehen. Diese möchtegernromantischen Spazierereivorstellungen fandich richtig unappetitlich. Ich legte auf, als er mit seiner zittrigen Stimme von Vergissmeinnicht und Gänseblümchen zu schwafeln begann.
    Dann wandte ich mich wieder den Briefen zu. Endlich öffnete ich ein Kuvert, dessen Inhalt meinen Vorstellungen entsprach. Der Verfasser – er hieß Josef Werther und wohnte in Schwechat – sagte in wenigen Zeilen, dass er meine Wünsche verstehe, dass er zu seinen eigenen Vorzügen nichts zu sagen wisse und dass ich anhand des beiliegenden Fotos entscheiden solle, ob er für mich infrage käme oder nicht.
    Auf dem Bild war ein kräftiger Mann um die vierzig mit dichtem Haar, einem buschigen Schnurrbart und ebenso buschigen Augenbrauen zu sehen, der einen eleganten Anzug trug.
    Ich rief ihn an. Seine Stimme war tief und sympathisch, und er sprach ohne Dialekt. Das gefiel mir, und wir vereinbarten ein Treffen in dem Espresso bei mir in Laxenburg.

9
    Zur festgesetzten Zeit saß ich auf einer rot gepolsterten Bank vor einer Melange und rührte im Milchschaum. Ich war etwas überpünktlich und hatte vor, jedenfalls nicht länger als zwanzig Minuten zu warten. Im Licht der runden Milchglaslampen saß eine Gruppe von Rentnerinnen vor Tellern mit verschiedenen bunten Torten. Die weiß-blau gestreiften Schürzen der Kellnerinnen bildeten einen starken Kontrast zu dem roten Hintergrund. Ich kontrollierte die Knöpfe meiner grünen Filzweste. Alles in Ordnung. Einige Jugendliche betraten das Café, bestellten Cola, sprachen über Schulnoten, machten Witze über Genitalien, beschimpften sich hin und wieder gegenseitig, gerade so laut, dass niemand es für nötig hielt, sie des Lokals zu verweisen. Ein dicker Mann mit Glatze, der mir erst jetzt auffiel, schlürfte am Tischchen in der hintersten Ecke bei den Toiletten sein Rotweinglas leer, stand auf, ging auf mich zu und bestellte im Gehen mit einem Wink zwei weitere Gläser Wein. Er setzte sich neben mich auf die Bank:
    Â»Hallo, ich bin der Josef.«
    Ich betrachtete ihn von oben bis unten. Er trug einen nicht gerade sauberen, dunkelblauen Trainingsanzug, der ihm viel zu weit war und seinen Bauch trotzdem nicht verbergen konnte. Dazu alte weiße Sportschuhe. Seine hellblauen Augen waren gerötet und geschwollen, und er hatte eine Knollennase.
    Ich vergaß vor Enttäuschung ganz darauf, ihn zu begrüßen. »Auf dem Bild hatten Sie noch viel mehr Haare«, sagte ich wohl ein bisschen zu direkt.
    Er ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    Â»Wollen wir nicht per Du sein? Ich heiße Josef…«
    Â»Gut. Elfriede. Grüß Gott«, seufzte ich.
    Â»Sei nicht traurig über mein Aussehen«, sagte er und lächelte. »Ich bin sicher, dass wir Spaß haben werden.«
    Â»Ja«, seufzte ich.
    Â»Du hast es schön hier in Laxenburg, nicht so viele Flugzeuge, stattdessen ein Schloss!«, versuchte er ein Gespräch zu beginnen, aber da brachte die Kellnerin den Wein, den ich nicht wollte. Josef

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