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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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lachte. Er sagte der Kellnerin, dass alles in Ordnung sei und dass sie die Gläser da lassen könne.
    Â»Ich trinke fast nie Alkohol«, erzählte ich. »Nur manchmal am Abend einen Schluck oder an Feiertagen in Gesellschaft ein Gläschen Sekt.«
    Â»Ich trinke sonst auch nicht, aber heute bin ich etwas nervös, nur ein kleines bisschen natürlich«, meinte er.
    Â»Wäre ich auch an deiner Stelle. Du bist ja mindestens zwanzig Jahre älter als auf dem Bild, das du geschickt hast.«
    Â»Naja, ich bin fünfundfünfzig. Und du bist wirklich schon neunundsechzig? Du siehst jünger aus!«
    Â»Ha! Danke. Ich habe auch geschwindelt, ich bin neunundsiebzig«, gab ich lachend zu.
    Â»Na bitte, jeder macht sich doch irgendwie jünger.«
    Er war zumindest nicht unsympathisch, und meine Laune besserte sich langsam.
    Â»Ja, die Leute schminken sich. Und jetzt gibt es Schönheitsoperationen und all das«, sagte ich.
    Â»Bei dir ist es nicht die Schminke«, sagte er. »Du siehst ja wirklich jünger aus.«
    Â»Danke.«
    Â»Die Politiker schminken sich auch«, spann er das Gespräch weiter. »Alles nur Masken.«
    Also begannen wir über die Politik zu diskutieren. Tatsächlich waren wir in einigen Punkten ganz einer Meinung. Das hatte ich nicht erwartet. Ich ließ mich überreden, doch mit ihm anzustoßen. Ich fand ihn jetzt richtig nett. Mit ihm ins Bett wollte ich aber nicht. Ich versuchte es ihm anzudeuten, aber die Andeutungen waren wohl nicht klar genug. Sie waren in Komplimente verpackt, und er hörte anscheinend nur, was er hören wollte.
    Als unsere Diskussion bei den Problemen des Versicherungssystems angekommen war, leerte er mit einem Schluck sein Glas und sah mich mit seinen geröteten Hundeaugen ernst an. Mit einem Mal hielt er meine Hand fest.
    Â»Du, Josef …«, wollte ich ihm noch einmal und diesmal deutlicher meinen Standpunkt darlegen, aber er ließ mich nicht.
    Â»Elfriede«, hauchte er, »Du bist eine wundervolle Frau!«
    Ich wollte lachen. Aber da rückte er näher, drückte meinen Oberschenkel mit den Fingern. Ich rutschte weg. Er griff mir zwischen die Beine.
    Ich sah, wie sich in der Gruppe von Jugendlichen ein Mädchen mit blond gefärbten Haaren und blauem Lidschatten über uns wunderte. Ohne uns aus den Augen zu lassen, zupfte sie am Hemdärmel ihres Sitznachbarn. Der dachte, er solle sie küssen, bewegte seinen Mund zu ihrem Hals, aber sie schüttelte den Kopf und deutete auf uns. Er lachte laut auf. Das Mädchen kicherte. Ein anderes Mädchen schaute angewidert.
    Ich nahm Josefs Hand, drückte sie weg. Er nahm meine Hand, zog sie zu sich, drückte sie auf seinen steifen Penis.
    Und das alles im Kaffeehaus bei mir an der Ecke.
    Ich schämte mich, wollte nicht laut werden. Ich rief nach der Kellnerin, um zu zahlen. Da gab er Ruhe.
    Wir verließen das Kaffeehaus. Es war früher Nachmittag.
    Â»Wir sollten doch lieber per Sie bleiben«, sagte ich.
    Â»Tut mir leid, wenn es dir unangenehm war, Elfriede, das wirdnicht wieder vorkommen. Ich hatte so ein Gefühl, dass du das wolltest. Gehen wir noch ein wenig spazieren? Die Unterhaltung mit dir war so interessant«, sagte er ganz ruhig.
    Es störte mich, dass er nicht auf meinen Vorschlag einging. Ich verzieh ihm aber, und nachdem ich mich zuerst noch ein bisschen geziert hatte, gingen wir in den Schlosspark. Er bot mir den Arm an, aber ich lehnte ab, auch wenn es meinen müden Beinen bestimmt gutgetan hätte.
    Ich rede gern über Politik, auch wenn ich mich nicht besonders gut damit auskenne, jedenfalls nicht so gut, wie man sollte. Er hingegen kannte sich sehr gut aus, obwohl er nicht besonders gebildet war. Soweit ich ihn verstand, war er ein Facharbeiter in Frührente. In Sachen Politik schien er mir ziemlich einfühlsam zu sein. Er verstand die Anliegen der Rentner, der Arbeiter, der Ausländer, der Unternehmer. Und er rechnete vor, wie man die Situation der jeweiligen Gruppe verbessern könnte, welche Steuern man erhöhen, welche abschaffen sollte. Das waren dann doch etwas viele Zahlen für mein Verständnis, aber ich ließ ihn reden, war froh, dass er ein Thema hatte, über das zu reden ihn freute. Und ich teilte seine Freude.
    Wir spazierten am Grünen Lusthaus vorbei.
    Â»Möchtest du nicht einen schmaleren Weg einschlagen?«, fragte er.
    Â»Eigentlich nicht«, antwortete

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