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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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Briefkasten zweimal. Ich kam mir wie ein junges Mädchen vor, dem der Geliebte einen Liebesbrief angekündigt hat.
    Als ich jung war, wohnte ich in Wien Margareten in der russischen Besatzungszone. Ich war die jüngste von drei Schwestern. Mein Vater starb, als ich vier Jahre alt war, und unsere Mutter war sehr streng. Sie erklärte uns, dass die Kinder von selbst der Eheentsprängen, dass sie von Gott kämen, die Heilige Jungfrau Maria habe nicht einmal einen Mann dafür gebraucht.
    Meine älteren Schwestern waren recht hübsch, aber ich sah wie ein dürrer bartloser Knabe aus. Die Regel bekam ich erst mit achtzehn, viel zu spät, und ich dachte, dass das eine Krankheit sei, eine womöglich sogar tödliche.
    Die Jungs mochten mich trotz allem, ich hatte sogar ein paar richtige Bewunderer. Ich glaube, es lag daran, dass ich auch wie ein Junge war. Vielleicht mochten sie es, wie ich mit ihnen umging. Ich hatte überhaupt kein Verlangen nach ihnen, und folglich zeigte ich auch überhaupt kein weibliches Interesse. Für manche jungen Männer war das wohl erregend.
    Einer mochte mich besonders, und ich unterhielt mich gern mit ihm. Wir kannten uns von einer Tanzveranstaltung. Er wollte mich ins Kino einladen, aber meine Mutter erlaubte das nicht. Manchmal wartete er vor der Erzieherinnenschule, die ich damals besuchte, um mich nach Hause zu begleiten.
    Einmal kamen wir um viertel vor sieben vor unserem Haustor an. Um sieben musste ich daheim sein, keine Minute später, also hatten wir eine ganze Viertelstunde Zeit. Wir unterhielten uns über das Wetter und die Berufsaussichten. Zwei Minuten nach sieben öffnete sich das Haustor, meine Mutter kam heraus und gab mir vor seinen Augen eine schallende Ohrfeige.
    Danach ging ich ihm aus Scham aus dem Weg. Nachdem er einige Male vergeblich auf mich gewartet hatte, gab er es auf. Er studierte Pharmazie und wollte Apotheker werden. Er war ein paar Jahre älter als ich. Ich weiß nicht, was aus ihm wurde. Wahrscheinlich ist er längst gestorben.
    Wenn er mir damals geschrieben hätte, hätte meine Mutter wahrscheinlich den Brief geöffnet. Er hat es aber wohl nicht getan. Ich erwartete das auch nicht von ihm. Aber jetzt, nachdem ich die Anzeige aufgegeben hatte, jetzt, da ich niemandenkannte, der mich von irgendwo abholen, keinen, der mit mir zur Nachmittagsvorstellung ins Kino gehen könnte, jetzt hoffte ich auf einen Liebesbrief.



8
    Nach einer Woche etwa kam tatsächlich eine Antwort, am Tag darauf waren schon zwei Kuverts im Briefkasten, und es folgte ein ganzer Stoß. Ich konnte es kaum glauben, so begehrt zu sein. Allerdings waren die meisten Briefe für die Erfüllung meiner Wünsche gelinde gesagt denkbar unbrauchbar.
    Das erste Schreiben, das bei mir ankam, war auf einem lieblos aus einem Schulheft herausgerissenen Blatt verfasst. Die Schrift allein zeugte von einem schlechten Geschmack, der Inhalt tat es noch mehr.
    Â»Ich fick dich in den Arsch, du Hure! Sieh dir nur meinen Monsterschwanz an! Ich mache deine Falten glatt!«
    Ein Bild des »Monsterschwanzes« lag bei. Er war wirklich von beachtlicher Größe, aber die Rötungen auf der Eichel waren weniger einladend. Diesen Brief warf ich weg. Ein anderer Absender war offenbar bereit, mich für meine Liebesdienste zu bezahlen. Er machte auch gleich einige Vorschläge. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen? Ich tat es nicht.
    Rührend fand ich das etwas unbeholfene Schreiben eines Siebzehnjährigen. Er rühmte sich selbst seiner üppigen sexuellen Erfahrung und versprach mir mit den blumigsten Worten die beste und allumfassendste Befriedigung, die ich je erlebt hätte. Zwischen den Zeilen klang für mein Gefühl aber ziemlich klar ein leiser Jammer darüber durch, dass ihm die Liebe seiner Altersgenossinnen fehlte. Seine Telefonnummer stand auch dabei. Also rief ich ihn an. Ich wollte ihm meine Absage möglichst einfühlsam beibringen.
    Er meinte, dass er es einfach nur gerne mit einer reiferen Frau ausprobieren würde. Er war noch im Stimmbruch, schien mir. Vielleicht hatte er sein Alter ebenfalls korrigiert, allerdings um ein paar Jahre nach oben.
    Ich redete ihm gut zu, dass er bestimmt ein Mädchen finden werde, eins in seinem Alter. Ich erklärte ihm, dass es nicht so sehr auf die körperliche Liebe ankomme, dass alles seine Zeit brauche, dass er bestimmt glücklich werden würde.
    Ich kam mir etwas

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