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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Wieder ertönte das Verdauungsgeräusch, gefolgt von einem grässlichen Klappern und Knistern. Sie sah gerade noch, wie das letzte Blatt Papier in einem Dreißig-Grad-Winkel in das Gerät gesogen wurde. Der Computer begann zu piepen, und ein Hinweis erschien. »Papierstau! Papierzuführung frei machen und Druckvorgang fortsetzen.«
    Sie schielte auf ihre Uhr. Schon acht Minuten, und jetzt musste sie auch noch diesen dämlichen Drucker reparieren.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Du schaffst das. Du bist gut mit Computern. Du hast jede Funktion an deinem Handy rausgekriegt, da wirst du ja wohl diesen Drucker wieder auf Trab bringen. Aber dieses blöde Gerät war nicht mit dem Drucker zu vergleichen, den sie zu Hause hatte, und auch nicht mit dem in ihrem Büro. Sie konnte nicht mal sehen, wie er aufging. Sie zog an dem eingeklemmten Blatt, was nur dazu führte, dass sie es abriss. Noch einmal tief Luft holen. Ruhig bleiben. Genau hinschauen. Sieh dir an, wie das Ding funktioniert.
    Und dann hörte Manny zum ersten Mal, seit sie Pacos Zimmer betreten hatte, ein Geräusch von draußen.
    »Hi, Mama! Ich bin wieder da!«

19
    Mindestens zum hundertsten Mal, seit Manny den Raum verlassen hatte, sah Jake unauffällig auf die Uhr. Acht Minuten und dreiundvierzig Sekunden waren vergangen. Nach fünf Minuten hatte Señora Sandoval von der Mappe mit Tierfotos aufgeblickt und fragend zur Badezimmertür hinübergesehen. Jake hatte die Erklärung von Mannys gelegentlichen Übelkeitsanfällen geliefert, und erstaunlicherweise hatte Señora Sandoval irgendetwas Mitfühlendes gemurmelt und sich wieder der Durchsicht der Fotos gewidmet. Jetzt hörten sie beide das Geräusch einer sich öffnenden Tür und blickten hoch.
    Jake konzentrierte sich sofort auf den dämmrig beleuchteten Flur, der nach hinten zu den Schlafzimmern führte. Falls Manny von dort auftauchte, betete er inständig, dass sie eine plausible Erklärung für ihre Gastgeberin parat hatte. Aber aus der Richtung kam niemand, was ihn hoffen ließ, dass sie es bereits aus Pacos Zimmer zurück ins Bad geschafft hatte und jeden Augenblick wieder auftauchen würde. Aber als er zur Badezimmertür schielte, war die noch immer geschlossen, und ein Lichtstreifen drang unter ihr hervor.
    Also welche Tür war aufgegangen?
    »Hi, Mama! Ich bin wieder da!«
    Jake spürte einen plötzlichen Stich in der Brust und eine Anspannung der Beinmuskulatur, einen spontanen Kopfschmerz auf der linken Seite und Herzrasen. Das war nicht vorgesehen. Paco sollte doch den ganzen Tag mit seinem Sozialkundekurs auf einer Exkursion sein.
    Ein schlanker junger Mann mit dunklen welligen Haaren erschien im Foyer und schaute ins Wohnzimmer.
    »Paco, Schätzchen. Das ist ja eine Überraschung. Wieso bist du so früh wieder zurück?«
    »Die Exkursion wurde vorzeitig abgebrochen, wegen Regen.«
    »Ah, que malo. Komm her. Ich möchte dir Mr Rose vorstellen. Er erzählt mir gerade etwas über die Bemühungen, Tiere an der Golfküste zu retten. Diese Fotos musst du dir ansehen, Schätzchen. Es ist todtraurig!«
    Jake blickte Paco in die Augen, versuchte, ihn durch Willenskraft dazu zu bringen, ins Wohnzimmer zu kommen und sich zu ihnen aufs Sofa zu setzen. »Wir haben viele jugendliche Helfer in unserer Organisation«, sagte Jake, bemüht, seine Stimme entspannt klingen zu lassen. »Vielleicht würde es Paco ja interessieren, welche Möglichkeiten wir unseren jungen Freiwilligen bieten.«
    Paco lächelte, ein charmantes weißes Blitzen in seinem attraktiven gebräunten Gesicht. »O ja. Ich bin ein großer Tierfreund. Das interessiert mich sehr.«
    Jakes Pulsschlag verlangsamte sich leicht.
    Paco setzte einen Fuß vor. »Ich zieh mir nur eben die Schulklamotten aus und wechsle die Socken. Ich bin auf dem Nachhauseweg in eine Pfütze getreten.«
    Jake musste alle Selbstbeherrschung aufbieten, die er besaß, um nicht aufzuspringen und zu rufen: »Nein! Kommen Sie sofort zurück.«
    Schreckensstarr sah er, wie Paco den langen Flur hinunterging. Was würde der Junge machen, wenn er eine fremde Frau in seinem Zimmer entdeckte? Was würde Manny tun, wenn diese Zimmertür aufging? Hatte sie überhaupt gemerkt, dass Paco nach Hause gekommen war? Hatte sie irgendeine lahme Ausrede parat, oder würde sie, derart in die Enge getrieben, einfach mit der Wahrheit herausplatzen?
    Die Wahrheit könnte ihr helfen. Señora Sandoval war offensichtlich eine gutherzige Frau. Manny könnte sich ihrer Gnade ausliefern und

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