Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
behandelt auch die anderen. Keiner soll über dem anderen stehen, wie auch keiner unter dem anderen“, sagt Joshua, und die Menge schaut ihn entsetzt und aufgebracht an. Ich sehe an seinen Augen, dass er enttäuscht ist, über die Reaktion der Menge.
Liebes Tagebuch, hier und heute hast du den Beweis, wie der Mensch ist. Verlogen, voller Vorurteile und vom Hass gelenkt. Anstatt sich mal für eine kurze Zeit Joshuas Gedanken hinzugeben und diese zu hinterfragen, klagen sie ihn an. Und wofür?
Weil er sie liebt. Weil er alle Menschen liebt. Und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass die Menschen sich einander lieben.
Solange es Grenzen gibt, wird es keinen Frieden geben. Ich frage dich, wann wird der Mensch endlich lernen, sich von den vielen selbst auferlegten Beschränkungen zu trennen?
Hier und heute hast du die Antwort. Nie! Gott hat sich das falsche Geschöpf ausgesucht, das über diese Welt herrschen soll. Pilatus steigt jetzt wieder von seinem Thron herunter und geht auf Joshua zu.
„Du glaubst wirklich, dass du dieser Verheißene bist? Dieser Messias. Der, der dem Volke Palästinas ein neues Königreich bringen soll? Ist das vielleicht der Grund, warum du versuchst hast, eine Revolution anzuzetteln?“
Joshua schaut sehr nachdenklich. Als würde er seine Worte genau überlegen. Und wieder trifft sein Blick den Meinigen.
Diesmal, liebes Tagebuch, habe ich meinen Blick nicht von ihm abgewendet. Ich will, dass er meine Wut sieht. Dass er sieht, dass er das Herz einer jungen Frau gebrochen hat. Nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Leben ist nichts mehr wert.
Auch wenn er mich anschaut habe ich irgendwie das Gefühl, dass seine Gedanken weit weg sind. Dann schaut er von mir weg und sein Blick fixiert einen anderen Menschen. Ich folge seinem Blick und sehe, dass es Maria ist, die er anschaut. Maria blickt ihren Sohn an. Sie wirkt sehr ernst und mitgenommen, aber sie hat nicht geweint.
Ich sehe wie viel Kraft sie dieses Verhör kostet. Jetzt weiß ich auch, warum ich die ganze Zeit vermieden habe, sie anzuschauen, weil ich diesen Anblick nicht ertrage. Wie viel mehr kann eine liebende Mutter noch ertragen?
Aber es überrascht mich, sie lächelt ihrem Sohn zu.
Vielleicht kann ich es nicht verstehen, weil ich keine Mutter bin. Wie gerne würde ich Mutter sein. Aber dies wird wohl immer ein Traum bleiben.
„Lange Zeit hielt ich mich für einen Zimmerer, der den Juden, wie auch den Römern seine Dienste anbot. Ein Zimmerer, der eine Sehnsucht in sich trug, die er nicht verstand und daher auch nicht erklären konnte. Und somit dieser Sehnsucht keinen Freiraum schenkte. Doch ließ diese innere Stimme nicht von mir ab. So beschloss ich dieser zu folgen. Und so wurde aus dem Zimmerer ein Menschenfischer. Ich wanderte durchs Heilige Land, um nicht nur den Menschen ein wenig Frieden und Hoffnung in ihre verlorenen Seelen zu pflanzen, sondern auch Antwort auf eine Frage zu finden. Wer bin ich? Und so offenbarte sich mein Vater mir, der da zu mir sprach: „Und auf Erden werde ich das mir Liebste schicken, damit die Menschen auf den Pfad der Tugendhaftigkeit zurückkehren. “ Aber er gab auch eine Warnung von sich, sollte der Mensch seine Gnade nicht würdigen und nicht zum Pfad der Tugend zurückkehren, würde er vom Menschen lassen.
Denn dann würde eine Zeit des Todes und der Angst über das Menschenalter hereinbrechen.
Und es wird eine Zeit kommen, eine Zeit, wo die Nacht über den Tag herrschen wird, eine Zeit wo der Bruder den Bruder morden wird, eine Zeit des Wehklagens, und Kinder werden weinen, weinen und die Wut ihrer wird sich der Erwachsenen annehmen.
Und wenn dann das Leid, die Not und das Elend genug Blut hervorgebracht hat, der Mensch nach den vielen Kriegen voller Kummer wie ein hilfloses Kind nach seiner Mutter weint, dann wird ein Sturm über diese kommen und säubern, damit ein neues Erdenreich entstehe mit den Augen der Liebe der Welt. Unseren Kindern.“
Pilatus lacht, er lacht sehr laut und klatscht in die Hände. Anscheinend scheint es ihn zu belustigen, wie einige aus der Menge Joshua verhöhnen und verunglimpfen, die schweigsame Menge, welche die Mehrheit ist, ergreift keine Partei für ihn.
„Du Narr! Selbst dein Volk will dich am Kreuz sehen. Wie kannst du sie lieben? Das Volk will geführt werden. Es braucht eine starke Hand. Keinen, der ihm Liebe predigt. Gestehe deine Schuld und ich verspreche dir einen kurzen und schmerzlosen Tod.“
„Es liegt weder in deiner noch in
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