Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
oder? Aber, wenn Sie mich lassen würden, würden wir gleich die Antwort erhalten. So viele Seiten sind es nicht mehr und bis zur Landung sollten wir das schaffen. Also wollen Sie mich bitte weiterlesen lassen, oder haben Sie noch einen anderen klugen Einwand?“
Nick antwortete nicht auf die Anspielung. Er wollte einem Streit aus dem Weg gehen, trotz dessen, dass es ihm mehr als schwer fiel, seinen Ärger über Andreas unter Kontrolle zu halten.
Kapitel 72
„Alles klar, Tante?“, fragte Rebecca. Esther saß am Fenster, schaute hinaus in den blauen Himmel und machte einen sehr nachdenklichen Eindruck.
Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie geflogen. Es war schon verrückt. Auf der einen Seite schien die Kreativität des Menschen unendlich und auf der anderen Seite war es der gleiche Mensch, der seinesgleichen hinterging, unterdrückte und nach seinem Leben trachtete.
Sie hatte oft über diesen Widerspruch nachgedacht, aber nie eine Antwort darauf gefunden. In diesen Momenten vermisste sie ihren Liebsten mehr denn je. Er wusste auf alles eine Antwort.
Doch schon lange fehlten ihr diese Antworten, schon zu lange war sie allein unterwegs. Und jetzt, wo sie hinaus schaute, musste sie wieder an ihn denken. Ob er hier irgendwo im Himmel auf sie wartete, oder gar nun ihr nach sah? Vielleicht in ihrer Nähe war?
Ja, das war er. Seine Liebe war unendlich, dass wusste sie. Aber das Schicksal hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Vielleicht begleitete er diesen Flieger, vielleicht waren in diesem Moment seine Hände an der Fensterscheibe, weil er sich nach ihr sehnte. Ohne nachzudenken, drückte sie ihre Hände gegen die Scheibe und wünschte sich, dass sich ihre Hände wieder berührten.
„Bald“, flüsterte sie.
„Tante, geht’s dir gut?“, fragte Rebecca noch mal und nahm die andere Hand ihrer Tante in die Ihrige.
Esther schaute Rebecca an und schenkte ihr ein Lächeln. Ja, sie vermisste ihn und wünschte sich bei ihm. Aber sie liebte auch Rebecca bedingungslos. Wenn sie nicht mehr war, wen hatte dann noch Rebecca? Niemanden.
Nick, schoss ihr durch den Kopf. Ja, sie mochte Nick. Sie hatte schon von Anfang an gespürt, dass er ein gutes Herz hat. Nick behauptete zwar, kein gläubiger Mensch zu sein, aber sein Herz war voller Liebe. Und sie spürte, dass diese Liebe auch für Rebecca da war.
Und das war das Wichtigste, ein gutes Herz.
„Bin nur ein wenig müde, mein Kind“, versuchte sie Rebecca zu beschwichtigen.
„Erhol dich Tante, soll ich dir ein Kissen besorgen, oder etwas zu trinken?“
„Nein, nein. Ist schon gut, Kind.“
„Ich kann das auch alleine machen Tante. Ich kann dir ein schönes Hotel mieten und mich dann darum kümmern.“
Esther drückte die Hand Rebeccas.
„Das werden wir zusammen durchstehen, Rebecca. Wir beide zusammen schaffen das, mach dir keine Gedanken um deine alte Tante. So schnell wirft sie nichts um. Aber ein kleiner Cognac könnte mir nicht schaden“, sagte sie und versuchte die Bedrücktheit und Schwere ihres Herzen Rebecca nicht zu zeigen.
Aber sie wusste, dass ihr dies kaum gelang. Denn Rebecca war auch von einer besonderen Macht umgeben. Sie konnte ihrer Nichte sehr schwer etwas vorlügen. Ein Wunder, dass das Geheimnis um ihre wahre Existenz so lange vor Rebecca unentdeckt blieb. Aber Esther wusste auch, dass Rebecca gefühlt hatte, dass es da noch mehr gab. Sie war nicht dumm und sie war sehr sensibel.
Aber Rebecca hätte dies nie angesprochen, dessen war sich Esther auch sicher. Weil Rebecca sie liebte.
Rebecca liebte sie mehr, als Esther es sich in diesem Augenblick wünschte, denn Liebe kann den Schmerz des Verlustes ins Unerträgliche steigen lassen. Rebecca brauchte einen Halt nach ihrer Zeit.
Und wieder musste sie an Nick denken.
Aber Nick war nicht mehr da.
Kapitel 73
… Josef von Arimathäa war der Erste, der die Stille durchbrach. Ich hörte ihn nur sagen:
„Es gibt noch Hoffnung, schnell.“
Lucius wurde hellhörig.
„Du hast Recht, vielleicht hat Gott Erbarmen. Komm, lass uns zu Pilatus gehen! Juda, begleite du uns. Und du Petrus pass auf, dass sich keiner dem Kreuz nähert.“
… „Sehen Sie, anscheinend hatte ich doch recht, krass, also hatte Josef richtig vermutet, dass Jesus noch nicht gestorben ist. Hammergeil!“, sagte Andreas mit leuchtenden Augen. Und wieder antwortete Nick nicht auf die Breitseite von Andreas. Sollte dieser ihn doch für einen ungebildeten, dummen, naiven Ami halten. Und wenn Nick ehrlich
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