Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
und Josef lief hinter mir her. Alle liefen hinter mir her.
Meine Beine gehorchten meinem Herzen und meine Augen weinten, weinten, weil sie diese kleine Freude der Hoffnung nicht verstanden.
Als wir dort ankamen, war ich erschöpft, aber es war unwichtig. Der Geheimgang führte nämlich direkt in Joshuas Grabesstätte. Josef zündete eine Kerze an. Da lag er mein über alles geliebter Joshua, eingehüllt und schweigend. Josef riss das Leichentuch auf.
Joshuas Körper sah fürchterlich aus. Der Anblick versetzte mir wieder einen Schrecken. Und wieder kam mir die Wut gegen Pilatus hoch. Wie konnte ein Mensch so grausam sein? Josef holte einige Geräte aus seiner Tasche.
„Wir müssen leise sein“, sagte Josef .
„Kann mich mal jemand aufklären?“, sagte Petrus.
„Ich denke, dass Joshua noch lebt“, sagte Juda.
„Lebt? Wir haben doch alle gesehen, wie er am Kreuz starb. Wenn das ein Scherz ist, dann ein sehr schlechter und ich werde es nicht erlauben, dass ihr euch an seinem Körper vergeht. Lasst ihm seinen Frieden“, sagte Petrus. Und zum ersten Mal hatte ich Zeit, mir Petrus ein wenig näher anzuschauen, und ich sah, wie mitgenommen er war. Und mir wurde bewusst, dass er nicht weniger litt als ich.
Zu gern, hätte ich ihn in die Arme genommen und getröstet. Aber wer sollte mich trösten? Die kleine Flamme Hoffnung in meinem Herzen?
„Du musst uns vertrauen, Petrus. Wir alle fühlen großen Schmerz über Joshuas Verlust. Aber höre, was Juda zu sagen hat.“
„Bei einer meiner Geschäftsreisen lernte ich einen persischen Arzt kennen und wir unterhielten uns über die schlimmste aller Todesstrafen, die Kreuzigung. Und dieser Arzt erzählte mir, dass es Tage dauern kann, bis ein Mensch wegen der Qualen der Kreuzigung stirbt. Oft ist es so, dass der Gekreuzigte vorher in Ohnmacht fällt. Und so den Zeitpunkt seines Todes nicht mitbekommt. Und wenn er Glück hat, tritt die Ohnmacht schnell ein, um die Stunden der Qual zu nehmen. Und er berichtete von Fällen, in denen es persischen Ärzten gelungen war, Gekreuzigte wieder zu beleben. Meine Neugier war groß. Noch konnte ich damals den Wert dieser Information nicht einschätzen, aber er beschrieb mir genau, was man berücksichtigen musste, um den Schwerverletzten wieder ins Leben zu holen. Es ist gefährlich, aber nicht unmöglich. Nur müssen wir uns beeilen. Nichts ist kostbarer als die Zeit“, sagte Juda.
Petrus blieb stumm und Tränen bemächtigten sich seiner. Er fiel auf den Boden.
„Ich würde alles tun, wenn ich wieder den Worten meines Rabbis lauschen könnte. Was kann ich tun? Nehmt mein Leben, mit Freuden gebe ich es.“
„Halte bitte die Kerze“, sagte Lucius.
Und dann begannen sie. Ich konnte kaum hinsehen, es erschreckte mich, denn sie steckten seltsame Geräte in seinen Körper. Es war schon furchtbar mit anzusehen, wie sie irgendwelche Messer und Gegenstände am Körper von Joshua benutzen. Zu gerne hätte ich Einhalt verlangt, aber die Hoffnung, dass Joshua wieder leben könnte, überwog. Und so war ich zum Warten verdammt.
Und zum ersten Mal begriff ich, was das Wort Ewigkeit im negativen Sinne bedeutet. Und dann hörten sie auf.
„Jetzt können wir nur noch warten und hoffen“, sagte Josef.
Wir nahmen uns alle an die Hände und beteten leise, damit der Herr uns unseren über allen geliebten Joshua wieder geben möge.
Sah er nicht, wie sehr wir uns abmühten und quälten, hatten wir nicht genug Leid ertragen? Ein jeder dort in der Grabesstätte hätte ohne zu zögern, sein Leben für das von Joshua mit Freuden eingetauscht.
Sollte dies nicht genug sein, um Gott milde zu stimmen? Ich hoffte ja. Aber es geschah nichts. Also warteten wir weiter.
Josef holte aus seiner Tasche Käse und Brot, sowie Wasser heraus. Es schien, als hätte er damit gerechnet. Für mich war das Warten unerträglich …
„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte die Stewardess diensteifrig.
„Oh, ja gerne. Ein Wasser bitte“, antwortete Andreas freundlich. Nick war erstaunt.
„Und Sie?“
„Ich nehme auch ein Wasser. Danke.“
Die Stewardess reichte beiden ihre Getränke.
„Es sind nicht mehr viele Seiten. Das müssten wir bis zur Landung schaffen. Das habe ich jetzt gebraucht, meine Zunge ist schon ganz trocken“, antwortete Andreas und trank den Becher in einem Zug leer.
„Darf ich Sie was fragen?“, fragte Nick.
„Ja.“
„Haben Sie keine Angst, dass diese Geschichte eine Fälschung sein könnte? Weil, ich muss Ihnen ganz
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