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Naechte am Rande der inneren Stadt

Titel: Naechte am Rande der inneren Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Langer
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sondern ihn ausnutze. Ich hielt die Luft an. Na hör mal, sagte
     ich, wie kannst du so was sagen? Ich hab doch versucht, ihn in Ruhe zu lassen, er ist von sich aus zu mir gekommen, und überhaupt,
     was geht dich das an?
    Ich war außer mir. Was hat er mir die ganze Zeit vorgemacht? Wir drei, dicke Freunde?
    Ja, habe ich gesagt, von außen sieht alles immer so einfach aus, nicht wahr? Du kannst mich mal, mit deiner Menschenkennerei!
    Dann zog er richtig vom Leder, und endlich begriff ich, was Konrad meinte, als er einmal über Robert gesagt hat, er wäre manchmal
     so besessen. Robert wetterte, Konrad wäre noch immer verhext von mir, ich dürfte das nicht zulassen. Er würde mich am liebsten
     verprügeln dafür!
    Wie rigoros er auf einmal ist, als wollte er mich dafür bestrafen, dass ich mir von Konrad und ihm helfen ließ!
    Weißt du, habe ich gesagt, ich habe schon davon gehört, dass Leute, die man einmal schwach gesehen hat, sich dafür rächen,
     aber dass sich einer rächt, weil sich eine ihm schwach zeigte – Nein! Du bist –
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Wir zankten. Er tat so, als wüsste er genau, was gut ist und was schlecht. Er glaubt nicht, dass man andere Menschen über
     die Haut kennenlernen kann. Das ist zu wenig, sagte er. Die Seele muss man kennen.
    Wenn du wüsstest, sagte ich. Ich hatte plötzlich das Gefühl, Jackson und Benno und Konrad wären gleichzeitig in meinem Körper.
     Mir wurde schwindelig.
    Das ist doch wohl eher eine Erfahrung von Frauen, sagte er.
    Ich schmiss ihn raus, und beim Einschlafen weinte ich vor Sehnsucht.
    Eine Liebe auf Entfernung funktioniert nicht, keine Körperliebe jedenfalls. Vielleicht kriegen wir noch eine Chance, Jackson
     und ich, in ein paar Jahren, falls er jemals wieder hierherkommt.
And you want to travel with her
, singt Leonard Cohen, und nun reist se mit nem andern und
so what
. Aber eigentlich reist ja Jackson mit ner andern, so sieht das nämlich aus, vielleicht mache ich immer nur eine Umkehrfigur
     aus allem, was ich sonst nicht ertrage.
    Ich weiß, dass Konrad es viel besser bewältigen kann, wenn er das tun darf, was er immer getan hat und am liebsten tut: sich
     aufopfern. Da sein. Helfen. Er hat es mir selbst gesagt. Warum auch nicht? Wir mögen uns doch! Mich pisst Roberts Engstirnigkeit
     an. Wie vertrackt die Menschen sind. Unter anderen Bedingungen hätten wir ein Liebespaar werden können, einfach und schnell,
     und jetzt sehe ich es schon kommen, wenn überhaupt, dann wird es ein langsamer Prozess sein, mit viel Reibereien, aber wenn
     wir Glück haben, mit einer richtigen Auseinandersetzung. Warum nur tut Robert immer wieder so, als wolle er es allen recht
     machen? Und was meint er mit: Er will die Menschen kennen? Er weiß doch schon alles! Ich meine, er denkt, dass er alles weiß,
     er will nur darin bestätigt werden, er will ja gar nicht wirklich wissen, worin die anderen anders sind! Von meinem Talent
     für Unabgeschlossenes zum Beispiel will er nichts wissen.
     
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Was Jackson betrifft, habe ich ein Tages-Ich, das Nein sagt, und ein Nacht-Ich, das sich sehnt. Ich träume von ihm, er legt
     seine Stirn an meine, und wir schweigen.
    Benno schreibt mir jetzt kleine Briefe, dass er nicht in mich verliebt ist, aber eifersüchtig, und dass er mich sehen will
     und dann wieder nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Manchmal fehlt er mir, ich kann mich wenigstens mit ihm zanken.
     Jetzt herrscht hier schon wieder so ein Durcheinander; dabei habe ich mich doch so über die neue Wohnung gefreut! Ich gehe
     so gern in den Straßen herum und finde heraus, wo es welche Sachen zu kaufen gibt, das Gemüse, das Brot, den Salat. Silvie
     schreibt, ich sollte doch mal versuchen, eine Zeit lang ohne Männer auszukommen. Sie ist gut! Sie ist auch weit weg.
    Ich sehe Benno vielleicht lieber nicht.
    Robert kam und hat sich entschuldigt. Es wäre so aus ihm herausgeplatzt. Ob wir nicht einen kleinen Spaziergang zur Versöhnung
     machen könnten, auf dem Teufelsberg? Wir fuhren hin, mit dem Bus, es war ein schöner Novembertag, der Sand auf dem künstlich
     aufgeschütteten Berg glitzerte in der Sonne, Lärchen, Birken und Buchen hatten nur noch wenige Blätter, die aber tief leuchteten,
     orange, gelb, braun. Wir redeten über den märkischen Sand und die Landschaft rund um Berlin und dieses andere Deutschland,
     das uns umgibt und in das wir nicht einfach hineinlaufen können und wie traurig mich das macht. Ihn macht es nicht so traurig,
     er ist wie die

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