Naechtliche Versuchung - Roman
Untoten auflauerte, die Tür geöffnet hatte. Zu diesem Outfit gehörte eine Armbrust, die sie Cliff sofort zeigte, ebenso ihre Sammlung von Ninja-Sternen. »So ein Wurfstern ist ganz was Besonderes. Damit kann man einem Vampir aus dreihundert Yards Entfernung den Kopf abhacken.«
Als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, beschworen ihre Mutter und drei ältere Schwestern in der Küche einen Schutzzauber für Tabitha herauf.
Aber am schrecklichsten war Tabithas Spezialgebräu, das Cliff versehentlich trank - eine Mixtur aus geronnener Milch, Tabascosauce, Eigelb und Teeblättern, die magische Kräfte spenden sollte. Eine Stunde lang musste er sich übergeben.
Danach fuhr er Amanda nach Hause. »Eine Frau, die aus einer solchen Familie kommt, kann ich nicht heiraten«, hatte er erklärt und den Verlobungsring zurückverlangt. »Um Himmels
willen, wenn wir Kinder bekommen würden … Stell dir vor, was passieren würde, wenn sie diesen Spleen erben …«
Amanda grollte ihrer Mutter und den Schwestern, die sie in eine so peinliche Situation gebracht hatten, immer noch. Konnte in diesem Haus denn nicht ein normales Dinner stattfinden?
Warum, oh, warum war sie nicht in eine Familie hineingeboren worden, die nichts von Geistern, Kobolden, Dämonen und Hexen hielt?
Unfassbar, dass zwei ihrer Schwestern immer noch an den Weihnachtsmann glaubten.
Wie ertrug ihr wundervoll normaler Vater diesen ganzen Unsinn? Zum Lohn für seine grenzenlose Geduld müsste er heilig gesprochen werden.
»Hi, ihr zwei Mädchen!«
Amanda öffnete die Augen und sah Tabitha herankommen. Ist das nicht ein bisschen viel? Was soll als Nächstes geschehen? Wird mich ein Bus überfahren? Verdammt, der Tag wird ja immer besser …
Gewiss, sie liebte ihre eineiige Zwillingsschwester. Aber nicht in diesem Moment. Jetzt wünschte sie ihr nur das Allerschlimmste. Lauter grausige Schicksalsschläge, die ihr ganz furchtbar wehtun würden …
Wie üblich war Tabitha ganz in Schwarz gekleidet - eine schwarze Lederhose, ein schwarzer Rollkragenpullover, ein langer schwarzer Ledermantel. Die dichten kastanienbraunen Locken hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, die hellblauen Augen strahlten, die Wangen schimmerten rosig. Mit federnden Schritten eilte sie zum Kiosk.
O nein - sie war auf der Jagd!
Amanda seufzte. Wie um alles in der Welt war es möglich, dass sie einem einzigen Ei entstammten?
»Hallo, Selena, ich brauche deine Fachkenntnisse.« Tabitha zog ein Blatt Papier aus ihrer Manteltasche und legte es auf den Kartentisch. »Ist das Griechisch?«
Mit gerunzelter Stirn schob Selena die Karten beiseite und studierte die Schrift. »Wo hast du das her?«
»Letzte Nacht haben wir einen Vampir abgemurkst und diesen Zettel bei ihm gefunden. Was steht drauf?«
»›Der dunkle Jäger naht, und Desiderius muss sich vorbereiten. ‹«
Nachdenklich vergrub Tabitha ihre Hände in den Manteltaschen. »Irgendeine Idee, was das bedeutet?«
Selena zuckte die Achseln und gab Tabitha das Stück Papier zurück. »Von einem dunklen Jäger habe ich noch nie gehört. Und von Desiderius auch nicht.«
»Eric meint, ›dunkler Jäger‹ sei ein Deckname für eins unserer Familienmitglieder. Was hältst du davon?«
Amanda hatte genug gehört. Großer Gott, wie sie es hasste, wenn sie von Vampiren und Dämonen faselten. Warum wurden sie nicht einfach erwachsen und lebten in der realen Welt? »Bis später«, sagte sie und stand auf.
Bevor sie gehen konnte, ergriff Tabitha ihre Hand. »He, du bist Cliffs wegen doch nicht mehr sauer?«
»Doch. Das habt ihr absichtlich gemacht.«
Ohne die geringste Reue darüber zu zeigen, dass sie die Verlobung vereitelt hatte, ließ Tabitha die Hand ihrer Zwillingsschwester los. »Nur zu deinem Besten.«
»Ach ja, richtig …« Amanda lächelte gequält. »Vielen herzlichen Dank, dass ihr so gut auf mich aufpasst! Wenn du
schon dabei bist - willst du mir nicht ein Auge ausstechen? Nur so zu meinem Besten?«
»Nun komm schon, Mandy.« Tabitha verzog ihre Lippen zu dem niedlichen Schmollmund, der ihren Dad stets bewog, ihr alles zu verzeihen. Aber ihre Schwester brachte sie damit erst recht in Wut. »Was wir tun, gefällt dir vielleicht nicht. Aber du liebst uns. Und du darfst keinen verklemmten Kerl heiraten, der uns nicht akzeptiert.«
»Uns?«, wiederholte Amanda ungläubig. »Behauptest du etwa, ich hätte irgendwas mit diesem Wahnsinn zu tun! In dieser Familie bin ich die Einzige mit rezessiven normalen
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