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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gewesen wären. Aber Wut, Erleichterung über das glückliche Entkommen, dazu die Erregung des Kampfes waren bald in dumpfen Trübsinn umgeschlagen, der wie eine Gewitterwolke über dem ganzen Schiff hing. Das kurze, einseitige Gefecht lag jetzt zwei Tage zurück: zwei Tage eintönigen Aufkreuzens und Patrouillierens, wobei sie ständig die Insel und ihre Flagge als höhnische Erinnerung an ihren Mißerfolg vor Augen hatten.
    Wieder und wieder hatte sich Bolitho den Kopf nach einem Plan zermartert; aber jeder Plan erschien ihm immer fragwürdiger und gefährlicher, je mehr Zeit verstrich.
    Doch an diesem Morgen war die Entscheidung gefallen. Als es dämmerte, lag die
Hyperion
etwa sieben Meilen westlich der Insel. Dieses Gebiet hatte sich Bolitho ausgesucht, weil er es für die geeignete Basis zu einem raschen Vorstoß auf den geschützten Hafen hielt und er den vorherrschend ablandigen Wind ausnutzen konnte.
    Er hatte die
Princesa,
das spanische Vierundsechzig-KanonenSchiff, an die andere Seite der Insel beordert, wo sie die beste Möglichkeit hatte, die von den Franzosen gekaperte Schaluppe
Fairfax
abzufangen, wenn sie versuchen sollte, auf diesem Kurs zu entwischen.
    Die Schaluppe war ein wichtiges Glied in seiner Gesamtplanung. Die französische Garnison hatte kein anderes Schiff zur Verfügung, um die Nachricht von Moresbys Angriff und dem patrouillierenden britischen Geschwader zum Festland zu melden, und wenn von dort nicht ein Versorgungsschiff kam, würde Cozar im Belagerungszustand bleiben. Bolitho hatte mit der Idee gespielt, die
Fairfax
mit einem Handstreich herauszuholen; aber davon war er sofort abgekommen. Insgeheim wußte er, daß diese Idee mehr Balsam für seinen verletzten Stolz als wirklich von Wert war. Moresbys Angriff war der
Hyperion
schon teuer genug zu stehen gekommen: acht Tote und sechzehn Verwundete. Und der Schaden für die Kampfmoral war überhaupt nicht zu messen.
    Doch als das Morgenlicht stärker wurde, hatte der Ausguck gemeldet, daß von der
Fairfax
nichts mehr zu sehen sei. Das war der entscheidende Schlag. Irgendwie mußte sie in der Nacht entwischt sein; jetzt, als die Mittagssonne gnadenlos auf das ausgebleichte Deck niederbrannte, ankerte sie bestimmt schon in St. Clar und überbrachte die Sensationsmeldung von dem abgeschlagenen Angriff der Engländer. Die Küstenverteidigung würde alarmiert we rden und, was noch schlimmer war, die Franzosen würden erfahren, wie stark das abgeschlagene britische Geschwader war. Höchstwahrscheinlich warteten in den Buchten und Häfen dieses französischen Küstenstrichs mehrere Linienschiffe schon auf die Chance, die Schmach der Hoodschen Blockade zu rächen. Es war bekannt, daß mehrere solcher Schiffe durch die britischen Sperren geschlüpft waren, und vermutlich befand sich bereits Verstärkung für sie in unmittelbarer Nähe.
    Bolitho zürnte sich selbst, weil ihm die
Fairfax
durch die Lappen gegangen war. Allerdings hätte er damit rechnen können, denn kein Linienschiff war schnell genug, eine Sloop im Dunkeln zu erwischen, und die Batterie dort oben sorgte schon dafür, daß die
Hyperion
bei Tageslicht nicht zu dicht herankam.
    Nachdenklich blickte Bolitho zu Quarme hinüber. »Wie ist die Sicht jetzt?«
    Quarme zuckte die Achseln. »Ändert sich stündlich, Sir. Augenblicklich knapp zwei Meilen.«
    Bolitho nickte. Seit dem ersten Tageslicht hatte der Wind immer mehr abgeflaut, so daß die milchige See sich nur wenig kräuselte – ein paar elende kleine Böen hatten sie gerade so viel angetrieben, daß das Schiff sich steuern ließ. Im Lauf des Morgens war Nebel aufgekommen, der hin und her wogte und manchmal sogar die Insel längere Zeit verhüllte. Spielt auch keine Rolle mehr, dachte er resigniert; die Garnison weiß sowieso, daß wir da sind. Und die Schaluppe war entwischt.
    »Darf ich fragen, was Sie vorhaben, Sir?« unterbrach Quarme sein Nachdenken.
    Bolitho sah ihn an. »Haben Sie einen Vorschlag zu machen?«
    Quarme senkte den Blick. »Es steht mir zwar nicht zu, Sir, aber ich glaube doch, es wäre klug, Lord Hood zu informieren.« Er schien eine Unterbrechung zu erwarten; als sie ausblieb, fuhr er fort: »Bis jetzt kann Ihnen niemand einen Vorwurf machen. Aber wenn der Admiral nicht rechtzeitig Meldung bekommt, wird er Ihnen das sehr übelnehmen.«
    »Danke sehr, Mr. Quarme, daran habe auch ich gedacht.« Bolitho stand auf und machte ein paar Schritte auf dem Teppich. Eine Sekunde lang starrte er seinen Degen an, der

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