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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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indem es eine elende Menschenfracht nach der anderen transportierte? Wahrscheinlich enthielten diese Kisten die persönliche Habe von Sträflingen, die während der Überfahrt gestorben waren. Bei diesem Gedanken verging Bolitho der Durst.
    »Nein, Captain, ich trinke nicht«, erwiderte er kalt.
    »Wie Sie wollen.« Die enge Kajüte roch auf einmal nach Rum, denn Hoggan schenkte sich ein großes Glas randvoll. »Was ist schon dabei?« fragte er. »Auf Ihren Befehl bringe ich also dieses Mistpack nach Cozar. Was danach kommt, ist Pomfrets Problem.«
    Er kniff ein Auge zu. »Für mich ist das eine kurze Reise – und dann ab nach Hause, zum selben Preis. Viel besser, als monatelang auf See zu liegen und dann in der Botany Bay!«
    Trotz der dumpfen Hitze in der Kajüte erschauerte Bolitho.
    »Schön. Sie werden also Anker lichten, sobald ich signalisiere. Richten Sie sich nach allen Anweisungen, die Sie von meinem Schiff bekommen, und halten Sie immer Ihre Station!«
    Hoggans Miene wurde härter. »Meine
Justice
ist kein Kriegsschiff!«
    »Sie steht jedenfalls unter meinem Befehl.« Bolitho versuchte, die Verachtung zu unterdrücken, die er für diesen Mann empfand. Er blickte auf seine Taschenuhr. »Jetzt seien Sie so gut und lassen Sie die Gefangenen antreten. Ich will ihnen sagen, was geschieht.« Hoggan schien protestieren zu wollen. Aber dann grinste er und murmelte: »Das ist ja die Höhe! Warum machen Sie sich diese Mühe mit den Kerls?«
    »Tun Sie bitte, was ich sage!« befahl Bolitho mit abgewandtem Blick. »Die Leute haben wenigstens das Recht, zu erfahren, was aus ihnen wird.«
    Hoggan stapfte hinaus; Minuten später hörte Bolitho draußen Befehlsgebrüll, dann stand Hoggan wieder in der Kajütentür und verbeugte sich ironisch. »Die Gentlemen sind bereit, Captain!« meldete er mit breitem Grinsen. »Ich muß für ihr rauhes Äußere um Entschuldigung bitten, aber sie haben den Besuch eines Offiziers des Königs nicht erwartet!«
    Bolitho warf ihm nur einen kalten Blick zu und trat auf das windgepeitschte Deck hinaus. Schmale Wolkenfetzen jagten hoch oben über die kreisenden Mastspitzen, und Bolitho merkte, daß der Wind immer mehr auffrischte.
    Dann blickte er vom Hauptdeck hinunter in die dichtgedrängte Masse der zu ihm emporgerichteten Gesichter. Die
Justice
war nicht viel geräumiger als eine große Fregatte, doch war ihr Rumpf, wie er wußte, wesentlich tiefer; bei ihr kam es nicht auf Schnelligkeit an, sondern auf reichlichen Frachtraum. Und doch schien es unwahrscheinlich, daß alle diese zerlumpten, verzweifelten Männer die lange Reise nach Neu-Holland überlebt hätten, denn das Schiff hatte außer ihnen noch eine volle Mannschaft und entsprechende Vorräte an Bord. Er musterte die beiden Decksgänge: anders als bei einem Kriegsschiff waren sie nicht nur nach außen, sondern auch nach innen bestückt; die gefährlich aussehenden Drehbassen waren nicht nach See, sondern auf die unten versammelten Sträflinge gerichtet. Sie waren ganz unterschiedlich gekleidet; vom feinen, aber verschmutzten Wollstoff bis zu stinkenden Gefängnislumpen war alles vorhanden; hier und da fiel ein ehemals farbenprächtiges Gewand auf und machte das Bild noch fremdartiger. Durch Habgier oder Unglück entwurzelt, standen sie jetzt stumm auf dem schwankenden Deck. In ihrem Gesichtern waren alle möglichen Gefühle von ängstlicher Erwartung bis zur stumpfen Verzweiflung zu lesen. Einige Wachtposten auf den Decksgängen trugen Peitschen, die sie geübt gegen ihre Stiefel schnippen ließen, während sie darauf warteten, daß Bolitho endlich seine Rede hielt und sich dann um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte.
    Lernten die Menschen denn nie aus früheren Ereignissen? fragte sich Bolitho. Sinnlose Brutalität hatte mit vernünftiger Ordnung und Disziplin nichts zu tun. Erst vor einem knappen Jahr waren einige Meuterer der Bounty, die das Pech gehabt hatten, erwischt zu werden, in Portsmouth vor den Augen der ganzen Flotte an den Rahen gehenkt worden; und doch interessierten sich manche Leute mehr für Bestrafung als für die Frage, wie man Meutereien verhindern konnte.
    »Ich werde euch nicht lange aufhalten.« Bolithos Stimme übe rtönte ohne Anstrengung das Knarren der Spieren und Blöcke. »Ich bin nicht hier, um euch zu richten oder zu verurteilen. Das haben bereits andere getan. Ich habe euch nur zu eröffnen, daß euer Transport nach Neu-Holland verschoben worden ist. Für wie lange, das kann ich jetzt noch

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