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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schob ihn beiseite. »Ich werde das selbst in Ordnung bringen, da Sie ja anscheinend den Verstand verloren haben!« Mit langen Schritten ging er nach achtern und die Decksleiter hinauf; er hatte Herzklopfen vor Ärger.
    Da stand, stirnrunzelnd und nervös, Leutnant Rooke, und neben ihm Midshipman Seton, der merkwürdigerweise trotz des Captains gefahrdrohender Miene lächelte.
    Dann erst sah er das Mädchen. Es trug ein grünes Samtkleid, zu dem ein breiter spanischer Sonnenhut, mit rotem Band unterm Kinn festgebunden, stark kontrastierte. Sie bemühte sich, den Hut in der steifen Brise festzuhalten und gleichzeitig zu verhindern, daß ihr das lange Haar ums Gesicht peitschte.
    »Wollen Sie mir dafür bitte eine Erklärung geben?« fragte Bolitho, gereizt von einem zum ändern blickend.
    Rooke setzte zum Sprechen an, aber das Mädchen sagte gelassen: »Ich bin Cheney Seton, Captain, und habe für Sie einen Brief von Sir Edmund Pomfret.« Sie fuhr mit der Hand in eine Rocktasche und brachte ein Kuvert zum Vorschein; dabei blickte sie fest in Bolithos ärgerliches Gesicht. Ihre großen Augen waren so blaugrün wie die See, rätselhaft und sehr ernst; auch ihre Stimme verriet nichts über ihre Gedanken und Gefühle. Etwas ratlos nahm Bolitho den Brief entgegen; er hatte den Sinn ihrer Worte nicht gleich erfaßt.
    »Seton, sagten Sie?«
    »S-Sir, sie ist m-meine Schwester…« Midshipman Seton verstummte unter Bolithos kaltem Blick.
    Unbewegt fuhr das Mädchen fort: »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ungelegenheiten verursache, Captain.« Sie deutete auf ein Häufchen Gepäck. »Aber wie Sie sehen, liegt hier kein Irrtum vor.«
    Bolitho sah Seton streng an. »Wußten Sie davon, Mr. Seton?«
    »Er hat nichts gewußt.« Sie sprach mit einer gewissen Schärfe, und wäre Bolitho nicht so wütend gewesen, hätte er vielleicht gesehen, daß sie sich kaum noch beherrschen konnte. »Ich war beim Geleitzug nach Neu-Holland.« Sie zuckte die Achseln, als sei das jetzt unwichtig. »Nun soll ich mit Ihnen zu dieser Insel segeln.«
    »Wollen Sie mich bitte nicht unterbrechen, Miss, äh, Seton, wenn ich mit einem meiner Offiziere spreche!« Bolitho war bereits etwas unsicher geworden; aus dem Augenwinkel sah er ein paar neugierige Matrosen unterhalb des Achterdecks.
    Ebenso scharf wie er erwiderte sie: »Dann wollen Sie bitte nicht von mir sprechen, als sei ich ein Stück Inventar Ihres Kanonenboots, Captain!«
    Dalby, der Dritte Offizier, der sich in Hörweite befand, sagte hilfsbereit: »Das ist kein Kanonenboot, Miss. ›Linienschiff‹ heißt das bei der Marine.«
    Jetzt brüllte Bolitho los: »Und wer hat
Sie
gefragt, Mr. Dalby?« Wütend fuhr er herum. »Mr. Rooke, bitte lassen Sie ›Klar zum Ankerlichten‹ pfeifen, und geben Sie die entsprechenden Signale an den Geleitzug!« Dann wandte er sich wieder Miss Seton zu. Jetzt ließ sie die Arme hängen, denn anscheinend machte es ihr nichts mehr aus, daß ihr Haar, tief kastanienbraun, wie er feststellte, vom Wind gezaust wurde.
    »Wenn Sie mitkommen wollen, Miss Seton, kann ich mir diese Geschichte etwas ausführlicher anhören.« .
    Allday und Gimlett eilten voraus, und Bolitho folgte ihnen mit dem Mädchen den Kampanjeniedergang hinunter. Es war schlank und trug den Kopf trotzig hoch. Dieser verdammte Pomfret soll zur Hölle fahren, dachte er wütend. Warum hatte er ihm nichts von diesem Mädchen gesagt? Schlimm genug, daß er die
Hyperion
zu einer Zeit, in der es durchaus zum Kampf kommen konnte, überhaupt nach Gibraltar geschickt hatte. Aber dann noch Setons Schwester vorzufinden und sie wie ein weiteres Stück von Pomfrets Privatgepäck mitnehmen zu müssen, war beinahe mehr, als er ertragen konnte.
    Sie trat in die Kajüte und blickte sich mit der gleichen ernsthaften Aufmerksamkeit um wie vorhin an Deck. Etwas ruhiger begann Bolitho: »Und nun können Sie mir die Sache vielleicht erklären?«
    »Haben Sie etwas dagegen, daß ich mich setze, Captain?« fragte sie und blickte ihn gelassen an.
    »Bitte sehr.« Bolitho riß den Brief auf und trat damit zum Fenster. Da stand es. So weit, so gut. Schließlich sagte er: »Ich weiß immer noch nicht, warum Sie nach Cozar wollen.«
    »Und ich weiß nicht, ob Sie das etwas angeht, Captain.« Sie faßte die Armlehnen ihres Sessels fester. »Aber da es bald allgemein bekannt sein wird – ich reise nach Cozar, um Sir Edmund Pomfret zu heiraten.«
    Bolitho starrte sie sprachlos an. »Ach so«, sagte er endlich. »verstehe.«
    Sie lehnte

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