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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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alles sehr schnell gehen, aber Ihr Admiral war anderer Meinung.«
    »Wie lange waren Sie auf See?« fragte Bolitho.
    Charlois seufzte. »Zwei, drei Tage. Als das Schiff nach St. Clar kam, wußte ich, alles ist aus, und deshalb suchte ich Sie. Aber wir wurden beschossen. Mich trafen sie…« Mit schmerzverzerrtem Gesicht warf er den Kopf auf dem rauhen Kissen hin und her. »Mit uns ist es aus,
capitaine!«
    »Was für ein Schiff?« Bolitho legte die Hand auf Charlois’ Schulter und fühlte das feuchtkalte Fleisch. »Reden Sie, Mann!«
    Abgehackt murmelte Charlois: »Sie floh vor dem Sturm… Beschädigt im Kampf mit Ihnen… Die
Saphir.«
    Traurig blickte Bolitho ihn an. Es war eine Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet die
Saphir,
die Bolitho im Gefecht besiegt hatte, so unerwartet in St. Clar erschienen war.
    Charlois’ Stimme klang jetzt kräftiger. »Ihr Kommandant ist ein kleiner Parvenü. Er verdankt sein Kommando dem Blut seiner Vorgänger, die besser waren als er, aber auf Befehl des Revolutionsrats umgebracht wurden. Er hat schnell gemerkt, daß etwas nicht stimmt, und schickte Kavallerie nach Toulouse. Dort sind viele Soldaten.« Seine Stimme wurde wieder schwächer, sein Atem ging kürzer und rasselte laut in der engen Kabine. »Es ist aus. Das müssen Sie Ihrem Admiral sagen.«
    Bolitho blickte zur Seite. Diese endlose, tobende Wasserwüste, die Dunkelheit, die sein Schiff umschloß… Irgendwo, weit im Nordosten, ritt Pomfrets Geschwader den Sturm ab. Die
Hyperion
würde die ganze Nacht brauchen, um ihn zu finden, vielleicht noch länger. Bis dahin mußte es zu spät sein. Pomfret würde in die Bucht segeln und von der geballten Feuerkraft eines vor Anker liegenden Achtzig-Kanonen-Schiffes empfangen werden. Wahrscheinlich würde auch die Küstenbatterie auf das Geschwader feuern; da ihre Gegenrebellion bereits verloren war, konnten sie nichts anderes tun. Und Pomfret würde stur weiter angreifen, Schiffe und Männer verlieren, die er bitter nötig hatte. Seine Kampfstärke reichte zwar aus, um die Stadt zu besetzen, aber nicht, um sie gegen einen Feind zu verteidigen, der jeden Moment Verstärkung aus Toulouse bekommen konnte. Reiter schafften das in einem Tag, oder in Anbetracht der vom Regen aufgeweichten Wege in einem Tag und einer Nacht, wenn sie scharf ritten. Und das würden sie, dachte er grimmig. Die Garnison von Toulouse bestand aus Berufssoldaten, die dort die Bergstraßen zur spanischen Grenze sicherten. Wie lange würden sie für den Marsch nach St. Clar brauchen? Drei Tage? Wenn die Franzosen in Falmouth gelandet wären – wie lange wü rden dann englische Truppen brauchen, um sich gegen die Invasoren zu wenden? Nur sehr kurze Zeit.
    Gossett hatte ihm versichert, daß der Sturm abflauen würde.
    Nichts würde also Pomfret aufhalten, und Bolitho hatte keine Zeit, ihn zu suchen.
    Charlois sprach weiter: »Sie haben Hafensperren ausgelegt. Glauben Sie mir,
capitaine,
die sind auf alles vorbereitet!«
    »Danke,
lieutenant.
Seien Sie versichert, daß wir Ihnen das nicht vergessen werden.«
    »Zu spät.« Unter ihren Augen schwand Charlois’ Leben dahin.
    »Es hätte gutgehen können, wenn Sie nur rechtzeitig gekommen wären! Aber es gab Zweifler und Ängstliche. Wir brauchten ein Signal, verstehen Sie? Eine Geste des Vertrauens!«
    Bolitho trat zurück. »Holt seinen Sohn. Es geht zu Ende mit ihm.«
    Sobald der zitternde Junge in die Kajüte geführt wurde, ging Bolitho hinaus aufs Achterdeck. Der Junge haßte die Engländer, nicht seinen Vater. Es war richtig, daß die beiden jetzt beieinander waren.
    Herrick fragte: »Das mit dem Angriff, kann das stimmen?« Bolitho blickte in den fliegenden Gischt und horchte auf den Wind, der im Rigg heulte. »Halb und halb, Thomas«, erwiderte er.
    »Die
Saphir
liegt jedenfalls in St. Clar. Wenn unsere Leute den Hafen zu stürmen versuchen, gibt es ein Blutbad.«
    Nachdenklich sagte Herrick: »Dann müssen wir vor der Bucht kreuzen, Sir. So können wir auf das Geschwader stoßen und den Angriff verhindern.«
    Bolitho schien laut zu denken. »Ein Signal brauchen sie. Eine Geste des Vertrauens.«
    Dann fuhr er herum und packte Herrick beim Arm. Seine Miene war entschlossen. »Und das sollen sie haben! Die
Saphir
ist mir einmal entwischt, Thomas. Jetzt soll sie uns nicht mehr aufhalten!«
    Herrick verstand nicht gleich. »Sie wollen angreifen, Sir?«
    Er nickte heftig. »Ja, das will ich! Im Schutze der Dunkelheit und so bald wie möglich.«
    Er brach ab,

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