Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
eigentlich nicht richtig verärgert. Mehr, als habe sie längst resigniert. Und sie schien überhaupt nicht überrascht zu sein.
„Bring mir eins von den Brötchen mit, Scheißer“, rief Alex.
„Fick dich, Alter, komm her und hol’s dir selber. Ich bin nicht dein verfickter Sklave.“
„Fick dich selber, du Scheißkerl“, sagte Alex und kuschelte sich tiefer in das Sofa. „Süße, holst du mir ein Brötchen?“
„Liebster“, sagte ich gepresst. „Vielleicht sollten wir lieber so langsam zurück ins Hotel.“
„Nein, nein, ihr könnt doch nicht schon gehen.“ Jamie drehte sich vom Kühlschrank weg. Er wirkte ehrlich bestürzt. „Ihr seid doch gerade erst gekommen! Ich wollte noch die Flasche Jameson aufmachen!“
Beide Männer brachen in brüllendes Gelächter aus. Anne und ich stimmten nicht mit ein. Sie seufzte. Ich hatte das Gefühl, das all meine Muskeln inzwischen völlig steif waren.
„James, Cam schläft schon“, sagte sie.
Jamie legte einen Finger auf die Lippen. „Stimmt ja, tut mir leid. Hab ich vergessen. Wir gehen nach draußen. Komm schon, du verfickter Schwanzlutscher, beweg deinen Weichei-Arsch draußen auf die Terrasse, damit wir diesen Scheiß trinken können.“
Neben mir regte sich Alex. Er setzte sich auf. Ich war mir sicher, dass er einen Aufstand machen würde, weil Jamie ihn einen Schwanzlutscher genannt hatte. Aber er lachte nur und schmiegte sich an mich. „Wir gehen bald. Okay, Süße?“
Ich biss mir heftig auf die Zunge, um nichts zu sagen. Die Grenze zwischen Strengsein und Eine-blöde-Ziege-sein ist fließend, und ich lief gerade Gefahr, sie zu überschreiten. Ich dachte sogar kurz darüber nach, ihm eine Szene zu machen. Ich war seit Stunden hier, und er hatte mich die ganze Zeit ignoriert, währendich mich mit Fremden unterhalten musste. Ich hatte mit ansehen müssen, wie mein Verlobter sich mit einem Typen zum Affen machte, der ihm für meinen Geschmack viel zu nahestand.
„James“, sagte Anne leise. Es klang wie eine Warnung.
Ich wollte ihr nicht dankbar sein. Aber ich war’s. Ich stand auf, und Alex erhob sich ebenfalls. Er stützte sich auf meinen Arm. Vielleicht, damit er nicht schwankte, aber vielleicht wollte er auch nur beweisen, dass er recht hatte.
„Nur einen Drink“, sagte er. „Dann gehen wir. Ich habe Jamie seit Ewigkeiten nicht gesehen.“
Wenn er mich in diesem Augenblick geküsst hätte, wäre das das Ende gewesen. Aber er küsste mich nicht. Er warf mir nur diesen ganz besonderen Blick zu, von dem er wusste, dass ich ihm nicht widerstehen konnte. Und ich merkte, dass ich doch gar nicht so wild darauf war, mich wie eine blöde Ziege zu verhalten.
„Ich liebe dich“, sagte er mir ins Ohr, zu laut, als dass es noch als Flüstern durchgehen konnte. Aber er war wohl zu betrunken, um das zu bemerken.
Dann waren Jamie und er wieder draußen auf der Terrasse. Anne und ich blieben zurück, und wir blickten uns über den Couchtisch hinweg an. Sie schaltete den Fernseher aus. Von draußen konnte ich Lachen hören.
„Tut mir leid“, sagte sie. „Ist ziemlich lange her, dass die beiden sich das letzte Mal gesehen haben.“
„Alex meint, es seien ein paar Jahre gewesen.“
Sie zögerte. Dann nickte sie langsam. „Ja, das wird wohl stimmen.“
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Nicht aus Wut, sondern weil ich sonst nicht wusste, was ich tun sollte, und keine Ahnung hatte, wo ich mit meinen Händen hinsollte. Ich hatte keine Taschen. Ich wollte einfach nicht länger hier sein.
Draußen erklang wieder dieses durch die geschlossene Terrassentür gedämpfte Lachen der Männer, und wir drehten beide denKopf. Anne seufzte wieder. Ich versuchte mich auch an einem Seufzen, doch es blieb mir im Hals stecken. Sie schaute mich an. Dann kniff sie die Augen zusammen.
„Die beiden können echt solche Deppen sein“, sagte sie.
Ihre Worte entlockten mir ein überraschtes Lachen. „Findest du?“
„Oh Gott, ja.“ Sie stand auf. „Es ist ja schon schlimm genug, wenn sie nur telefonieren oder über die verdammte XBox chatten. Und dann die Connex-Nachrichten, die sie ständig austauschen! Ich schwöre dir, da sind sie wieder wie zwei Fünfzehnjährige.“
„Das ist … Ich habe ihn einfach noch nie so erlebt.“
Sie nickte nach einem Moment. „Willst du noch Eistee? Ein Stück Kuchen? Ich hab uns welchen aufgehoben.“
„Ich kann immer Kuchen essen. Also ja, gerne.“ Ich folgte ihr in die Küche, wo sie einen Schokoladenkuchen aus dem
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