NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
gesprochen habe, nichts anfangen kannst. Vermutlich tust du all dies als billigen Fanatismus ab. Doch ich möchte, dass du deine Vorurteile ablegst und mir die Möglichkeit gibst, vernünftig mit dir zu sprechen.«
Kein Wort über mein Team
, dachte Sol.
Warum erzählt er mir nichts von ihnen?
»Vielleicht denkst du, dass wir Feinde sind, nur weil sie dich hierhin geschickt haben. Vielleicht, weil sie dich mit allen Mitteln dazu bringen wollen, gegen meine Mission vorzugehen. Doch du solltest mittlerweile wissen, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie dich glauben machen wollen.«
Sol zweifelte keine Sekunde an diesen letzten Worten. Von dem Augenblick an, als sich die Gestalt des Wissenschaftlers aus den Schatten gelöst hatte, war es ihm klar geworden. Er hatte es mit einem Verrückten zu tun! Der schwarze Schimmer wich dem weißen Licht und gab den Blick auf einen physisch entstellten Menschen frei, der Sol unvermittelt an die Generationen suizidgefährdeter Teenager aus den 2062ern erinnerte. Ausgerissene Elektronik an Armen und Hals, die wie blutige Schnitte am Handgelenk wirkten. Gewaltsame Entfernung aller Zwangsimplantate, die seinen Körper durchsetzt hatten. Ein verzweifelter Versuch, die eigene Menschlichkeit wiederzuerlangen.
»Du kennst die Geschichte genauso gut wie ich. Du hast eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Und ... sei ehrlich, dich plagen die gleichen Gedanken wie auch mich. Die krankhafte Anbetung der Technik muss gebrochen werden.«
Sol sah Bilder vor sich, die er nicht sehen wollte. Er dachte Gedanken, die er nicht denken wollte. Und er fühlte – obwohl er es nicht fühlen wollte – dass Sorrce in gewisser Weise recht hatte. Die krankhafte Faszination, die alle Welt für neue Technologien zu haben schien, war der fundamentale Träger für die generelle Furcht, die er Tag für Tag verspürte. Wenn er durch die Bienenwaben des NAM-HQ ging und die glatten Menschmaschinen beobachtete. Wenn er in den toten Schalen der öffentlichen Plätze saß und an den Wahnsinn der zwanghaften Entwicklungsoptimierung dachte.
»Du darfst jetzt sprechen«, sagte Sorrce.
Sol sah, wie er mit dürren, narbigen Armen die Pulte bediente, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
»Du hast Recht«, sagte er. »Du hast Recht.«
Sorrce zeigte keine Reaktion. Sol fuhr fort.
»Aber was kann man machen? Was kann man tun, um den Wahnsinn zu stoppen? Menschen zu töten kann nicht die Lösung sein!«
»Ich werde dir sagen, was wir tun können«, sagte Sorrce und lächelte. »Ich werde es dir zeigen!«
Irgendetwas kam Sol seltsam vor. Sorrce spielte weiter an den Pulten, während er redete und sich schließlich abwandte, um auf die Tür zuzugehen, die aus Knoten 1 hinaus führte. Es war ein Bild, das auf einem der Pulte erschienen war. Ein Logo.
»Komm mit«, sagte Sorrce, und etwas zuckte.
Sol begann sich zu bewegen, ohne sich zu bewegen, und folgte dem lächelnden Wissenschaftler.
03 _ Marie Jouvance Outpost [Integration]
Der Knoten ist kalt und still, als die Gestalt ihn betritt. Blaue Lichter stottern in dünnen Röhren über den Fußboden, als wollten sie zum Ausgang der Station zeigen. Zu einem Ausweg.
Die Maschine ist stumm und schwarz und ihre toten Arme sind offen. Eisige Schläuche gehen von ihr aus und warten darauf, warmes Gewebe aufzusaugen und in rostigen Kanistern zu entsorgen. Die Dornen sind rot und glühend heiß, denn sie sind im Innern und müssen Fleisch und Metall separieren. Eine eiserne Jungfrau für die präzisen Eingriffe der Integration.
»Dies ist die Einzige«, sagt Sorrce leise. »Sieh nur, welche Monster deine Leute geschaffen haben! Sie ist die Einzige, die in dieser Station noch übrig ist.«
Sol schaut auf die Maschine und sieht Schaltpläne und Modelle vor sich, die Boss Nathan ihm vorspielt. Er hat es nicht glauben wollen. Er hat es verdrängt. Aber nun ist es hier, das technologische Ungetüm, und es stinkt nach dem verbrannten Fleisch seiner Opfer.
»Sie muss vernichtet werden«, flüstert Sorrce. »Zuerst sie und dann ihre Schwestern, denn es gibt noch mehr von ihnen.«
Sol denkt an Dakota, an die mexikanische und an die, die unter dem Meer liegt. Drei NAM-Stationen, in denen es höchstwahrscheinlich weitere solcher Monster gibt. Vielleicht größer. Vielleicht effizienter.
»Ich habe dir gesagt, dass ich dir zeige, was wir tun können«, sagt Sorrce, »und du musst mir glauben, dass es nicht meine Absicht ist, Menschen zu töten. Doch es lässt sich nicht
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