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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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Truppe, rast über braune Hügel. Seine sensomotorisch gekoppelten Gelenke auf 100%. Ein Mauerstück in 500 Meter. Zoom-In. Zitternde Nahsicht eines bärtigen Mannes, der seine AlChem Antitank nachlädt – neben ihm eine alte Frau mit Schlitzaugen. Explosion von Mündungsfeuer, während der Zoom zurückfährt. 300 winzige Pfeilgeschosse schießen aus der amplifizierten NAM-Tech SlitGun, deren optimierte Kadenz die Projektile im Abstand von 0,006 Sekunden durch sechs Schlitzläufe treibt und auf das Ziel feuert. Der Blick springt auf die dreihundertste Kugel und hetzt mit ihr über braune Hügel und ein rotes Mauerstück auf zwei Gestalten zu, die von 299 Vorgängern schon in blutige Stücke zersägt worden sind.
    Ein steifer, bewegungsloser Körper, neben ihm die Ränder des Fließbands, bewegt sich rücklings ins Ungewisse. Der betäubte Blick starrt leblos an die Industriehallendecke, die elend langsam an ihm vorbeigleitet. Plötzliches Ende vom Band. Herunterfallen.
    Aufschlagen. Bewegliche Wände kommen auf ihn zu. Zoom aus dem zerquetschten, deformierten Fleisch heraus auf 5 Meter Höhe. Ein Apparat wie eine Schrottpresse. Daneben noch einer. Und noch einer.
    Und noch einer. Der Blick geht über endlos rollende Bänder, die die menschenfressenden Automaten mit Nachschub versorgen. Ein ledriger, mit Schlangenhaut bedeckter Körper, neben ihm Glaswände und die Andeutungen von starrenden Beobachtern, schwebt regungslos in der Luft. Es ist kein Mensch. Es ist eine Ratte. Für eine halbe Ewigkeit passiert nichts. Dann blinkt das Auge des Betrachters und die Ratte zuckt. Die Fäden, die sie halten, haben sie nicht gezogen. Sie halten sie nur in der Luft. Und der dicke Draht ... der in der Mitte ... der, der zum Kopf geht ... der überträgt nur die Stimulation. Die Ratte zuckt erneut. Ein Ärmchen links. Ein Ärmchen rechts. Beide Beine. Als wolle sie hüpfen.
    »Es sind keine Ratten mehr.«
    Die metallischen Augen waren wieder da. Sol bemühte sich, den Wust an Bildern aus dem Kopf zu bekommen. Und das schlechte Gefühl, das sich in seinem Magen ausdehnte. Es gelang ihm nicht.
    »Es sind Menschen.«
    Etwas zuckte, und er konnte seine Hand sehen, die in einer Art Schlangenhaut zu stecken schien. Er hatte sie nicht bewegt und die Fäden, an denen sie hing, hatten sie nicht gezogen. Er zuckte erneut. Ein Arm links ... ein Arm rechts. Das schlechte Gefühl in seinem Magen verschwand, als er sich röchelnd übergab.

02 _ Marie Jouvance Outpost [Control]
     
    Als sie sagten, Sorrce würde sprechen, dachte Sol, dass dies eine Chance sein könnte. Er hatte sich vorgestellt, dass er – vielleicht gefesselt, vielleicht gebunden – vor den Wissenschaftler geführt werden würde. Den einzigen Menschen, mit dem man noch reden konnte. Dem einzigen vernünftigen Wesen, das noch nicht vollends dem kranken Wahnsinn verfallen war, der sich in der Station wie ein wuchernder Pilz verbreitet hatte. Doch als er – müde und erschöpft, übel und zermürbt – von unsichtbaren, beißenden Impulsen getrieben in den Kontrollraum taumelte und in den Augen der schattenhaften Gestalt das kalte, schimmernde Eisen wiederfand, wusste er, dass alles ein bisschen anders kommen würde.
    Sein Blick wanderte über die abgerundeten, ergonomischen Formen weißer Pulte, weißer Desks und weißer Sitzschalen. Der Raum, der ihm nach der elend langen Zeit im versteckten Knoten 0 so liebevoll vertraut vorkam, war nahezu farblos und steril. Ein reines, sauberes Weiß, welches das Interieur des Herzens einer jeden Forschungsstation von NAM-Tech wie ein hauchdünnes Seidentuch bekleidete. Er fühlte sich wie zuhause.
    Dann bemerkte er das dunkle Podest – eine Sitzschale im Schatten, inmitten von aufgerissenen Boden- und Wandabdeckungen, aus denen die sporenartige Pilzstruktur unkontrollierter Elektronik wucherte und den Thron des Herrschers umrankte. Die unnatürliche Abwesenheit von Licht und Helligkeit im Bereich des Podests machte ihm Angst, und genau wie auf den Großdisplays der futuristischen Folterkammer des verborgenen Knotens gab es keine Möglichkeit, die thronende Gestalt vollends zu erfassen. Der unheimliche, kultische Führer der Aufständischen blieb im Dunkeln, als er zu sprechen begann.
    »Ruht in der Kraft! Ruht in der Stärke! Ruht in den Armen der Quelle, die euch die Kraft gibt, den technologischen Bann zu brechen!«
    Geräusche drangen an Sols Ohren, die nach Jubelschreien und kreischender Menge klangen, doch er konnte nicht

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