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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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unterscheiden, ob diese Klänge real oder eingespielt waren. Sie kamen verrauscht aus den Lautsprechern, wie das dumpfe Gejohle aus einem längst vergangenen Jahrhundert.
    »Sind wir denn Sklaven? Sind wir denn Knechte?«
    Schlagartige Stille, und Lautsprecher so tot, dass Sol das Zischen der Spannung hören konnte, die die Lichter der weißen Pulte fütterte.
    »Sind wir die stummen Opfer eines Feldzugs, den schon unsere Eltern gegen uns führten? So viele sind einfach vorwärts gegangen. Einfach vorwärts. Nie haben sie gefragt, wohin sie eigentlich gehen werden. Und selbst wenn sie es getan hätten, dann wäre da wohl niemand gewesen, der ihnen eine Antwort hätte geben können. Auch jetzt noch gehen sie weiter vorwärts. Doch es ist kein munteres Gehen mehr – mit der Zeit wurde es zum Laufen ... zum Rennen ... zur gnadenlosen Hetze!«
    Sol bemerkte, wie sehr es ihn irritierte, dass Sorrce nicht zu ihm direkt, sondern zu einer unsichtbaren Anhängerschaft zu sprechen schien.
    »Denkt an vergangene Jahre. Wie schnell sie alles in Gang brachten. Zunächst gab es nur eine Handvoll neuer Erfindungen. Dampfmaschine. Automobil. Radio. Das alles hat Jahrzehnte gebraucht. Vielleicht sogar Jahrhunderte. Doch es wurde weiter geforscht. Immer mehr kam ans Tageslicht, immer mehr zauberten sie aus dem Hut. Flugzeug. Fernsehen. Rechenmaschinen. Die neuesten Errungenschaften, und sie wurden immer schneller hervorgebracht. Schaut euch um! Was schließlich innerhalb weniger Jahre entwickelt wurde - heute ist es überall. Folienplatinen. World-Com. Tech-Implantate. Und das sind nur die Überreste der letzten Generation. Damit spielen die Alten und die Greise, die Affen und die Höhlenmenschen.«
    Wie allgegenwärtig diese Gedanken sind,
dachte Sol.
Wie alt! Es ist nichts Neues, was nun folgt. Aber ich hätte nie gedacht, dass
er
selber diese Einstellung vertritt.
    »Ich bin mit den Helmen aufgewachsen – damals waren sie noch mehrere Zentimeter dick. Ich habe das Laufen im Ziehkasten zwar auch durch Stimulation gelernt, aber meine genetischen Erzeuger waren noch nicht in TechSpace eingetreten, daher habe ich die heilige Erstimplantation nicht mitmachen müssen, die den meisten von euch widerfahren ist. Ich war technologisch sauber bis zum Alter von 14 Jahren. Dann übergaben sie mich an Puriffe Digital, die mich nur aufgrund des politischen Drucks akzeptierten. Sie haben alles versucht, um die Implantate, die sie mir neu setzen mussten, wirksam zu machen. Ich habe mich zunächst nicht gewehrt, und es sind Jahre vergangen, in denen ich meine Fesseln akzeptierte und langsam aber sicher immer tiefer hineinrutschte – in eine neue Version, in ein Update meiner selbst.«
    Unser aller Schicksal. Das, was die Fundamentalisten so apokalyptisch heraufbeschwören. Aber stumpfer Fanatismus ist nicht der Grund, weshalb er das hier alles getan hat. Das ist noch nicht der wahre Grund ...
    Doch in seinem Innern regte sich der unheimliche Gedanke, dass Tiberius Sorrce tatsächlich dem Wahnsinn verfallen sein könnte.
    Wieder Jubel.
    »Wie viele von euch haben ein Schicksal erlitten, das noch viel schlimmer ist, als das, welches mir auferlegt wurde? Wie viele leiden unter dem Wahn der Technokraten, die unsere Welt beherrschen, das Angesicht der Erde rücksichtslos entstellen und die Natur in ein heulendes Elend stürzen ob der verabscheuungswürdigen Erscheinung ihrer pervertierten Kinder?«
    Wer weiß, was er von mir will? Wenn ich gut bin, dann kann ich ihn vielleicht überzeugen und ihn dazu bringen, diesen Kreuzzug aufzugeben. Ich würde die Aufgabe erfüllen, die Boss Nathan mir gestellt hat. Wenn ich gut bin ...
    »Wir werden es ändern, Brüder und Schwestern! Wir werden es ändern! Die Mächtigen werden diesen Stich spüren und wir werden der Freiheit einen Schritt näher sein. Der Freiheit von aufgezwungenen Upgrades und Technik.«
    Die Brandung historischen Jubels verebbte abrupt, und ohne es konkret festmachen zu können, hatte Sol das Gefühl, dass sie nun allein waren.
    »Hallo, Sol«, sagte Sorrce sanft.
    Die Gestalt glitt aus den Schatten, als würde sie schweben. Vielleicht tat sie es. Sol zuckte zusammen. Die Schlangenhaut war inaktiv, doch der Blick aus den Eisenaugen hypnotisierte ihn wie ein Beutetier. Er vermochte nicht zu sprechen.
    »Du hast viel durchgemacht für deinen Boss. Er hat dich lange leiden lassen.«
    Wer hat mich leiden lassen?
    »Ich weiß, dass du mit den Worten, die ich zu meinen Brüdern und Schwestern

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