NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
Ausgang des Iso-Tunnels.
»... genau gesehen. Hey, Rico, hörst du mir überhaupt zu?«
»Kleines Problem mit dem M-Com. Versteh ich gar nicht. Die Verbindung zu Mother war bis jetzt immer super.«
»Vielleicht haben sie euch schon ins tote Feld gelegt. Ich würd' an deiner Stelle jetzt Schiss kriegen, mein Freund, haha.«
Rico grinste.
»Quatsch, Mann. Die wissen doch gar nicht, wo wir sind. Das ist sicher bei euch da drüben. Als ob ihr Arabs was von Com-Netzen versteht. Ihr trommelt doch immer noch auf Baumstämmen herum ...«
Said, sein einstiger Wegbegleiter in den digitalen Cybergame-Stadien des World-Com, war bemüht, sich am anderen Ende der Welt das Lachen zu verkneifen, und klärte ihn geduldig über die hochkomplexe Infrastruktur in Azerbaycan auf. Obwohl Baku, der aktuelle Einsatzort für den jungen Araber, stark umkämpft war und so gut wie alle Gebäude der Ressourcen-Metropole durch die flächendeckenden, amerikanischen Luftangriffe in Trümmern lagen, wähnten sich die arabischen Spezialeinheiten von Trans-Humaine durchaus auf der sicheren Seite. Verlässliche Technik, sichere Versorgungswege und beste Kenntnis des vorliegenden Terrains. Die Streitkräfte der westlichen Aggressoren waren zwar den nationalen Widerständlern überlegen, nicht aber Said und den Corporate Forces von Trans-Humaine.
»Hier ist alles super«
, meinte der Freund, und diese Worte lösten bei Rico eine eigentümliche Erinnerung an Ereignisse aus, die nicht in der realen Welt stattgefunden hatten, sondern irgendwo in den Datentunneln der Spieleserver von damals. Was war es?
»Oh Mann«, sagte er. »Ich glaub ich werde schwermütig. Ist nicht gut, mit dir zu plaudern ...«
Aber Said überhörte ihn.
»Ich sag dir, die Nationals haben keine Schnitte. Egal, wen sie schicken. Du weißt doch, dass denen früher keiner das Wasser reichen konnte. Besonders nicht den Amis. Einfach die beste Ausrüstung, die beste Technik und die besten, hirnlosesten Killersoldaten.«
Rico hörte ihm gebannt zu. Er hatte sich nie um die Militärstrukturen der ersten fünfzig Jahre gekümmert, aber er wusste recht gut, dass etwa zur Mitte des 21. Jahrhunderts die nationalen Streitkräfte erheblich Konkurrenz bekommen hatten. Einige Firmen, die sich in den neuen Technologien hervorgetan und sich zunächst an harmlosen Haushaltsgeräten dumm und dämlich verdient hatten, waren insgeheim aktiv geworden und hatten ihre eigenen Spezialeinheiten zusammengestellt. Vielleicht waren es zu Beginn nur ein oder zwei gewesen, die wirklich hochgerüstet hatten, aber schließlich waren immer mehr dazugekommen, und nur die wichtigsten Militärstrategen wussten noch halbwegs genau, welche der sogenannten Corporate Forces mit welchen der National Forces kooperierten, und welche nicht. In den letzten Monaten des Rohstoff-Krieges hatte sich gezeigt, dass NAM-Tech und Trans-Humaine die wohl schlagkräftigsten Firmen-Spezialeinheiten zusammengestellt hatten. Sie mischten in diesem Krieg ganz oben mit. Vielleicht nur als Dienstleister für die Nationen, vielleicht aber auch mit weitaus höheren Ambitionen.
Die Stimme aus Baku lieferte ihm ein ziemlich detailliertes Referat über diese Entwicklungen, aber Rico bemühte sich gar nicht erst, das geballte Wissen intensiver als mit einem lässigen Kopfnicken aufzunehmen. Said schien zwar hervorragend über die aktuellen Koalitionen informiert zu sein, aber Rico war klar dass die Lage – vielleicht nur wenige Stunden nach diesem Einsatz – schon wieder völlig anders sein konnte. Das Einzige, das er sich vor einem Auftrag merken konnte, war, wie das hypothetische Ranking der Streitkräfte ausfiel. Und da er im Dienste von Trans-Humaine stand, waren die Einheiten von NAM-Tech den letzten Statistiken zufolge die einzige wirkliche Bedrohung, die technologisch über ihnen stand.
»Also ich sag dir«
, fasste Said schließlich als Resümee zusammen, das Rico schon lange vor der Belehrung seines Freundes gezogen hatte:
»Ihr könnt da unten Scheiße bauen, so viel ihr wollt. Von mir aus lauft vor die rollenden Türme und zeigt den Amis euren nackten Arsch, die kriegen euch nicht. Aber sobald ihr irgendwelche Corporates aufspürt: äußerste Disziplin! Das Gasoduct muss gehalten werden!«
Sag lieber: irgendwelche Corporates mit NAM-Tech Logo!
, dachte Rico.
Die anderen sind mir ziemlich egal.
Aber er grinste nur und entschied, dass es nicht klug war, dem Freund in diesem Kommunikationskanal zu widersprechen.
»Hey,
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