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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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Said«, sagte er stattdessen. »Weißt du noch, in den Cybergames? März 2089? Während der NIG-Meisterschaft.«
    Am anderen Ende war es still. Rico hörte die Gedanken rattern.
    »Komm schon, Ghost, erinnere dich«, sagte er auffordernd.
    »NIG?«
    »Neuro-Improvement Group.«
    »Der prä-NAM-Tech-Konzern?«
    »Naja, ist doch egal. Weißt du noch WAKE, Level 3? Die Bouncy Map?«
    Said schien zu grinsen.
    »Warum?«
    »In der Pause vor dem Finale hast du mir so ziemlich den gleichen Vortrag gehalten«, lachte Rico. »Und deine Sprüche waren auch dieselben!«
    In der Vorstellungskraft zweier Menschen, die sich in 11.000 Kilometern Distanz befanden, die Tag und Nacht trennte, und die sich nie zuvor anders als per Datenübertragung gesehen hatten, erstrahlten die gleichen Erinnerungen und die gleiche, entspannende Zufriedenheit legte sich auf ihre Gemüter. Damals hatten sie gemeinsam vor der letzten Runde gezittert. Damals hatten sie gemeinsam das Level durchstreift, die digitalen Flankenmänner befehligt und die Flagge des Gegners ins Visier genommen. Damals hatten sie gewonnen.
    »Aber das hier ist nicht so wie damals«
, meinte Said schließlich.
"Das hier kann auch schwer nach hinten losgehen."
    »Ja, das stimmt.«
    Die Stille, die über den Kanal ging, hielt diesmal länger an. Rico wusste nicht was er noch weiter sagen sollte, und er vermutete, dass es Said genauso ging. Erst trommelte er mit den Fingern auf seinem Bein herum. Nichts. Dann hustete er verlegen. Immer noch nichts.
    Schließlich fiel ihm auf, dass es nicht mehr rauschte, wenn er auf den großen, schwarzen Knopf an der Seite des Gerätes drückte. Der Kanal war tot.
    Hätte Rico nicht am Ausgang des Iso-Tunnels gestanden, hätte er den flächendeckenden Brandwaffen-Angriff der Amerikaner nicht überlebt.
    Etwas Schreckliches war in der zerstörerischen Kraft des chemischen Flammenmeers, das sich in das grüne Herz von Puerto Ordaz fraß. In einem sinnlosen Moment voller Panik, als er sich auf Händen und Füßen durch den Dreck kriechend zum nächsten Busch hinüberrettete, dachte Rico an die alte Zeit in WAKE, als er in der Druckwelle und der Hitze von tausend Nuke-Bombs gestanden und nicht einen Kratzer davongetragen hatte. Dann erinnerte er sich daran, dass diese Ereignisse im World-Com stattgefunden hatten und es lediglich sein virtueller Avatar gewesen war, der dort nur minimalen Schaden genommen hatte. Das hier war anders. Das hier war real und er hasste es.
    Nur wenige Meter entfernt in den Büschen hockten Trask und Ramiro mit schwarzer, zerfressener Haut. Im Donner der einschlagenden Geschosse verstand Rico nur die Hälfte von dem, was sie sich gegenseitig zu brüllten. Aber Trask hatte ein Ammopack dabei und das SOCOS-Command-Set für strategische Operationen. Das SOCOS?
Sein
SOCOS.
    »Gib mir das Set!«, rief er dem Grenadier zu.
    Es war die einzige Möglichkeit, um zum mobilen, taktischen Stab durchzudringen, oder um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Aber Trask konnte ihn nicht hören. Seine Ohren waren voller Blut.
    »Ramiro!«
    Der Gerufene blickte ihn mit offenen Augen an.
    »Gib schon her!«, rief Rico entnervt.
    »
Qué?
Was willst du damit?«
    Zweihundert Meter neben ihnen stand der Urwald in Flammen. Irgendwo in der Nähe waren Schüsse zu hören, und zwischen den riesigen Blättern und Ranken blitzten die Feuer der amerikanischen Panzertürme auf, die sich stetig näherten.
    Rico raffte sich wütend auf, krauchelte die paar Meter zu den zwei Männern herüber und riss Trask das SOCOS aus der Hand. Als das Kopf-Display mit den vertrauten Fenstern vor seinen Augen schwebte, fühlte Rico sich nur noch halb so blind.
    »Oh Mann«, entfuhr es ihm als er feststellte, dass drei der Fenster nicht mehr aktiv waren. Drei tote Teamleiter. Und in seinem eigenen Fenster stand eine rote Null dort, wo eigentlich die Zahl seiner Marionetten stehen sollte.
    »Warum seh' ich euch hier nicht, Ramiro? Habt ihr nicht eingeschaltet?«
    »Wir sind tot,
hombre
, wir sind tot!«
    Rico nahm das Display ab und schaute ihn an. Seine Augen waren weit und starr, als würde der Schock selbst aus ihm sprechen.
    »Reiß dich zusammen, Ramiro! Das Gasoduct ...«
    »Vergiss das Scheiß-Gasoduct,
hombre
! Das Ding ist Geschichte, das gehört jetzt den Amis!«
    Rico setzte das SOCOS wieder auf und versuchte, den Status des letzten Teamleiters abzufragen. In den chaotischen Fragmenten der Bildübertragung konnte er schwarze Gestalten ausmachen, laserrote

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