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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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sah sie keinerlei Wolkenbildung. War das überhaupt möglich? Sie flog ja nicht zum ersten Mal, aber ohne Wolken war sie noch nirgendwo angekommen.
    »Bin ich froh.« Der ältere Mann neben ihr seufzte. »Bald wieder zu Hause.«
    Vanessa schaute ihn interessiert an. »Sie leben in Namibia?«
    »Ich bin dort geboren.« Der Mann lachte leicht. »Sie denken, ich sollte eine dunklere Hautfarbe haben?«
    »Nein, nein.« Vanessa lächelte etwas verlegen. »Ich weiß, dass es viele verschiedene Hautfarben in Namibia gibt, schwarz und weiß und eine Menge dazwischen.«
    »Und alle leben friedlich zusammen«, sagte der Mann. »Darauf sind wir stolz. Ist ja nicht selbstverständlich, wenn man sich unsere Nachbarn ansieht, Zimbabwe zum Beispiel.« Er schaute an Vanessa vorbei zum Fenster hinaus. »Aber selbst Mugabe kann seinen Leuten das Licht nicht nehmen.«
    Mittlerweile stand die Sonne hell am Himmel, weißgelb in der klaren Luft, der rotgoldene Schimmer war verschwunden.
    Eine Flugbegleiterin kam mit einem Sack vorbei. »Die Decken, bitte.«
    Vanessa wurschtelte sich aus ihrer Decke heraus und gab sie ihr. Die nächste Flugbegleiterin sammelte die Kissen ein, und es war deutlich zu spüren, dass sie sich ihrem Ziel näherten. Die Passagiere wurden unruhig, einige zückten ihre Fotoapparate und Videokameras, machten Aufnahmen durch die kaum dafür geeigneten Fenster. Vielleicht waren sie ›Ersttäter‹ wie Vanessa, denn etliche andere kümmerten weder der Sonnenaufgang noch der wolkenlose Himmel. Sie schienen das alles bereits zu kennen.
    Endlich setzten sie zur Landung an, und während der Boden immer näher kam, erkannte Vanessa unter sich dunkle Hügel und eine Landschaft, die nur aus brauner Erde und ein paar Büscheln trockenen Grases zu bestehen schien. Häuser sah sie nicht, bis am Ende die Flughafengebäude auftauchten. Es sah aus wie ein Platz, auf den Kinder Legosteine gesetzt hatten. Sie hatte Bedenken, ob die Landebahn reichen würde.
    Ihre Sorgen waren unbegründet. Die Maschine setzte auf, wurde langsamer, und der Pilot drehte sie, um an die richtige Stelle zu fahren.
    Die Passagiere klatschten, einige begannen bereits, ihr Gepäck aus den Fächern zu holen, und generell machte sich Aufbruchsstimmung breit. Viele der Urlauber schienen es sehr eilig zu haben, an ihr Ziel zu kommen.
    »Keine Zeit, keine Zeit«, bemerkte der Mann neben Vanessa kopfschüttelnd. »So seid ihr Deutschländer.«
    Vanessa lächelte. »Ich bin mit der Absicht hergekommen, mir endlich einmal Zeit zu nehmen.«
    »Richtig so.« Langsam erhob der Mann sich von seinem Sitz und gab damit auch Vanessa die Möglichkeit aufzustehen. »Wir hier in Afrika haben immer Zeit. Es gibt nichts, was so dringend wäre, dass es nicht Zeit hätte.«
    Nun musste Vanessa lachen, während der Mann ihr zuvorkommend half, ihr Gepäck aus dem Fach über ihren Sitzen zu holen. »Das sollte ich mal meinen Kunden sagen!«
    Er warf einen Blick zu dem Gedrängel am Ausgang. »Oder denen hier.«
    Sie versuchten gemeinsam, eine Lücke zu finden, um sich in die Schlange einreihen zu können. Langsam ließ der Massenandrang nach, die meisten waren schon draußen.
    Gleich darauf betrat Vanessa zögernd den obersten Absatz der Treppe, die hinunter zum Flugfeld führte. Hier gab es keinen Schlauchfinger wie in Frankfurt. Vanessa blieb stehen, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Die warme Luft überfiel sie nach der Kühle des Flugzeugs unerwartet.
    Sie blickte hinauf in den blauen Himmel. Trotz Sonnenbrille hatte sie den Eindruck, das Licht wäre sehr hell, so als ob sie gar keine Sonnenbrille tragen würde. Als sie sie jedoch kurz nach oben schob, ließ sie sie sofort wieder auf ihre Nase fallen. Ohne Sonnenbrille war es unmöglich, überhaupt etwas zu erkennen.
    Die warme Luft streichelte sie, und sie merkte, dass sie viel zu dick angezogen war. Selbst jetzt, am frühen Morgen, hatte die Sonne hier, auf dem internationalen– auch wenn man das kaum glauben konnte – Flughafen der Hauptstadt von Namibia bereits eine unglaubliche Kraft.
    »Wollen Sie noch länger hier stehenbleiben?« Die Stimme ihres freundlichen Sitznachbarn riss Vanessa aus ihrer Erstarrung.
    »Nein, natürlich nicht. Entschuldigung.« Sie schaute ihn kurz an, lächelte und ging dann die Treppe hinunter. Ihre Schritte klangen metallisch nach auf den gelochten Eisenstufen.
    Aber das merkte sie gar nicht. Sie war zu fasziniert von ihrer Umgebung. Wind wehte Sand über die Flugbahn, auch auf ihr

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