Naminé - Liebe Deinen Feind
brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bleibe ab jetzt immer bei dir, für immer.« Die Waldelbin seufzte hörbar auf. Er merkte, dass sie immer noch stark zitterte. »Weißt du, dass ich mir schreckliche Sorgen um dich gemacht habe? Ich liebe dich, Naminé, das ist mir klar geworden. Ich möchte immer mit dir zusammen sein.« Die Elbin wandte sich leicht zu ihm und küsste ihn lange. »Ich liebe dich auch, Sias, und ja, ich werde immer bei dir bleiben. Egal was passiert.«
Epilog
Es regnet, während Naminé vor seinem Grab standen. Es lag mitten im Wald, an dem Ort, an dem er gestorben war.
Das Grab war schlicht. Ein einfacher Stein zierte den Erdhügel, der über und über mit Blumen besetzt war. Naminé sah, dass an dem Stein ein Amulett lehnte, das ihr Vater Cyon einmal geschenkt hatte. Sie lächelte und kniete sich zu seinem Grab hinunter. Sie legte ihre rechte Hand auf die feuchte Erde. Naminé glaubte dadurch, ihn besser spüren zu können.
»Na, wie geht es dir, Großer? Ich hoffe, du schläfst schön. Vater und Mutter haben Sias inzwischen angenommen. Zwar hat Vater immer noch seine Zweifel daran, dass er nicht nachts durch das Haus schleicht und uns alle umbringt, doch wie ich ihn kenne, wird er dies sicher auch bald ablegen.«
Die Elbin schwieg kurz und strich sich ein paar Strähnen ihres Haares zurück, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten. »Techi, Raven und Sam sind in Arsë geblieben. Techi ist die neue Meistermagierin am Hofe, während Sam und Raven im Krankentrakt arbeiten. In einem Brief habe ich erfahren, das Raven bald zum Obersten Heiler befördert wird.«
Naminé kicherte. »Sam und Raven werden bald heiraten. Ich weiß aber nicht, ob Sias und ich daran teilnehmen werden. Es kommt ganz darauf an, wann unser Kind kommt.«
Die Waldelbin strich kurz über ihren gewölbten Bauch. »Aryl sagt, dass es in einem Monat so weit ist. Durch einen Geisterseher haben wir erfahren, dass es ein Junge sein wird. Und weißt du, wie wir ihn nennen werden? Er wird deinen Namen tragen, Cyon.«
Eine einzelne Träne rann aus ihrem linken Auge. Naminé wischte diese weg. Sie stand nun wieder auf, als sie sah, dass Sias sich ihr näherte. Der frühere Elbenjäger lächelte. »Wusste ich doch, dass ich dich hier finde.« Er küsste sie, dann sah er auf das Grab hinab, während er Naminé sanft über den Bauch streichelte. »Ich würde gerne wissen, was dein Bruder über uns denkt.«
D ie Elbin schmiegte sich an ihm.»Er wäre sich stolz auf all das, was wir geleistet haben.« Sias nickte. »Efal hat mir geschrieben. Es geht ihm gut. Er bereut seine Taten, doch es kann noch Jahre dauern, bis er wieder frei sein wird. Kaelós Strafe, ihn in die Eislanden zum Arbeiten zu schicken, war eine gute Idee. Hoffentlich ändert er sich dadurch.«
»Kaeló macht sich gut an Cirras Seite. Wann die beiden wohl heiraten werden?«, überlegte Naminé nun laut. Sias grinste und umfasste ihre rechte Hand. Er küsste dort ihren Ehering.
»Ich weiß es nicht. Aber solange du bei mir bleibst, ist es mir auch herzlich egal.« Die Fürstentochter lehnte sich an ihn. »Du weißt doch, dass ich dich niemals verlassen würde. Dafür liebe ich dich viel zu sehr, Sias.«
ENDE
Leseprobe Liryá – Smaragd. Erschienen im AAVAA-Verlag.
Prolog
Leise rieselte der weiße Pulverschnee auf die saftig, grünen Wiesen der Elorainsel. Der Mond strahlte hell vom schwarzen Himmel hinab und sein Abbild spiegelte sich in einem Waldsee wieder, auf diesem die letzten Seerosen schwammen, die sich nicht in die Klauen des Winters begeben wollten. In der Nähe des Waldsees stand eine Burg aus Sandstein, groß genug für zweitausend Soldaten. Ein rotes Banner, mit einer goldenen Sonne, ragte neben den Wehrtürmen hervor und der Wind spielte mit dieser.
Einer der zweitausend Soldaten war Xéy. Der Elb hatte orangegelbes Haar, das ihm bis zu den Schultern reichte. Er trug eine Rüstung aus Silber und ein schmales Schwert hing an seinem Waffengürtel. Sein Helm lag neben ihm auf den Wehrgängen.
Sein Gesicht war schmal, die Augenbrauen geschwungen und seine grünen Augen blickten verträumt den Mond an. Xéy verharrte eine Weile in seiner Haltung, bis ihm jemand die Hand auf die Schulter legte. „Nicht schlafen, Xéy!“
Der Elb sah seinen Kameraden schief an. Dieser trug die gleiche Rüstung wie er und dessen schwarzes Haar schaute unter dem Helm hervor. „Ich habe nur
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