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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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es heute ungemein schmerzhaft, diese Lieder, die das Sterben romantisieren, zu hören:

    Wenn du dann wirklich in der Situation bist, erträgst du diese Musik nicht mehr. Das ist vorbei. Zum Beispiel ›In Joy and Sorrow‹. Höre ich nicht. Doch...manchmal schon, aber ab dem ersten Refrain schalte ich weiter, denn dann kann ich nicht mehr.«

    Chris erfährt von Nanas Diagnose im Praktikum für seine neue Stelle. Er braucht fünf Minuten, sitzt dann im Auto und fährt los.

    Ich habe das erst gar nicht richtig realisiert. Weder am ersten Tag noch ein Dreiviertel Jahr später. Ich dachte: Klar, Krebs ist scheiße, aber das kriegen wir schon hin!«

    Kurz nach der Diagnose ist Nana oft niedergeschlagen und von den anstrengenden Therapien genervt. Für Chris ist das die Zeit, in der es ihr psychisch am schlechtesten ging:

    Sicher, sie war oft traurig und auch mal schlecht drauf, aber selbst in der Zeit als es in Richtung Sterben ging, war sie nie so depressiv wie in der Anfangszeit.«

    In diesen Wochen führen die beiden ein Gespräch darüber, was wäre, wenn die Ärzte Nana eröffneten, ihr Krebs sei unheilbar. Würden sie dann Hand in Hand von einem Dach, übersät mit einem Meer von Kerzen, herunterspringen? Es ist nur ein kurzer Augenblick, in dem sie das Undenkbare denken:

    In dem Moment klang das vielleicht cool.Aber im Nachhinein fand Nana, das wäre keine gute Idee gewesen. Sie sagte, sie war in der Zeit einfach schlecht drauf. Das war nicht der Weg, den sie gehen wollte.«
    Carpe diem
    Nana versucht, jeden Moment wirklich zu genießen. Etwas zu unternehmen – wenn es ihr entsprechend geht. Und wenn es nur ein Spaziergang ist. Sie wagt sich sogar ein paarmal zum Inlineskaten. Trotzt dem Risiko, hinzufallen und
sich ihre vorgeschädigte Wirbelsäule schwer zu verletzen: Nana fährt eigentlich gar nicht, sondern rutscht eher, langsam und vorsichtig. Für Chris ist das sehr bewegend:

    Obwohl es gar kein richtiges Skaten war, hat sie dabei gestrahlt. Wie ein kleines Mädchen, das ein Pony geschenkt bekommen hat. Sie konnte sich über die kleinsten Kleinigkeiten so richtig freien! Kleinigkeiten waren sehr bedeutend für sie.«

    Bild 22
    Nana auf Facebook
    (November 2011):
    »Going out with my handsome future-husband Chris tonight.«
    Nana liebt es noch immer auszugehen. Etwa ins »Rockstudio«, entsprechend gestylt. Auch auf Livemusik will sie nicht verzichten, wenngleich die Enge auf den Konzerten eine Herausforderung darstellt. Auf dem Konzert von »Alter Brigde« wird sie von jemandem angerempelt.
    Die Schmerzen im Rücken spürt sie noch lange danach. Für »Rammstein« sind die Karten bereits vorbestellt: Chris hat Sitzplätze reserviert.

    Zwei Stunden in der Arena zu stehen, das wäre für Nana einfach nicht mehr möglich gewesen. Aber Livemusik war etwas, das hat ihr richtig Spaß gemacht.«

    Dinners for two
    Im Dezember, einen Monat vor ihrem Tod, veranstalten Nana und Chris mehrere »Käseabende«. Auf dem Münchner Tollwood-Winterfestival kaufen sie an einem Stand immer wieder riesige Mengen an Bergkäse. In Nanas Zimmer unter dem Dach vertilgen sie diese dann bei Kerzenschein. Ihren letzten Jahrestag am 20.12.2011 begehen die beiden ebenfalls hier oben.

    Chris hatte Nana eigentlich einen Besuch in einem Restaurant geschenkt, aber Nana möchte nicht mehr unter fremde Menschen, sondern zu Hause bleiben. »Da kann man ganz anders reden«, meint sie. Chris bestellt also ein Menü beim Chinesen:

    Wir haben uns den Wanst vollgeschlagen, bis wir beide nicht mehr aufstehen konnten. Dann haben wir auf der Couch gelegen und gekuschelt, ein bisschen Musik gehört. Über das, was kommen könnte, haben wir an diesem Abend nicht geredet. Das passierte stillschweigend. Wir wollten einen ganz normalen Pärchenabend haben, genießen, was man noch machen kann.«

    Richtig Zeit zu zweit blieb den beiden sowieso kaum noch.
    Nana verbringt verständlicherweise die meiste Zeit mit Barbara. Im Krankenhaus, beim Fotografieren, an den Tagen daheim. Mutter und Tochter schlafen sogar phasenweise nachts im gleichen Zimmer: Wenn Nana wieder Probleme mit dem Rücken hat, schafft sie es nicht in ihr Hochbett. Chris ist darüber dennoch nicht unfroh – mit einer nächtlichen Notfallsituation würde er sich vielleicht überfordert fühlen und hätte Angst davor, Nana falsch zu versorgen. Ab und zu aber überlassen Barbara und Axel den beiden Verliebten das elterliche Ehebett. Was speziell Chris sehr freut, denn:

    Mit der

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