Nana - der Tod traegt Pink
Mutter:
Ich habe Barbara erst jetzt, nach Nanas Tod, ein paarmal weinen gesehen. Vorher war sie immer Nanas Halt und Bestand.«
Am 17.7.2012 schreibt »Nase« auf Gedenkseiten.de an Nana:
jeden Morgen kommt aufs Neue die Erkenntnis, dass du nicht mehr bei uns bist. Aber neben der ganzen Trauer kann ich trotzdem noch lachen und mich darüber freuen, dass ich so unfassbar geile 15 Jahre mit dir erleben durfte. Danke, dass du mir jeden Morgen die Kraft gibst, weiterzumachen. Danke, dass du immer noch irgendwie bei mir bist. Danke, dass du uns wissen lässt, dass du trotzdem noch da bist wenn wir dich am meisten brauchen.
Ich liebe dich, meine Maus.
Und ich vermisse dich so sehr...«
In Joy and Sorrow
Bild 57
HIM – es ist Chris
»In Joy and Sorrow« von HIM
Oh girl we are the same
We are young and lost and so afraid
There’s no cure for the pain
No shelter from the rain
All our prayers seem to fail
In joy and sorrow my home’s in your arms
In a world so hollow
It’s breaking my heart
Oh girl we are the same
We are strong and blessed and so brave
With souls to be saved
And faith regained
All our tears wipe away
In joy and sorrow my home’s in your arms
In a world so hollow
It’s breaking my heart
»In Joy and Sorrow« written by Ville Valo. © Published by Heartagram Inc.
Administrated by Kobalt Music Publishing Ltd.
Musik. Für Frischverliebte eine enge Verbindung. Die gleichen Hoffnungen und Sehnsüchte teilen. Formuliert in einem Text, der nur für sie geschrieben scheint, in dem sie all ihre Gefühle wiederfinden: füreinander bestimmt zu sein. Gemeinsam durch Himmel und Hölle zu gehen. Die Freude, aber auch den Schmerz zu teilen, in guten wie in schlechten Tagen.
Was »schlechte« Tage in einer Beziehung oder Ehe heißen können, bleibt mit Anfang 20 ein verschwommenes Bild. Was könnte das heißen? Schwierigkeiten, es miteinander auszuhalten? Nach 20 Jahren immer noch der gleiche Ärger über
herumliegende Unterwäsche und Zahnpastareste im Waschbecken? Streitigkeiten, die man von den eigenen Eltern oder in den Familien seiner Freunde kennt? Um Finanzen, Kindererziehung, Erwartungshaltungen? Schemenhafte Klischees über weit Entferntes, im Verliebtsein oft Irrelevantes. Was wären denn wirkliche Probleme? Sich zu verlieren...vielleicht für immer?!
Die musikalische Stilrichtung, in der Nana und Chris zu Hause sind, spielt bewusst mit Symbolen und Motiven des Morbiden. Ob Dark oder Rock, Love oder Symphonic Metal – für Außenstehende überwiegend schwer auseinanderzuhalten – die Videos sind oft düster und geheimnisvoll. Texte voller Andeutungen über Tränen und Tod. Die Männer blass geschminkt, ihre Augen mit Kajal umrandet. In Schwarz und Violett gekleidet, wie aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt. Kerzen flackern, geisterhafte Frauen auf uralten Friedhöfen, in tiefen Wäldern, in modrigen Schlössern. Liebe und deren Verlust spielt eine zentrale Rolle. Unsterbliche Liebe – über den Tod hinaus.
Bild 1
Nana und Chris beim Gothic-Shooting mit der Hobbyfotografin Inge Böhm (April 2011).
Bild 58
Nana und Chris im Frühjahr 2010.
Prickelnd morbide
Von dieser sentimentalen Verklärung fühlen sich auch Nana und Chris angezogen. Musik der Band HIM, die beide zueinander führt. Nana und Chris finden sich über »Lokalisten«, dem sozialen Netzwerk »vor« Facebook. Nana entdeckt Chris in einer Gruppe von Fans der finnischen Band HIM. HIM ist die Abkürzung für »His Infernal Majesty«, der Leadsänger Ville Valo ein ätherischer, blasser, dunkelhaariger Mann mit markanten melancholischen Augen. Dass Chris viele Bilder der Band auf seinem Lokalisten-Account gesammelt hat, scheint Nana zur Kontaktaufnahme zu motivieren. Denn an den Fotos von ihm selbst, so sagt Chris, könne es nicht gelegen haben:
Mit denen hat sie mich später immer verarscht. Auf den Bildern bin ich 16 — die waren ja damals schon veraltet! Warum genau sie mich angesprochen hat, wusste sie selbst nicht. Musik war natürlich verbindend. Sie hat immer die gleiche Musik gehört wie ich.«
Die beiden fangen an, sich zu schreiben, kontaktieren sich häufig über Windows Messenger, mit ständig steigender Häufigkeit, sodass es schließlich auch ihrem Freundeskreis auffällt. Täglich, stundenlang, auch am Wochenende tauschen
sich Chris und Nana aus. Er in Landshut, sie in München. Fast ein Dreiviertel Jahr lang, ohne sich einmal persönlich getroffen zu haben. Chris erzählt:
Wir
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