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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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ein Maß erreicht, das eine stationäre Aufnahme erfordert. Leider erzielt man auch in Großhadern keine Schmerzfreiheit, und noch mehr Morphin wird Nana unter Hinweis auf ihr Gewicht und ihre Körpergröße nicht zugestanden.

    Silke, die sich tags darauf eigentlich den Geschenken und Glückwunschschreiben ihrer Hochzeit widmen möchte, beschließt, Nana zuvor noch einen kurzen Besuch in Großhadern abzustatten. Sie betritt die Klinik in einer recht entspannten Stimmung. Zum einen hatte ihr Barbara Nanas aktuellen Zustand nicht im Detail beschrieben. Zum anderen kam sie gerade aus einer Parallelwelt, in der sie mit sich und ihren Lebensumständen glücklich war. Umso bestürzter ist Silke, als sie bei Nana ankommt:

    Ich öffne die Tür zu ihrem Zimmer und sehe eine sterbende Nana. Grau, spitz, zitternd. Eine mir nicht mehr vertraute Nana. Sehr langsam, sehr schwer krank, voller Schmerzen. Mit einem Körper, der nicht mehr viel kann. Sie stand gerade am Waschbecken, Chris war bei ihr. Gemeinsam halfen wir ihr, sich wieder hinzulegen. Doch auch liegend hörten ihre Beine nicht auf zu zittern. Sie war völlig erschöpft von dem kurzen Weg.«

    An diesem Punkt muss Silke das Zimmer kurz verlassen. Sie hatte Nana das letzte Mal an Weihnachten gesehen, gut drauf, geschminkt und glücklich. Jetzt ist für Silke unübersehbar, dass etwas anders ist. Keine Durststrecke, wie sie schon früher durchstanden werden musste – und wofür es die Familie zunächst auch diesmal hält. Silke dagegen ist klar: »So sieht ein Mensch aus, der dem Tod geweiht ist. Das hat sich mir sofort erschlossen.«
    Silke bittet Chris, sie beide für eine Unterredung allein zu lassen. Es wird ein langes Gespräch. Silke ist Nanas medizinische Vertraute seit Beginn ihrer Krankheit, mit der sie offen Befunde und Therapien besprechen kann.
    Bild 62
    September 2011: Bei einem Shooting mit Michael Brik hält Barbara einen optimistischen Nana-Augenblick fest.
    Vor der ihr nichts peinlich und keine Frage »zu blöd« ist. Die sie zu Rate zieht, wenn sie Ängste quälen vor der Chemo, vor einer OP, der Bestrahlung. Und mit der sie eine geheime Absprache verbindet.

    Begonnen hatte alles an Pfingsten, ein halbes Jahr zuvor. Nana ist wegen eines Rezidivs am Rücken in der Klinik. In einer Notoperation muss die Wirbelsäule aufgrund der drohenden Querschnittslähmung versteift werden. Nana sagt in einem vertraulichen Gespräch mit Silke, sie habe alle Chemozyklen hinter sich und müsse im Prinzip doch auf dem Weg der Heilung sein. Sie fragt: »Was machen die jetzt mit mir? Was muss ich noch durchmachen?«

    Silke entgegnet wahrheitsgemäß, dies auch nicht im Detail zu wissen, da jetzt alle Standardtherapien durch seien. Mit Sicherheit aber stünden erneut Bestrahlung und Chemo an. Für Nana steht zu dem Zeitpunkt schon fest: »Ich will das aber nicht. Nicht um jeden Preis.«
    Und so nimmt sie Silke das Versprechen ab, ihr immer offen mitzuteilen, ob eine Maßnahme noch hilfreich sei oder nicht. Silke spürt an diesem Silvestertag, dass der Augenblick dazu gekommen ist. Dass es an ihr liegt, die Vereinbarung, die sie vor sechs Monaten miteinander getroffen haben, einzuhalten. Derer sich Nana immer mal wieder in kleinen Nebensätzen vergewissert hatte, mit Fragen wie »Bist du noch bei mir? Passt du noch auf?« Zunächst führen die beiden Frauen ein unverfängliches Gespräch über Silkes und Christophs Hochzeit und die vergangenen Tage. Bis Silke direkter wird:

    Irgendwann habe ich Nana gefragt, wie sich das gerade anfühlt. Sie hat geantwortet: ›Ich glaube, ich sterbe jetzt.‹ Und ich habe gesagt: ›Das glaube ich auch.‹ Dann haben wir beide ein bisschen geweint. Sie erzählte mir, dass man am Montag mit einer neuen Chemotherapie starten wolle, und fragte: ›Hilft mir das denn?‹ Ich musste zugeben: ›Das weiß ich nicht.‹ Und dass es sein kann, dass wir jetzt an dem Punkt angekommen sind, den wir seit einem halben
Jahr immer wieder besprochen hatten. Sie hat sehr geweint und gesagt:›Ich will das nicht mehr.‹Auf die Frage ›Wieso?‹ entgegnete sie:›Ich will nicht wieder dieses Gift haben, ich hatte genug Gift. Ich will meine Ruhe. Nicht wieder entblößt mit einem Blasenkatheter auf irgendeinem Bestrahlungstisch liegen. Es ist vorbei.‹ Damit war es entschieden. Nana wollte aber noch etwas mit mir klären:›Du hast mir versprochen, dass ich nach Hause kann. Machst du das jetzt auch?‹ Sofort bejahte ich dies:›Wir kriegen das zu Hause

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