Nana - der Tod traegt Pink
Einsamkeit habe ich mir vor allem zu Nanas Krankenhauszeiten schwergetan. Sie in diesem Zimmer in Großhadern, und du drehst dich zur Seite, und da ist niemand. Jede Nacht hältst du dein Kopfkissen im Arm, anders kannst du nicht mehr einschlafen. Das mache ich immer noch so. Es ist schon einsam, aber auch schön im Hochbett, wegen der vielen Erinnerungen. Im Bett streitet man nicht, da hat man sich lieb. Wie oft wir da aneinandergekuschelt gelegen und ferngesehen haben! Das gibt mir auch heute noch ein gutes Gefühl.«
Ich, die Braut
Das Schönste an Nana waren immer die Augen. Von Anfang bis zum Ende. Mal mit ein bisschen mehr Leuchten, mal mit ein bisschen weniger. Ihre Augen waren absolut betörend.«
Sagt Chris heute. Und: Egal, wie der Krebs Nanas Aussehen veränderte – für ihn spielte das keine Rolle:
Für Nana war es sehr schlimm, als sie ihre Haare verloren hat. Für mich war es das auch – aber weniger, weil es mich gestört hätte, sondern weil ihr das so schwergefallen ist.«
Chris liebt Nana auch ohne Haare und ohne Perücke. Oft sitzt er neben ihr, schaut sie verliebt an und fragt in Richtung Barbara: »Ist sie nicht total hübsch?« Was Nana richtig guttut. Als ihr irgendwann ein kurzer Flaum wächst und sie daraus schließlich eine Frisur formen kann, ist Chris richtig begeistert:
Ihre kurzen Haare fand ich total attraktiv. Die Frisur hätte sie behalten können. Zu der Zeit war sie wunderschön. Eigentlich generell. Immer.«
In Nanas letzten Sommer ergibt sich unerwartet die Chance zu verreisen, da sich ein Zeitraum von zwei behandlungsfreien Wochen auftut. Nana träumt von Finnland, verabschiedet sich aber wegen der Entfernung von dieser Idee. Es muss ein Ziel sein, das im Notfall eine schnelle Rückkehr nach München zulässt. Und so fällt die Entscheidung auf Südtirol.
Auf den Internetseiten des »Bärenhotels« in Olang entdeckt Nana Fotos der Hochzeitssuite. Die Krönung des Zimmers ist die herzförmig in einen Erker eingelassene Badewanne mit Panoramablick auf das Pustertal. Nana seufzt: »Ist bestimmt nicht frei. Und außerdem auch viel zu teuer!«
Als die Familie dann im Hotel eintrifft, verschlägt es Nana und Chris den Atem. Die Suite, dekoriert mit Rosen und Herzen in Blütenform auf dem Bett, wurde von Barbara und Axel heimlich reserviert. Nana verbringt erholsame, entspannte Ferien. Es ist der ultimativ letzte Familienurlaub.
To eternity. And beyond
Chris weiß um Nanas Prognosen. Und doch hofft er. Schließlich werden ja auch andere Krebspatienten gesund. Über das Sterben redet das Paar nur selten. Hauptsache, Nana und Chris sind zusammen. Er geht mit ihr den Weg zu Ende. Bemerkenswert für einen Mann Anfang 20. Chris heute:
Wäre ich nicht geblieben, könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen. In meinem Bekanntenkreis gibt es jemanden, der hat zweimal erlebt, dass die Freundin krank geworden ist. Er hat sofort seine Sachen gepackt und ist weg. Du magst den Menschen doch – und den dann im Stich lassen? Das ist grauenhaft! Deshalb finde ich meinen Weg auch nicht lobenswert. Für mich ist das normal.«
Nana, die sich ihrer Liebe zu »Chrissl«, wie sie ihn nennt, absolut sicher ist, lässt von Anfang an keinen Zweifel an ihren Heiratsplänen. Bereits vor ihrem »richtigen« Zusammensein sendet Nana eindeutige Zeichen. Barbara erzählt:
Bei einem Bummel in der Stadt entdeckt Nana im Schaufenster ein Brautkleid. Natürlich in Weiß, das Oberteil eine mit Perlen und Steinen bestickte Korsage, der Rock lang und glockenförmig, über dem weißen Stoff noch eine Lage Tüll. Eine Mischung aus Opulenz und Schlichtheit. Sofort ruft sie: ›Das ist mein Brautkleid! Muss ich gleich mal Chris schicken!‹ Macht mit ihrem Handy ein Foto – und sendet es an Chris.«
Bild 61
Nana auf Facebook (August 2011):
»Yes, I am in a relationship. Yes, he will marry me one day (whether he wants to or not) – and no, I’m not interested in getting to know you or writing you a message, pleace accept that and do not annoy me with stupid questions – thank you very much!«
Auch für den Verlobungsring hat Nana klare Vorstellungen. Der soll so aussehen wie der von Kate und William. Natürlich – es wird wohl kein mit Diamanten besetzter blauer Saphir wie im britischen Königshaus werden. Aber denkbar ist ja immerhin ein Imitat des berühmten Stücks, in vielen Ausführungen und Preisklassen zu haben. Nana steckt Chris schon bald ein Zeitschriftenfoto des Vorbildrings zu.
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