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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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jedenfalls Ihren Namen gegeben und gesagt, Sie würden sich bei ihr melden.«
    »Falls ich sie nicht erreiche - was hat sie Ihnen ungefähr erzählt?«
    Sie faßte das Gespräch für mich zusammen und schloß: »Das könnte einiges erklären, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    Mir war fast schlecht vor Aufregung. Ich legte auf und wählte mit zitternder Hand die Nummer, die sie mir gegeben hatte. Nach dem Gespräch kritzelte ich schnell eine Nachricht für Ruth auf einen Zettel und rannte hinaus zu meinem Wagen.
    Im zweiten Stock brannte Licht. Kens Taurus stand in der Einfahrt, doch auf mein Klingeln reagierte niemand.
    Ich lief zum Gartentor, schaute mich um und kletterte hinüber.
    Er saß zusammengesunken auf einem Stuhl auf der Terrasse und schien zu schlafen. Auf dem Tisch vor ihm standen eine halbleere Flasche Wodka und ein volles Wasserglas.
    Als ich noch drei Meter von ihm entfernt war, wachte er benommen auf und setzte sich wie auf Knopfdruck gerade hin.
    »Doktor?«
    »Guten Abend, Ken.«
    Er schaute die Flasche an und schob sie beiseite. »Ein kleiner Nachttrunk«, erklärte er verlegen. Sein Haar war zerzaust, sein Hemd verknittert.
    »Was verschafft mir das Vergnügen?«
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Lucy geht.«
    »Ach so… die ist nicht da.«
    »Und wo ist sie?«
    »Ich weiß nicht. Sie ist mit dem Wagen weg.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    »Wissen Sie vielleicht, wann sie zurückkommen wollte?«
    »Nein, tut mir leid, aber wenn ich sie sehe, werde ich ihr sagen, daß Sie hier waren. Sonst noch was?«
    »Ja, vielleicht, deshalb bin ich eigentlich gekommen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete.
    »Sind Sie sicher, daß sie nicht hier ist, Ken?«
    »Natürlich.« Er kniff die Augen zusammen und sah mich mißtrauisch an. Seine Hand griff nach der Flasche, doch ich kam ihm zuvor und schob sie weg.
    »Hören Sie zu«, sagte er, »ich weiß nicht, was Sie wollen, aber nach dem ganzen Mist, den wir durchgemacht haben, darf ich mir doch wohl -«
    »Wir, sagen Sie? Lucy und Sie?«
    »Wer denn sonst? Ich weiß nicht, was Ihr Problem ist, aber vielleicht verschwinden Sie jetzt besser. Das nächste Mal rufen Sie gefälligst vorher an.«
    »Sind Sie neuerdings für Lucys Termine zuständig?«
    »Nein, sie - hören Sie zu.« Er stand auf und strich sich die Hose glatt. »Ich weiß ja, daß Lucy Sie mag, aber das hier ist mein Haus, und ich darf wohl erwarten, daß man mich hier in Ruhe läßt.«
    »Ihr Haus? Ich dachte, es gehört Ihrer Firma?«
    »Richtig, und jetzt -«
    »Ich habe soeben mit Ihrer Exfrau geredet, der zweiten. Sie sagt, die Firma gehört ihrem Vater, und seit der Scheidung haben Sie dort Hausverbot. Deshalb ist auch die Krankenhausrechnung nicht bezahlt worden, und deshalb haben Sie keine Sekretärin, sondern nur einen Anrufbeantworter. Kelly hat mir auch erzählt, Sie hätten Adressen von Häusern wie diesem mitgenommen, in denen Sie sich seitdem einfach einnisten.«
    »Mein lieber Mann, wenn Sie das glauben, sind Sie genauso blöd wie Kelly.«
    »Sie sagt, Ihre Trinkerei und Brutalität seien dem Gericht bekannt. Sie hätten sich nicht nur an ihr vergriffen, sondern auch an Ihrer ersten Frau. Es sei ebenfalls aktenkundig, daß Sie Ihren Schwiegervater bedroht und versucht haben, ihn mit dem Auto zu überfahren. Und Jessica, Ihre älteste Tochter, ist mit gebrochenem Kiefer ins Krankenhaus eingeliefert worden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war ein Unfall. Sie -«
    »Sie war im Weg, meinen Sie? Ist sie in Ihre Faust gelaufen, genau wie Kelly, als Sie sie krankenhausreif schlugen? Lauter Unfälle?«
    »Sie werden es nicht glauben, aber so ist es.«
    »Wo ist Lucy? Hat sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, weil Sie ihr eingeredet haben, sie sei sonst nicht sicher vor sich selbst?«
    Er schaute mich verunsichert an. Plötzlich griff er nach dem Glas und warf es nach mir. Ich duckte mich, aber es ging weit an mir vorbei.
    »Verschwinden Sie sofort von meinem Grundstück, oder ich -«
    »Oder was? Sie rufen die Polizei? Lucy ist da oben im Haus, und ich werde sie herausholen.«
    Er breitete die Arme aus und versperrte die Terrassentür.
    »Fangen Sie keinen Streit an, Freundchen. Sie wissen nicht, worauf Sie sich einlassen.«
    »Ich weiß genau, wozu Sie in der Lage sind. Nachdem Ihr Schwiegervater Sie gefeuert hatte, haben Sie sich an Lucy und Peter herangemacht, aber nicht um sie kennenzulernen, sondern um sie loszuwerden, um an die ganze

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