Narkosemord
»Irgendwelcher wissenschaftlicher Hokuspokus. Ich kann damit nichts anfangen.«
»Ein paar Sachen darauf sind in der Handschrift von dem Doc«, sagte O’Shea. »Aber das meiste nicht. Ich vermute, es stammt von diesem Christopher Everson, wer immer das sein mag. Sein Name steht auf ein paar von den Blättern. Sagt der Name Ihnen irgend etwas?«
»Nein«, antwortete Mosconi.
»Geben Sie mir mal das Telefonbuch rüber.«
Mosconi reichte es ihm. Devlin fand nach kurzem Durchblättern die Seite, auf denen die Eversons eingetragen waren. Es gab eine ganze Reihe davon, aber keinen Chris. Am nächsten dran war ein K.C. Everson in Brookline.
»Der Mann steht nicht im Telefonbuch«, sagte O’Shea. »Wär’ auch zu schön gewesen.«
»Vielleicht ist er auch Arzt«, gab Mosconi zu bedenken. »Er könnte eine Geheimnummer haben.«
O’Shea nickte. Das war durchaus eine Möglichkeit. Er schlug die Gelben Seiten auf und schaute unter dem Stichwort Ärzte nach. Es gab keinen Everson. Er klappte das Buch wieder zu.
»Das Komische an der Sache ist«, sagte O’Shea, »daß der Doc an diesem wissenschaftlichen Kram arbeitet, während er auf der Flucht ist und in einem versifften Bumshotel hockt. Das ergibt irgendwie keinen Sinn. Er hat was vor, ich weiß bloß nicht, was. Ich denke, ich schnapp’ mir diesen Chris Everson und frag’ ihn.«
»Tun Sie das - wenn Sie meinen, daß da was bei rauskommt«, erwiderte Mosconi, langsam die Geduld verlierend. »Aber studieren Sie vorher nicht erst vier Jahre Medizin. Ich will Ergebnisse. Wenn Sie nicht liefern können, sagen Sie’s gleich. Dann nehm’ ich jemand anders.«
O’Shea stand auf. Er legte das Telefonbuch auf Mosconis Schreibtisch und klaubte Jeffreys und Chris’ Notizen auf. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich finde ihn. Es ist inzwischen fast schon so was wie eine persönliche Sache für mich geworden.«
O’Shea verließ Mosconis Büro und ging hinunter auf die Straße. Es regnete inzwischen noch stärker als zu dem Zeitpunkt, zu dem er gekommen war. Zum Glück hatte er in der Nähe einer Arkade geparkt, so daß er nur ein kurzes Stück unter freiem Himmel zurückzulegen brauchte, um zu seinem Wagen zu gelangen. Das Auto stand in einem Be- und Entladebereich auf der Cambridge Street. Eines der Privilegien, die er aufgrund seiner früheren Tätigkeit bei der Polizei genoß, war, daß er überall parken konnte. Die Verkehrspolizisten drückten bei ihm ein Auge zu. Es war eine kleine Gefälligkeit unter alten Kumpeln.
Er stieg in seinen Wagen und quälte sich durch den dichten Verkehr um das State House herum, um auf die Beacon Street zu kommen. Der Weg dorthin war zeitraubend und kompliziert, wie es das Autofahren in Boston fast immer war. Er bog nach links in die Exeter Street und parkte an einem Hydranten in der Nähe der Öffentlichen Bibliothek. Er stieg aus und rannte zum Eingang.
In der Abteilung für Nachschlagewerke nahm er sich die Adreßbücher von Boston und allen umliegenden Gemeinden vor. Es gab viele Eversons, aber keinen, der auf den Namen Christopher hörte. Er machte sich eine Liste von allen Eversons, die er fand.
Dann ging er zum nächsten Münzfernsprecher und wählte als erstes die Nummer von K.C. Everson in Brookline. Obwohl er den Initialen nach vermutete, daß es sich um eine Frau handelte, wollte er es zumindest auf einen Versuch ankommen lassen. Im ersten Moment dachte er schon, er hätte Glück: Eine verschlafene Männerstimme meldete sich.
»Spreche ich mit Christopher Everson?« fragte O’Shea.
Es folgte eine Pause. »Nein«, sagte die Stimme. »Möchten Sie Kelly sprechen? Sie ist…«
O’Shea legte auf. Er hatte also recht gehabt. K.C. Everson war eine Frau.
Während er seine Liste mit Eversons durchging, fragte er sich, welcher davon wohl der vielversprechendste wäre. Es war schwer zu sagen. Außer diesem K.C. Everson gab es nicht einen einzigen mit einem C in den Initialen. Das bedeutete, daß er sie alle mühselig nacheinander abklappern mußte. Das würde sehr zeitraubend sein, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Einer von diesen Eversons würde bestimmt diesen Christopher Everson kennen. O’Shea hatte noch immer das Gefühl, daß dies seine beste Spur war.
Obwohl er fürchterlich müde war, konnte Jeffrey nicht mehr einschlafen, nachdem er durch das Telefon geweckt worden war. Wenn er ganz wach gewesen wäre, als es läutete, wäre er wahrscheinlich nicht drangegangen. Er hatte mit Kelly nicht ausgemacht, wie er
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