Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
sich in so einem Fall verhalten sollte, aber es war wahrscheinlich besser für ihn, wenn er nicht dranging. Der Anruf beunruhigte ihn. Wer konnte Chris anrufen wollen? Sein erster Gedanke war, daß es sich um einen makabren Streich handelte; aber es konnte genausogut jemand gewesen sein, der irgendwas verkaufen wollte und sich Chris’ Namen aus irgendeiner Adressenliste herausgesucht hatte. Vielleicht würde er Kelly gegenüber gar nichts von dem Anruf erwähnen. Er wollte nicht wieder die Vergangenheit hervorkramen, gerade jetzt, da sie anfing, darüber hinwegzukommen.
    Jeffreys hatte keine Lust, weiter über diesen mysteriösen Anrufer nachzugrübeln. Statt dessen konzentrierte er seine Gedanken einmal mehr auf die Vergiftungstheorie. Er drehte sich auf den Rücken und ging erneut die Einzelheiten durch. Schließlich beschloß er, aufzustehen und sich zu duschen und zu rasieren.
    Während er Kaffee machte, kam ihm plötzlich der Gedanke, ob seine anästhetische Komplikation und die von Chris Einzelfälle waren oder ob es vergleichbare Fälle im Bereich von Boston gegeben haben mochte. Was, wenn der Killer auch noch in anderen Fällen mit gepanschtem Marcain herumgemacht hatte? Wenn das tatsächlich der Fall war, wäre bestimmt irgend etwas zu ihm durchgesickert, vermutete Jeffrey. Solche spektakulären Reaktionen wären bestimmt zumindest in Fachkreisen bekannt geworden. Doch dann hielt er sich vor Augen, wie es ihm und Chris ergangen war. Sie hatten beide unverzüglich ein Kunstfehlerverfahren angehängt bekommen. Von dem Moment an war die Verteidigung ihres Falles das überragende Thema geworden, das alle anderen Fragen völlig in den Hintergrund gedrängt hatte.
    Ihm fiel ein, daß der Aufgabenbereich der Medizinischen Aufsichts- und Registraturbehörde im Staat Massachusetts gesetzlich dahingehend erweitert worden war, »größeren Zwischenfällen« in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen nachzugehen. Jeffrey rief die Behörde an.
    Nachdem er ein paarmal zwischen verschiedenen Dienststellen hin und her verbunden worden war, hatte er schließlich ein Mitglied der Gutachterlichen Kommission der Ärztekammer an der Strippe. Er erklärte der Frau, an welcher Art von Vorfällen er interessiert war. Sie bat ihn, einen Moment zu warten.
    »Sie sagten, Sie seien an Todesfällen während einer Epiduralanästhesie interessiert?« fragte sie noch mal nach, als sie wieder am Apparat war.
    »Exakt«, sagte Jeffrey.
    »Ich kann hier vier solcher Fälle finden«, berichtete die Frau. »Alle innerhalb der letzten vier Jahre.«
    Jeffrey war verblüfft. Vier, das kam ihm ganz schön viel vor. Todesfälle während einer Epiduralanästhesie waren äußerst selten, besonders, seit die Verwendung von 0,75prozentigem Marcain für obstetrische Zwecke verboten war. Bei vier Todesfällen in den letzten vier Jahren hätten eigentlich bei den verantwortlichen Stellen ein paar rote Warnlampen aufleuchten müssen.
    »Interessiert es Sie zu erfahren, wo diese Fälle sich ereigneten?« fragte die Frau.
    »Ja.«
    »Der letzte war im vergangenen Jahr im Boston Memorial.«
    Jeffrey notierte sich »Memorial, 1988«. Das mußte sein Fall sein.
    »Davor gab es einen 1987 im Valley Hospital«, fuhr die Frau fort.
    Jeffrey schrieb es auf. Das mußte Chris’ Fall gewesen sein.
    »Dann 1986 im Commonwealth Hospital und 1985 im Suffolk General. Das wär’s.«
    Das ist eine Menge, dachte Jeffrey. Was ihn nicht minder verblüffte, war, daß sich alle Fälle in Boston ereignet hatten. »Hat die Behörde irgend etwas bezüglich dieser Fälle unternommen?« fragte er.
    »Nein«, antwortete die Frau. »Wenn sie sich alle in einer Klinik ereignet hätten, hätten wir die Sache überprüft. Aber da vier verschiedene Kliniken und vier verschiedene Ärzte betroffen waren, hielten wir es nicht für angemessen, uns einzuschalten. Außerdem steht hier, daß alle vier Fälle zu Kunstfehlerverfahren führten.«
    »Könnten Sie mir die Namen der Ärzte geben, die an den Fällen im Commonwealth Hospital und im Suffolk General beteiligt waren?« fragte Jeffrey. Er wollte die Fälle mit den betroffenen Ärzten in allen Einzelheiten diskutieren, um zu sehen, welche Parallelen sich zu seinem Fall feststellen ließen. Insbesondere wollte er wissen, ob sie für die Lokalanästhesie Marcain aus einer 30-ml-Ampulle benutzt hatten.
    »Die Namen der Ärzte? Tut mir leid, aber diese Informationen sind vertraulich«, antwortete die Frau.
    Jeffrey überlegte einen Moment, dann

Weitere Kostenlose Bücher