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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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erst die ganze Akte holen zu lassen.
    Auf dem Informationsblatt waren die Namen der Verteidiger, der Kläger und der Staatsanwälte verzeichnet. Der Anästhesist war ein Dr. Lawrence Mann. Gleich neben dem Regal stand ein Kopierer, und Jeffrey machte sich eine Kopie von der Karte, für den Fall, daß er die Prozeßlistennummer später vielleicht noch einmal brauchen würde.
    Auf die gleiche Weise verfuhr er mit der Karte, die er für Lucy Havalins Fall fand. In ihrem Verfahren war die Beklagte eine Anästhesistin namens Dr. Madaline Bowman. Jeffrey hatte beruflich ein paarmal mit ihr zu tun gehabt, aber er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Er nahm die Kopie aus dem Kopierer und prüfte, ob sie leserlich war. Dabei fiel ihm ins Auge, daß der Name des Nebenklägervertreters Matthew Davidson war.
    Jeffrey fuhr zusammen. Fast wäre ihm die Kopie aus der Hand geglitten. Matthew Davidson war der Anwalt, der Jeffrey im Namen des Rechtsnachfolgers von Patty Owen auf Schadenersatz verklagt hatte.
    Rein rational wußte Jeffrey, daß es albern war, den Mann zu hassen. Schließlich hatte Davidson nur seinen Job getan, und die Erben von Patty Owen hatten ein Recht auf Wahrnehmung ihrer Interessen. Jeffrey hatte alle diese Argumente gehört. Aber sie änderten nichts an der Sache. Davidson hatte Jeffrey ruiniert, indem er das völlig irrelevante geringfügige Drogenproblem ins Spiel gebracht hatte, das Jeffrey einmal gehabt hatte. Dieser Schachzug war absolut unfair gewesen und als bewußtes Manöver einzig zu dem Zweck eingesetzt worden, den Fall zu gewinnen. Um Gerechtigkeit und Wahrheit war es dabei nicht gegangen; es hatte keinen Kunstfehler gegeben. Jeffrey war sich dessen nun, da er seine eigenen Selbstzweifel ausgeräumt hatte, ganz sicher, und er war mehr denn je davon überzeugt, daß ein Kontaminans im Spiel gewesen war.
    Aber Jeffrey hatte im Moment Wichtigeres zu tun, als über vergangenes Unrecht zu hadern. Aus einem plötzlichen Impuls heraus beschloß er, sich die Gerichtsprotokolle doch einmal anzuschauen. Manchmal wußte man erst, wonach man suchte, wenn man es fand, sagte sich Jeffrey. Er ging zurück zu dem Schalter und gab der Frau, mit der er zuerst gesprochen hatte, die Prozeßlistennummern.
    »Sie müssen eins von den Antragsformularen an dem Schalter da drüben ausfüllen.«
    Scheißbürokratie, dachte Jeffrey verärgert, aber er tat, was die Frau gesagt hatte. Nachdem er die Formulare ausgefüllt hatte, mußte er sich zum drittenmal anstellen. Diesmal war eine andere Sachbearbeiterin zuständig. Als er ihr die beiden Formulare aushändigte, warf sie einen Blick darauf, schüttelte den Kopf und sagte: »Das wird aber mindestens eine Stunde dauern.«
    »Ich warte.«
    Jeffrey nutzte die unfreiwillige Wartezeit, um sich an einem Automaten, den er auf dem Weg ins Gerichtsgebäude gesehen hatte, einen Orangensaft und ein Thunfischsandwich zu ziehen. Dann setzte er sich auf eine Bank in der Rotunde und beobachtete das Kommen und Gehen im Gerichtsgebäude. Unter den Leuten, die dort aus und ein gingen, waren so viele uniformierte Polizisten, daß Jeffrey allmählich schon anfing, sich an ihren Anblick zu gewöhnen. Es war fast eine Art von Verhaltenstherapie gegen seine Ängste, und sie begann langsam Wirkung zu zeigen.
    Nach einer guten Stunde kehrte Jeffrey in die Verwaltung zurück. Die Akten, an denen er interessiert war, waren inzwischen für ihn herbeigeschafft worden. Er nahm die großen braunen Umschläge aus dickem Manilapapier und ging damit zu einer Seitentheke, wo er genug Platz und Ruhe hatte, um die Dokumente durchzulesen. Es war eine gewaltige Menge an Material. Einiges davon war zu sehr in juristischem Fachchinesisch, als daß er daraus hätte schlau werden können, aber er war interessiert zu sehen, was es sonst noch alles gab. Die Protokolle enthielten Unmengen von Zeugenaussagen und Beweismitteln sowie eine Vielzahl von Schriftsätzen.
    Jeffrey blätterte die Protokolle der Beweiserhebungen und Zeugenaussagen durch. Er wollte herausfinden, welches Lokalanästhetikum in jedem der beiden Fälle benutzt worden war. Als erstes ging er die Papiere durch, die den Suffolk-General-Fall betrafen. Wie er vermutet hatte, war das Anästhetikum Marcain gewesen. Nachdem er nun wußte, wo in der Akte er nachschauen mußte, fand er rasch die betreffende Stelle im Protokoll des Commonwealth-Hospital-Falls. Auch dort war das Lokalanästhetikum Marcain gewesen. Wenn seine Theorie einer vorsätzlichen

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