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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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überführter Straftäter dürfen Sie das Commonwealth of Massachusetts nicht verlassen. Ist das klar?«
    Jeffrey nickte matt.
    »Euer Ehren…!« protestierte Randolph.
    Aber die Richterin ließ ihren Hammer niederfallen und stand auf. Man war offensichtlich entlassen.
    »Erheben Sie sich!« bellte der Gerichtsdiener.
    Richterin Janice Maloney rauschte mit wirbelnder Robe wie ein Derwisch aus dem Gerichtssaal und verschwand in ihrem Zimmer.
    »Hier entlang, Dr. Rhodes«, sagte der Gerichtsdiener, der neben Jeffrey stehen geblieben war, und deutete auf eine Seitentür. Jeffrey stand auf und stolperte vorwärts. Er warf einen kurzen Blick zu Carol hinüber, die ihn traurig ansah.
    Jeffreys Panik wuchs, als man ihn in einen mit einem schlichten Tisch und spartanischen Holzstühlen ausgestatteten Verwahrungsraum brachte. Er setzte sich auf den Stuhl, zu dem Randolph ihn führte. Obgleich er sich nach besten Kräften bemühte, die Fassung zu bewahren, konnte er nicht verhindern, daß ihm die Hände zitterten. Er hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
    Randolph tat sein Bestes, ihn zu beruhigen. Er war empört über das Urteil und sprach voller Optimismus über den Revisionsantrag. In diesem Augenblick wurde Carol in das enge Zimmer geführt. Randolph klopfte ihr auf den Rücken. »Sprechen Sie mit ihm! Ich rufe inzwischen den Kautionsbürgen an.«
    Carol nickte und blickte auf Jeffrey hinunter. »Es tut mir leid«, sagte sie, als Randolph hinausgegangen war.
    Jeffrey nickte. Es war gut, daß sie zu ihm stand. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er biß sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen.
    »Es ist so unfair«, sagte Carol und setzte sich neben ihn.
    »Ich kann nicht ins Gefängnis.« Mehr brachte Jeffrey nicht heraus. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, daß all das geschieht.«
    »Randolph geht in die Revision«, versuchte Carol ihm Mut zu machen. »Es ist noch nicht vorbei.«
    »Revision«, sagte Jeffrey angewidert. »Da gibt es das gleiche noch einmal. Ich habe in zwei Fällen verloren…«
    »Es ist nicht das gleiche«, widersprach Carol. »Nur erfahrene Richter werden das Beweismaterial zu beurteilen haben, nicht wieder Geschworene mit eigenen Emotionen.«
    Randolph kam vom Telefon zurück und verkündete, Michael Mosconi, der Kautionsbürge, sei unterwegs. Dann unterhielt er sich mit Carol über das Revisionsverfahren. Jeffrey stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte trotz der Handschellen den Kopf in beide Hände. Er dachte an seine Approbation und fragte sich, was nach diesem Urteil wohl daraus werden würde. Leider konnte er es sich ziemlich genau vorstellen.
    Wenig später erschien Michael Mosconi mit seinem Aktenkoffer. Sein Büro lag nur wenige Schritte vom Gericht entfernt in dem Gebäude, das dem Government Center gegenüberstand. Er war nicht groß, aber er hatte einen dicken, beinahe kahlen Kopf. Seine wenigen Haare wuchsen in einem dunklen Halbkreis von Ohr zu Ohr um den Hinterkopf. Ein paar dunkle Strähnen hatte er quer über den blanken Schädel gekämmt, um ihm ein Mindestmaß an Bedeckung zu geben. Seine intensiv blickenden dunklen Augen schienen fast nur aus Pupillen zu bestehen. Er war merkwürdig gekleidet: Zu einem dunkelblauen Polyesteranzug trug er ein schwarzes Hemd und eine weiße Krawatte.
    Er stellte seinen Aktenkoffer auf den Tisch, ließ die Verschlüsse aufschnappen und nahm eine Akte mit Jeffreys Namen darauf heraus.
    »Okay«, sagte er, setzte sich und klappte die Akte auf. »Um wieviel ist die Kaution erhöht worden?« Die anfänglichen fünfzigtausend Dollar hatte er bereits gestellt, und für seine Dienste hatte er auch schon fünftausend Dollar kassiert.
    »Um vierhundertfünfzigtausend«, sagte Randolph.
    Mosconi pfiff durch die Zähne und hielt mit dem Sortieren seiner Unterlagen inne. »Wen glauben sie denn hier geschnappt zu haben? Staatsfeind Nummer eins?« Weder Randolph noch Jeffrey fanden, daß sie ihm die Höflichkeit schuldeten, darauf zu antworten.
    Mosconi wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Papieren zu, ohne über das Schweigen seines Klienten bekümmert zu sein. Er hatte bereits die Besitz- und Belastungsverhältnisse im Hinblick auf Jeffreys und Carols Haus in Marblehead geprüft, als die erste Kaution festgelegt worden war, und die fünfzigtausend mit einer Hypothek gesichert. Das Haus hatte einen Verkehrswert von achthunderttausend Dollar und war mit einer Hypothek von etwas über dreihunderttausend belastet. »Na, ist das

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