Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
nachmittag fünfundvierzigtausend Dollar aufbringen kann?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Jeffrey wußte, daß sie so viel Geld in ihrem Investmentdepot hatte, aber er würde den Teufel tun und sie danach fragen.
    »Wir sehen uns in der Bank«, sagte Carol, als sie vor der Parkgarage ausstieg, in der ihr Wagen stand.
    Als Jeffrey nordwärts über die Tobin Bridge fuhr, machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Es war, als koste ihn das Atmen bewußte Anstrengung. Allmählich fragte er sich, weshalb er sich mit diesem ganzen Unsinn überhaupt abplagte. Es lohnte sich nicht für ihn, zumal jetzt, da er ganz sicher seine Zulassung verlieren würde. Außer der Medizin, ja, außer der Anästhesie gab es eigentlich nichts, was er konnte. Abgesehen von einer Hilfsarbeit als Packer in einem Supermarkt fiel ihm nichts ein, wozu er qualifiziert gewesen wäre. Er war ein vorbestrafter, unbrauchbarer Zweiundvierzigjähriger, ein nicht vermittelbares Nichts.
    Als Jeffrey bei der Bank angekommen war, parkte er, aber er stieg nicht aus. Er sackte zusammen und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken. Vielleicht sollte er einfach alles vergessen, nach Hause fahren und schlafen.
    Als die Beifahrertür sich öffnete, machte er sich nicht einmal die Mühe, aufzublicken.
    »Ist alles okay?« fragte Carol.
    »Ich bin ein bißchen deprimiert.«
    »Na, das ist verständlich«, meinte Carol. »Aber bevor du vollends erstarrst, laß uns diese Bankgeschichte erledigen.«
    »Du bist so verständnisvoll«, sagte Jeffrey gereizt.
    »Einer von uns muß weiter praktisch denken«, stellte Carol fest. »Und ich will dich nicht ins Gefängnis wandern sehen. Wenn du dieses Geld morgen nicht auf dem Konto hast, wirst du da landen.«
    »Ich habe das schreckliche Gefühl, daß ich da sowieso landen werde.« Mit ungeheurer Anstrengung gelang es ihm auszusteigen. Er schaute Carol über das Wagendach hinweg an. »Eins finde ich allerdings interessant«, fuhr er dann fort. »Ich gehe in den Knast, und du gehst nach Los Angeles, und ich weiß nicht, wer schlimmer dran ist.«
    »Sehr komisch«, erwiderte Carol, erleichtert darüber, daß er wenigstens einen Witz machte, auch wenn sie ihn nicht lustig finden konnte.
    Dudley Farnsworth war der Zweigstellenleiter von Jeffreys Bank in Marblehead. Jahre zuvor, als junger Banker, war zufällig er es gewesen, der in der Bostoner Filiale dieser Bank Jeffreys ersten Immobilienkauf betreut hatte. Jeffrey war ein junger Anästhesist gewesen. Es war vierzehn Jahre her; er hatte in Cambridge ein kleines Haus gekauft, und Farnsworth hatte die Finanzierung arrangiert.
    Farnsworth empfing sie, sobald er konnte; er geleitete sie nach hinten in sein Büro und ließ sie vor seinem Schreibtisch in Ledersesseln Platz nehmen.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er freundlich. Er war so alt wie Jeffrey, sah mit seinem silberweißen Haar aber älter aus.
    »Wir möchten die Hypothek auf unserem Haus erhöhen«, sagte Jeffrey.
    »Das ist sicher kein Problem«, meinte Farnsworth. Er ging zu einem Aktenschrank und holte eine Akte heraus. »An was für einen Betrag hatten Sie gedacht?«
    »Fünfundvierzigtausend Dollar«, antwortete Jeffrey.
    Farnsworth setzte sich wieder und klappte die Akte auf. »Kein Problem«, sagte er, als er sich die Zahlen angeschaut hatte. »Sie können mehr bekommen, wenn Sie wollen.«
    »Fünfundvierzig sind genug«, erwiderte Jeffrey. »Aber die brauche ich morgen.«
    »Autsch!« sagte Farnsworth. »Das wird schwierig.«
    »Vielleicht könnten Sie einen Privatkredit geben«, schlug Carol vor. »Wenn die Hypothek dann genehmigt ist, können Sie den Kredit damit tilgen.«
    Farnsworth nickte mit hochgezogenen Brauen. »Das wäre eine Möglichkeit. Aber ich sage Ihnen etwas: Lassen Sie uns einfach die Formulare für das Hypothekendarlehen ausfüllen. Ich will sehen, was ich tun kann. Wenn es mit der Hypothek nicht klappt, komme ich auf Carols Vorschlag zurück. Können Sie morgen früh noch mal vorbeischauen?«
    »Wenn ich aus dem Bett komme«, meinte Jeffrey seufzend.
    Farnsworth warf ihm einen kurzen Blick zu. Er merkte intuitiv, daß hier etwas nicht stimmte, aber er war zu sehr Gentleman, um nachzufragen.
    Als die finanzielle Sache erledigt war, gingen sie zu ihren Autos hinaus.
    »Soll ich nicht am Laden vorbeifahren und uns was Gutes zum Abendessen besorgen?« schlug Carol vor. »Was möchtest du denn? Wie wär’s mit deinem Lieblingsgericht - gegrillte Kalbskoteletts?«
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher