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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gerichtssaal standen auf. Viele reckten die Hälse und hofften, den Mienen der Geschworenen, die jetzt herauskamen, schon einen Hinweis auf ihren Spruch entnehmen zu können.
    In seine Gedanken vertieft, wurde Jeffrey von der knappen Aufforderung des Gerichtsdieners unvorbereitet überrascht. In einer Überreaktion sprang er auf. Einen Moment lang war ihm schwindlig, und er mußte sich, einen Halt suchend, auf den Tisch stützen.
    Als die Geschworenen nacheinander hereinkamen, sah keiner von ihnen Jeffrey in die Augen. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Jeffrey hätte gern Randolph danach gefragt, aber er wagte es nicht.
    »Die ehrenwerte Richterin Janice Maloney«, verkündete der Gerichtsdiener, als die Richterin aus ihrem Zimmer kam und ihren Platz hinter dem Richtertisch einnahm. Sie ordnete ein paar Gegenstände vor sich und schob ihren Wasserkrug beiseite. Sie war eine schmale Frau mit intensiv blickenden Augen.
    »Die Zuhörer mögen sich setzen!« rief der Gerichtsdiener. »Die Geschworenen sollen stehen bleiben!«
    Jeffrey nahm Platz und beobachtete die Geschworenen.
    Keiner sah ihn an, ein Umstand, der ihn zunehmend beunruhigte. Er konzentrierte sich auf die weißhaarige, großmütterliche Gestalt, die ganz links in der vorderen Reihe stand. Während der Verhandlung hatte sie oft zu ihm herübergeschaut. Intuitiv hatte Jeffrey das Gefühl gehabt, sie strahle eine spezielle Warmherzigkeit aus. Aber jetzt war das nicht mehr der Fall. Sie hatte die Hände vor sich verschränkt und den Blick gesenkt.
    Der Gerichtsschreiber schob seine Brille zurecht. Er saß an einem Pult unmittelbar rechts vor dem Richtertisch. Vor ihm stand das Aufzeichnungsgerät.
    »Der Angeklagte möge aufstehen und sich den Geschworenen zuwenden!« befahl der Schreiber.
    Jeffrey stand wieder auf, langsam diesmal. Jetzt starrten alle Geschworenen ihn an. Ihre Gesichter waren immer noch wie versteinert. Jeffrey hörte das Hämmern seines Pulsschlags in den Ohren.
    »Ich frage die Vorsitzende!« rief der Schreiber. Die Vorsitzende der Geschworenen war eine professionell aussehende Frau Ende Dreißig. »Haben die Geschworenen ihr Urteil gefällt?«
    »Jawohl«, antwortete die Vorsitzende.
    »Gerichtsdiener, lassen Sie sich von der Vorsitzenden das Urteil aushändigen!« befahl der Schreiber.
    Der Gerichtsdiener ging zur Geschworenenbank und nahm der Vorsitzenden ein scheinbar leeres Blatt Papier aus der Hand. Dann überreichte er dieses Blatt der Richterin.
    Die Richterin las den Urteilsspruch; sie legte den Kopf ein wenig zurück, um durch ihre Brille zu schauen. Sie ließ sich Zeit. Schließlich nickte sie und gab das Blatt dem wartenden Schreiber.
    Auch der Schreiber schien sich Zeit zu nehmen. Jeffrey verspürte eine intensive Gereiztheit über all diese unnötigen Verzögerungen, während er dastand und die ausdruckslosen Mienen der Geschworenen sah. Das Gericht machte sich lustig über ihn, verhöhnte ihn mit seinem archaischen Protokoll. Sein Herz schlug schneller, und er bekam feuchte Hände. Ein Brennen erfüllte seine Brust.
    Der Schreiber räusperte sich und wandte sich der Jury zu. »Was sagen Sie, Vorsitzende der Jury: Ist der Angeklagte der fahrlässigen Tötung, den die Anklage ihm vorwirft, schuldig oder nicht schuldig?«
    Jeffrey merkte, wie seine Beine zitterten. Seine linke Hand lag auf der Kante des Tisches. Er war nicht besonders religiös, aber jetzt betete er unversehens: Bitte, Gott…
    »Schuldig!« rief die Vorsitzende mit klarer, volltönender Stimme.
    Jeffreys Beine gaben unter ihm nach, und der Gerichtssaal verschwamm vor seinen Augen. Seine Rechte tastete nach dem Tisch. Er fühlte, daß Randolph nach seinem rechten Arm griff.
    »Das war nur die erste Runde«, flüsterte der Anwalt ihm zu. »Wir gehen in die Berufung, genau wie bei dem Kunstfehlerverfahren.«
    Der Schreiber schaute mißbilligend zur Anklagebank hinüber. Dann wandte er sich wieder an die Jury und sagte: »Vorsitzende und Mitglieder der Jury, hören Sie Ihren Spruch, wie das Gericht ihn zu Protokoll nimmt. Die Geschworenen erklären den Angeklagten für schuldig im Sinne der Anklage. Ist dies Ihr Spruch, Vorsitzende der Jury?«
    »Jawohl«, sagte die Vorsitzende.
    »Ich frage auch die Geschworenen: Ist dies Ihr Spruch?«
    »Jawohl«, antworteten die Geschworenen einstimmig.
    Der Schreiber richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf seine Bücher, während Janice Maloney die Geschworenen zu entlassen begann. Sie dankte ihnen für ihre

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