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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schaute die OP-Schwester an, aber die war noch mit der Instrumentenvorbereitung beschäftigt. Jeffrey zuckte mit den Schultern. Hier war etwas im Gange, wovon er nichts wußte.
    Er wandte sich wieder Patty zu und injizierte das Marcain. Dann verschloß er den Epiduralkatheter und kehrte ans Kopfende zurück. Er legte die Spritze aus der Hand und notierte den Zeitpunkt und die exakte Dosis der Injektion ins Protokoll. Eine leichte Beschleunigung des Pulsfrequenzpiepsers lenkte seinen Blick auf den EKG-Monitor. Wenn der Herzschlag sich überhaupt veränderte, hätte Jeffrey eine leichte Verlangsamung erwartet, eine Folge der zunehmenden Sympathikusblockade. Statt dessen war das Gegenteil der Fall. Pattys Puls schlug schneller. Es war das erste Anzeichen der bevorstehenden Katastrophe.
    Jeffreys erste Reaktion war eher Neugier denn Besorgnis. Sein analytischer Verstand suchte nach einer möglichen Erklärung für das, was er hier sah. Er warf einen Blick auf den Blutdruckmonitor und dann auf die Anzeige des Oximeters. Die Anzeigen waren einwandfrei. Sein Blick kehrte zurück zum EKG. Der Puls beschleunigte noch immer, und noch beunruhigender waren die Extrasystolen. Unter diesen Umständen war das kein gutes Zeichen.
    Jeffrey schluckte heftig; Angst schnürte ihm die Kehle zu. Es war erst Sekunden her, daß er das Marcain injiziert hatte. Konnte es sein, daß es den Testdosisresultaten zum Trotz in die Vene gegangen war? Jeffrey hatte in seiner beruflichen Laufbahn erst einmal eine allergische Reaktion auf ein Lokalanästhetikum erlebt. Es war ein furchtbares Unglück gewesen.
    Die Frequenz der Extrasystolen nahm zu. Wieso diese Beschleunigung, und wieso der unregelmäßige Herzrhythmus? Wenn das Anästhetikum in die Vene gegangen war, wieso sank dann nicht der Blutdruck? Jeffrey wußte im Augenblick keine Antwort auf diese Fragen, aber sein medizinischer sechster Sinn, entstanden in jahrelanger Berufserfahrung, ließ die Alarmglocken in seinem Kopf schrillen. Irgend etwas Abnormales war hier im Gange. Etwas, das Jeffrey nicht erklären und noch viel weniger verstehen konnte.
    »Mir ist nicht gut«, sagte Patty und drehte den Kopf unter der Sauerstoffmaske zu ihm.
    Jeffrey schaute in ihr Gesicht und sah wieder die Angst darin. »Was ist denn?« fragte er, verwirrt von dieser rapiden Entwicklung. Er berührte ihre Schulter.
    »Mir ist so komisch«, sagte Patty.
    »Inwiefern komisch?« Jeffreys Blick ging erneut zu den Monitoren. Es bestand immer die Gefahr einer Allergie auf ein Lokalanästhetikum, wenngleich das Eintreten einer allergischen Reaktion zwei Stunden nach der Injektion des Mittels eine ziemlich weit hergeholte Möglichkeit war. Er sah jetzt, daß der Blutdruck leicht angestiegen war.
    »Ahhhh!« schrie Patty.
    Jeffrey fuhr zu ihr herum. Ihr Gesicht war zu einer schrecklichen Grimasse verzerrt.
    »Was ist, Patty?« fragte er rasch.
    »Ich habe Schmerzen im Bauch«, brachte Patty heiser und mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ganz oben, unter den Rippen. Anders als die Wehenschmerzen. Bitte…« Ihre Stimme versagte.
    Sie begann sich auf dem Tisch zu winden und die Beine anzuziehen. Sheila kehrte mit einem muskulösen Krankenpfleger zurück, der gleich half, sie festzuhalten.
    Der Blutdruck, der leicht angestiegen war, begann zu fallen. »Schieben Sie ihr einen Keil unter die rechte Seite!« schrie Jeffrey, während er Ephedrin aus der Schublade holte und eine Injektion vorbereitete. Im Geiste rechnete er aus, wie weit er den Blutdruck sinken lassen konnte, ehe er das Mittel injizierte. Er hatte immer noch keine Ahnung, was da vor sich ging, und es war ihm lieber, nichts zu unternehmen, solange er nicht genau wußte, womit er es hier zu tun hatte.
    Ein Gurgeln lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Pattys Gesicht. Er riß die Sauerstoffmaske herunter. Überrascht und entsetzt sah er, daß sie speichelte wie ein tollwütiger Hund. Gleichzeitig hatte sie heftigen Tränenfluß; das Wasser strömte ihr übers Gesicht. Ein nasser Husten ließ vermuten, daß auch die Schleimbildung im Bereich des Rachens und der Lunge rapide zunahm.
    Jeffrey blieb durch und durch professionell. Er war darauf trainiert, mit Notsituationen dieser Art umzugehen. Seine Gedanken jagten den Ereignissen voraus, erfaßten alle Informationen, stellten Hypothesen auf, verwarfen sie. Gleichzeitig bekämpfte er die lebensbedrohenden Symptome. Zuerst saugte er Pattys Nasenrachenraum ab, dann injizierte er Atropin intravenös, dann das

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