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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ml 0,25 prozentigem Marcain und Epinephrin. Als er diese zweite Dosis injiziert hatte, überprüfte er wieder den Blutdruck und das Tastgefühl der unteren Extremitäten. Als nach mehreren Minuten immer noch keine Veränderung eingetreten war, konnte Jeffrey absolut sicher sein, daß der Katheter an der richtigen Stelle saß. Schließlich injizierte er die therapeutische Dosis des Anästhetikums: 5 ml 0,25prozentiges Marcain. Dann verschloß er den Katheter.
    »Das war’s«, sagte er und bedeckte die Punktionsstelle mit einer sterilen Kompresse. »Sie müssen jetzt ein Weilchen auf der Seite liegen bleiben.«
    »Aber ich spüre nichts«, klagte Patty.
    »Das ist der Sinn der Sache«, erwiderte Jeffrey grinsend.
    »Sind Sie sicher, daß es funktioniert?«
    »Warten Sie nur bis zur nächsten Wehe«, meinte Jeffrey zuversichtlich.
    Er besprach sich mit der Hebamme und teilte ihr mit, wie oft Pattys Blutdruck kontrolliert werde müsse. Er blieb im Zimmer, während die nächste Wehe ihren Lauf nahm, und nutzte die Zeit, um sein gewohnt penibles Anästhesieprotokoll zu vervollständigen. Patty war beruhigt. Das Unbehagen, das sie verspürt hatte, war weitgehend verschwunden. Sie dankte Jeffrey überschwenglich.
    Jeffrey informierte Monica Carver und die Hebamme, wo er zu finden sei, und verschwand in einem der dunklen, leeren Laborräume, um sich hinzulegen. Er fühlte sich wohler, aber keineswegs normal. Er schloß die Augen - für ein paar Minuten, wie er dachte, aber eingelullt vom Rauschen des Regens vor den Fenstern, schlief er fest ein. Verschwommen drang in sein Bewußtsein, daß die Tür ein paarmal geöffnet und wieder geschlossen wurde und ein paar Leute zu ihm hereinschauten. Aber niemand störte ihn, bis Monica hereinkam und ihn sanft bei der Schulter faßte.
    »Wir haben ein Problem«, sagte sie.
    Jeffrey rieb sich die Augen. »Was ist denn?«
    »Simarian hat entschieden, bei Patty Owen einen Kaiserschnitt vorzunehmen.«
    »So schnell?« Jeffrey sah auf die Uhr. Er zwinkerte ein paarmal. Der Raum schien dunkler als vorher zu sein. Überrascht stellte er fest, daß er anderthalb Stunden geschlafen hatte.
    »Das Baby ist eine Steißlage und hat sich nicht vorwärtsbewegt«, erklärte Monica. »Aber das Hauptproblem ist, daß seine Herzfrequenz sich nach jeder Wehe nur sehr langsam normalisiert.«
    »Dann ist es Zeit für einen Kaiserschnitt«, meinte Jeffrey zustimmend und stand unsicher auf. Er wartete ein, zwei Sekunden lang, bis das leichte Schwindelgefühl vergangen war.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Monica.
    »Alles klar«, behauptete Jeffrey. Er setzte sich auf einen Stuhl und zog die OP-Schuhe über. »Wie ist der Zeitplan?«
    »Simarian ist in ungefähr zwanzig Minuten hier«, antwortete Monica und betrachtete prüfend sein Gesicht.
    »Stimmt was nicht?« wollte Jeffrey wissen. Er strich sich mit den Fingern durch das in alle Richtungen stehende Haar.
    »Sie sehen blaß aus«, sagte Monica. »Aber das liegt vielleicht am schlechten Licht hier drin.« Der Regen draußen war noch stärker geworden.
    »Wie hält Patty sich?« fragte Jeffrey und wandte sich dem Bad zu.
    »Sie ist beunruhigt«, sagte Monica von der Tür her. »Was die Schmerzen angeht, gibt’s kein Problem, aber Sie könnten sich überlegen, ob Sie ihr nicht irgendeinen Tranquilizer geben, um sie ruhigzustellen.«
    Jeffrey nickte und knipste das Licht im Waschraum an. Er war nicht entzückt über die Idee, Patty einen Tranquilizer zu geben, aber in Anbetracht der Umstände würde er es in Erwägung ziehen. »Kümmern Sie sich darum, daß sie Sauerstoff bekommt«, trug er Monica auf. »Ich bin in einer Sekunde draußen.«
    »Sie bekommt schon Sauerstoff!« rief Monica und ging hinaus.
    Jeffrey musterte sich im Spiegel. Er sah wirklich blaß aus. Dann bemerkte er noch etwas. Seine Pupillen waren so stark kontrahiert, daß sie ausschauten wie zwei Bleistiftpunkte. So klein hatte er sie noch nie gesehen. Kein Wunder, daß er nebenan Mühe gehabt hatte, die Uhrzeit zu erkennen.
    Jeffrey spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das weckte ihn zumindest auf. Ein weiteres Mal betrachtete er seine Pupillen. Sie waren immer noch stecknadelkopfgroß. Er holte tief Luft und nahm sich vor, gleich nach dieser Entbindung nach Hause zu fahren und sich ins Bett zu legen. Nachdem er sich mit den Fingern durchs Haar gefahren war, ging er hinüber zu Zimmer fünfzehn.
    Monica hatte recht gehabt. Patty war bedrückt, verängstigt und nervös wegen des

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