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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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müssen das Baby holen!« schrie Simarian noch einmal. Er wechselte die Handschuhe und nahm hastig weitere Tücher entgegen, die die OP-Schwester ihm reichte, und legte sie auf die gewünschten Stellen, so gut es sich während der Herzmassage machen ließ. Dann nahm er das Messer vom Instrumententisch und schnitt mit großzügiger Vertikalinzision Pattys Unterbauch auf. Infolge des reduzierten Blutdrucks blieb die Blutung sehr gering. Ein Kinderarzt erschien und machte sich bereit, das Baby zu übernehmen.
    Jeffreys Aufmerksamkeit blieb bei Patty. Er saugte sie ab und wunderte sich über das Ausmaß der Sekretion nach immerhin zweimaliger Atropin-Injektion. Er kontrollierte ihre Pupillen und sah, daß sie nicht geweitet waren. Im Gegenteil: Zu seiner Überraschung waren sie punktförmig verengt. Solange die Sauerstoff Versorgung aufrechterhalten blieb, wollte er keine weiteren Medikamente geben, bis das Baby entbunden war. Einstweilen erklärte er der Anästhesieschwester mit knappen Worten, was geschehen war.
    »Und Sie glauben, es ist eine Reaktion auf das Marcain?« fragte die Schwester.
    »Was anderes fällt mir nicht ein«, gestand Jeffrey.
    Eine Minute später wurde ein blaues, schlaffes Baby aus Pattys Bauch gehoben. Die Nabelschnur wurde durchtrennt und das Kind rasch dem wartenden Kinderarzt übergeben. Dieser brachte das Neugeborene eilends in die Säuglingsstation, wo es von einem eigenen Wiederbelebungsteam in Empfang genommen wurde.
    »Dieses flache EKG gefällt mir nicht«, sagte Jeffrey zu sich selbst und gab eine weitere Epinephrin-Injektion. Er blickte zum EKG. Keine Reaktion. Er versuchte es noch einmal mit einer Dosis Atropin. Nichts. Verdrossen entnahm er eine Blutprobe aus einer Arterie und schickte sie ins Labor.
    Ted Overstreet, ein Herzchirurg, der gerade eine Bypass-Operation durchgeführt hatte, kam herein und blieb neben Jeffrey stehen. Jeffrey schilderte die Situation, und Overstreet schlug vor, die Patientin zu öffnen.
    Die Anästhesieschwester kam zurück und berichtete, das Baby sei in schlechter Verfassung. »Die Apgar-Zahl beträgt nur drei«, sagte sie. »Es atmet, und das Herz schlägt, aber nicht gut. Und der Muskeltonus ist auch nicht in Ordnung. Im Gegenteil, er ist geradezu unheimlich.«
    »Inwiefern?« Jeffrey kämpfte eine Woge der Depression nieder.
    »Das linke Bein ist beweglich, aber das rechte nicht. Das rechte ist völlig schlaff. Bei den Armen ist es genau umgekehrt.«
    Jeffrey schüttelte den Kopf. Offenbar hatte das Kind in utero Sauerstoffmangel erlitten und einen Hirnschaden davongetragen. Diese Erkenntnis war niederschmetternd, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Im Moment war Patty seine Hauptsorge: Er mußte ihr Herz wieder in Gang bringen.
    Das Laborergebnis kam: Pattys pH lag bei 7,28. Unter diesen Umständen, dachte Jeffrey, war das ziemlich gut. Er injizierte eine Dosis Kalziumchlorid. Die Minuten zogen sich wie Stunden in die Länge, und alle starrten auf das EKG und warteten auf irgendein Lebenszeichen, irgendeine Reaktion auf die Behandlung. Aber der Monitor zeigte eine frustrierende flache Linie.
    Der Pfleger fuhr mit seiner Herzmassage fort, und das Beatmungsgerät hielt Pattys Lunge mit reinem Sauerstoff gefüllt. Ihre Pupillen blieben stecknadelkopfgroß, ein Anzeichen dafür, daß ihr Gehirn genug Sauerstoff bekam, aber ihr Herz blieb elektrisch und mechanisch regungslos. Jeffrey wiederholte sämtliche Verfahren aus dem Lehrbuch, aber ohne Erfolg. Er ließ Patty sogar noch einmal schocken, wobei der Defibrillator auf 400 Joules eingestellt wurde.
    Als der Kinderarzt das Kind stabilisiert hatte, ließ er den OP von der Rettungseinheit und dem dazugehörigen Pulk von Schwestern und Assistenzärzten räumen. Der kleine Mark wurde auf die Säuglingsintensivstation verlegt. Jeffrey sah ihnen nach. Ihm war weh ums Herz. Betrübt schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder Patty zu. Was tun?
    Jeffrey blickte Overstreet an, der immer noch neben ihm stand, und fragte ihn, was man seiner Meinung nach unternehmen solle. Er war verzweifelt.
    »Wie gesagt, ich finde, wir sollten sie aufmachen und unmittelbar am Herzen arbeiten. In diesem Stadium gibt es kaum etwas zu verlieren.«
    Jeffrey betrachtete noch einen Moment lang das flache EKG. »Okay, versuchen wir’s«, sagte er dann widerstrebend. Eine andere Idee hatte er auch nicht, und er wollte nicht aufgeben. Overstreet hatte recht: Sie hatten nichts zu verlieren. Einen Versuch war

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