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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sich mit dem Gestank der Schweineblasen. Links und rechts vom Blumentisch befinden sich zwei weitere Schulzimmer. Aber wo liegt eigentlich die Leiche?
    »He da, aufpassen !« , werde ich angeschnauzt.
    »’Tschuldigung.« Muss mir die Burschen von der Polente warmhalten. Von wegen ersprießlicher Zusammenarbeit.
    »Wo ist er ?« , will ich fragen und strauchle schon wieder über einen Koffer des Kriminaltechnischen Dienstes.
    »Mann. Passen Sie doch auf !«
    »’Tschuldigung.« War kein guter Auftritt. »Wo ist Hauptmann Geissbühler ?« , frage ich, um abzulenken.
    »Der kommt gleich zurück«, antwortet ein Polizist und läßt mich warten. Ich schau mich um. Im abgewinkelten Teil des Raumes befindet sich eine Sandsteintreppe. Ihre Stufen führen mit einer eleganten Rechtskurve in den ersten Stock. Auf halber Höhe zeigt sich ein verbreiterter Treppenabsatz, von wo aus die Herrentoilette durch eine dunkelrote Holztüre zu erreichen ist. Nach unten schwingt die Treppe mit großzügiger Geste zum Kellergeschoss. Hier endlich entdecke ich das Opfer. Es liegt unter einer schwarzen Folie in der Linkskurve. Zwei Beamte knien auf der Treppe und hantieren mit Pinzetten. Nach der Kurve öffnet sich ein heller Garderobenraum mit drei Langbänken, einem Lavabo mit Spiegel und einem leeren Seifenspender.
    Auf der Türschwelle zur Garderobe liegt die Maske des Narren. Ein sonderbarer Anblick. Die verdeckte Leiche mit der Maske daneben macht fast den Eindruck, als handelte es sich hier um ein Opfer mit abgetrenntem Kopf. Ich steige ein paar Stufen hinunter, bemüht, dem Kriminaltechnischen Dienst nicht in die Quere zu kommen, und schaue mir so gut es geht die goldfarbene Fratze an. Sie ist mit schwarzem, zottigem Schaffell umrandet. Im Fell klebt Blut. Auf dem Kopf stechen zwei schwarze, spitze Teufelshörner durch den Pelz. An jeder Hornspitze baumelt eine Schelle. Darum wird er hin und wieder auch als Glögglifrösch verspottet.
    Seine traurigen Augen sind weiß umrandet. Ein markanter Zinken mit leuchtend roter Nasenspitze endet über einem halb offenen, schmerzverzerrten Mund. Dabei entblößt er zwei Reihen schneeweißer Zähnchen. Wie von einem Hundegebiss. Die Oberlippe ist rabenschwarz. Die Unterlippe dagegen zinnoberrot. Rot prangen ebenfalls die runden Apfelbäckchen, die so gar nicht in das traurige Gesicht passen wollen.
    Ich erinnere mich, dass eine braune Stoffkapuze den Hinterkopf bedeckt, die jetzt nicht zu erkennen ist. Vermutlich gibt es Blutspuren im Gewebe.
    Wo bleibt nur Hauptmann Geissbühler? Und wo ist Jüre? Der mit seiner Kondition. In dem Moment tauchen die beiden Vermissten gleichzeitig auf.
    »Hallo, Hanspudi«, grüßt mein Assistent.
    »Herr Feller?« Der Polizist.
    »Tag zusammen«, sage ich, reiche erst Herrn Geissbühler und dann Jürg Lüthi die Hand. Der Hauptmann vom Dezernat Leib und Leben dürfte um die 40 Jahre alt sein, wirkt viril und präsentiert auf dem kurz geschorenen Schädel erste Lichtungen. Er trägt schwarze Jeans, ein dunkelblaues Hemd mit offenem Kragen, einen schwarzen Lederblouson und einen beigen Trenchcoat. Soviel ich weiß, ist Anton Geissbühler verheiratet und wohnt in der Gegend. Ich habe ihn an Wochenenden jedenfalls bereits öfters mit seiner Frau durch die städtische Einkaufsmeile Bälliz promenieren sehen.
    »Der Stadtpräsident …«, will ich mich entschuldigen. Aber Geissbühler ist bereits informiert und fällt mir ins Wort.
    »Klar. Was müssen Sie wissen ?« , fragt er mich unumwunden.
    »Wer hat ihn gefunden ?«
    »Die Putzfrau. Frau Signorelli.«
    »Kann ich mir ihr reden ?«
    »Ja, aber nicht hier. Ich hab sie bereits nach Hause geschickt .«
    Ich lasse meinen Assistenten ihre Adresse notieren.
    »Gibt es weitere Zeugen? Schüler? Lehrer? Passanten?«
    »Müssen wir noch abklären«, meint der Hauptmann und ergänzt: »Montags findet ab 16 Uhr kein Unterricht mehr statt. So steht’s jedenfalls auf dem Stundenplan, da, neben der Zimmertür .«
    »Können Sie mir bitte mal die Maske umdrehen, Herr Geissbühler ?«
    Der Beamte zupft ein paar Latexhandschuhe aus dem Kittel, schlüpft umständlich in die widerspenstigen Pfotenpräser , bückt sich und hebt endlich die Maske hoch. Jetzt erst wird auch Jürg Lüthi klar, wer daneben unter der Plache liegt.
    »Das ist ja …«, beginnt er.
    Und der Hauptmann ergänzt: »… der Fulehung .«
    »… der Supergau«, beendet Jüre seinen Satz.
    »Tatsächlich«, bekräftigt Geissbühler.
    »Tatsächlich«, stelle

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