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Narrenturm - Roman

Narrenturm - Roman

Titel: Narrenturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hatten. Buko von Krossig leerte seinen Becher mit einem Zug und knallte ihn auf den Tisch.
    »Da scheißt doch ’n Hund drauf«, verkündete er selbstgefällig, »Jerusalem, Richard Löwenherz, Bouillon, Politik und Religion. Wir werden Beute machen und damit fertig, egal, wen’s trifft und wer sich uns in den Weg stellt, zum Teufel mit ihm und seinem Glauben. Es geht das Gerücht, dass es die Polen so in Böhmen machen, Fedor von Ostrogski, Dobko Puchała und andere. Es heißt, sie hätten sich schon ganz schön bereichert. Und wir, die Engelsmiliz, sind wir etwa schlechter als die?«
    »Keineswegs!«, brüllte Rymbaba. »Buko hat wohl gesprochen!«
    »Wohl, beim Leiden Christi!«
    »Gegen die Böhmen!«
    Ein Tumult erhob sich. Samson beugte sich leicht zu Reynevans Ohr hinab.
    »Sage und schreibe, wie Clermont im Jahre tausendfünfundneunzig. Es fehlt nur noch das einstimmige
Dieu le veult

    Aber der Riese täuschte sich, die Euphorie hielt nicht lange an, sie erlosch wie ein Strohfeuer, erstickt von den Flüchen und drohenden Blicken der Skeptiker.
    »Puchała und Ostrogski, die hier genannt wurden«, sagte Notker Weyrach, der bis dahin geschwiegen hatte, »haben sich bereichert, weil sie auf der Seite der Sieger kämpfen. Auf der, die schlägt, nicht auf der, die geschlagen wird. Bis zum heutigen Tag haben die Kreuzfahrer aus Böhmen aber mehr Beulen als Reichtümer mitgebracht.«
    »Das ist wahr«, pflichtete ihm Markwart von Stolberg gleich darauf bei. »Die, die vor Prag im Jahre zwanzig dabei gewesen sind, haben erzählt, wie die Meißener des Heinrich von Isenburg die Höhen von Vítkov angegriffen haben. Und wie sie davongerannt sind, und auf der Schanze einen Berg von Toten zurückgelassen haben.«
    »Die hussitischen Priester«, setzte Wenzel de Hartha lebhaft nickend hinzu, »haben auf dieser Schanze zusammen mit den Soldaten gekämpft und dabei wie Wölfe geheult, es war schrecklich. Sogar die Weiber haben gekämpft, mit Dreschflegeln haben sie um sich gehauen, wie verrückt . . . Und wer den Hussiten lebendig in die Hände gefallen ist . . .«
    »Geschwätz!« Pater Hyazinth winkte ab. »Außerdem, bei Vítkov kämpfte Žižka. Und die höllische Macht, der er sich verschrieben hat. Jetzt gibt es keinen Žižka mehr. Seit einem Jahr schmort er schon in der Hölle.«
    »Žižka stand auch nicht an Allerheiligen vor Vyšehrad«, warf Tassilo de Tresckow ein. »Und dort haben wir trotz vierfacher Überzahl von den Hussiten ordentlich Dresche bezogen. Sie haben uns fürchterlich geschlagen, sie haben uns so windelweich geprügelt und wie die Hasen gejagt, dass man sich bis heute schämen muss, wenn man daran denkt, wie jämmerlich wir von dort geflohen sind. Wild, kopflos, nur weg, was die Pferde hergaben . . . Fünfhundert Leichen lagen auf dem Felde.Die berühmtesten böhmischen und mährischen Herren, Henryk von Plumlov, Jaroslav von Šternberk . . . Von den Polen: Herr Andrzej Balicki vom Wappen Topor. Von den Lausitzern Herr von Rathelau. Von uns Schlesiern Herr Heinrich von Laasan . . .«
    »Herr Stosz von Schellendorf«, setzte Stolberg leise hinzu. »Herr Peter Schirmer. Ich wusste nicht, dass du vor Vyšehrad dabei warst, Herr Tassilo.«
    »Ich war dabei. Weil ich wie ein Dummkopf mit Kantner von Oels und Rumpold von Glogau mitgezogen bin. Ja, ja, meine Herren, den Žižka hat zwar der Teufel geholt, aber in Böhmen sind noch andere, die sich nicht schlechter schlagen als er. Das haben sie uns vor Vyšehrad gezeigt, damals, an Allerheiligen: Hynek Krušina von Lichtemburk, Hynek von Kolštejn, Viktorin von Podiebrad. Jan Hvězda. Roháč z Dubé. Merkt Euch diese Namen. Ihr werdet ihnen wiederbegegnen, wenn Ihr zum Kreuzzug nach Böhmen aufbrecht.«
    »Ach was!« Hugo Kottwitz beendete das beklommene Schweigen. »Keine Bange! Sie haben Euch besiegt, weil Ihr selbst nicht ordentlich kämpfen konntet. Ich habe auch gegen die Hussiten gekämpft, im Jahre einundzwanzig unter Herrn Puta von Czastolovice. Bei Peterswald haben wir den Ketzern so hart zugesetzt, dass die Späne geflogen sind! Dann haben wir das Chrudimer Land mit Feuer und Schwert heimgesucht und Žampach und Litice in Flammen aufgehen lassen. Und Beute haben wir gemacht, vortrefflich! Die Rüstung, die ich trage, ist eine bayerische Arbeit, die stammt von dort . . .«
    »Es nützt nicht, wenn wir hier nur herumreden«, unterbrach ihn Stolberg. »Wir müssen endlich einen Entschluss fassen. Gehen wir nach Böhmen oder nicht?«
    »Ich

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