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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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gehabt.
    Finn senkte die Stimme. »Sie sind gefährlich. Ich weiß es. Du erst recht. Nur Michael will es einfach nicht wahrhaben. Was, wenn beim nächsten Mal jemand ernsthaft verletzt wird?«
    »Dass ein paar Schlitten zusammengestoßen sind, kannst du nicht Bastian ankreiden.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Natürlich wusste Daniel es. Unbehaglich starrte er auf den Fußboden.
    Eigentlich hatte Michael Finn zum Arzt fahren wollen, doch dieser hatte sich geweigert. Er hatte die Ablehnung mit einem Witz kaschiert – »Nichts für ungut, aber du neigst nun mal zu Auffahrunfällen, du bist Stammkunde in unserer Autowerkstatt«, – doch es ging natürlich um viel mehr. Finn bestand darauf, nach Hause gebracht zu werden, bis Sonja ihn davon überzeugte, dass er ins Krankenhaus gehörte. Ihre Mutter, die dort arbeitete, hatte heute sogar Dienst; wenn er Glück hatte, würde seine eigene Tante ihn verarzten. Das gab den Ausschlag, und Finn hatte sich schließlich bereit erklärt, sich von seinem Freund Willi ins Krankenhaus bringen zu lassen. Doch da dieser keine Zeit hatte, mit ihm zu warten, war Daniel ebenfalls mitgefahren. Auch um Sarah kurz zu besuchen. Nun bereute er das fast, denn Finn steigerte sich immer mehr in seine Wut hinein.
    »So wie ich Michael kenne, wird er sie trotzdem wieder einladen. Wenn wir gleich zum Raclette kommen, sind sie alle da und grinsen uns an, wetten? Dabei haben sie sich Hausverbot verdient, im Ernst. Was ist mit den Mädchen? Ist denen zuzumuten, mit einem Messerstecher am Tisch zu sitzen?«
    »Bastian ist in Ordnung«, sagte Daniel.
    »Würdest du deine Hand für ihn ins Feuer legen?«, wollte Finn wissen. »Diese Typen sind bloß auf Ärger aus. Die haben garantiert keine Lust, Anbetungslieder zu singen und über die Hochzeit in Kana zu diskutieren. Wir sollen offen für andere sein, aber du weißt am besten, dass es nicht so einfach ist, Daniel. Die sind nicht wie wir. Die würden noch auf jemanden eintreten, der bereits am Boden liegt.«
    Daniel konnte ihm nicht widersprechen. Beim letzten Mal war er derjenige gewesen, der am Boden lag.
    »Michael begreift es nicht«, flüsterte Finn. »Ich brauche eine Waffe ... um die Mädchen zu beschützen, falls nötig.«
    »Weißt du, warum sie mich damals fertiggemacht haben?«, fragte Daniel. »Aus demselben Grund. Für die Mädchen. Das ist ziemlich nach hinten losgegangen. Vergiss es, Finn. Wir wollen keinen Krieg. Wir haben die Gelegenheit, ihnen etwas zu zeigen – wie man ein anderes Leben führen kann. Ich bin nicht naiv, ich weiß, dass das gefährlich sein kann. Ein paar von denen waren sogar schon im Knast. Aber wenn sie zu uns kommen, werden sie sich zusammenreißen.«
    »Wir sollten ... wachsam sein.«
    »Finn Erlmeyer?« Eine freundliche Stimme rief seinen Namen auf. Endlich hatte das Warten ein Ende.
    »Ich bin dran.« Finn humpelte zur Tür. Das Letzte, was von ihm zu hören war, war der freudige Ruf: »Tante Erika!«
    Und Daniel machte sich auf den Weg zu Sarahs Krankenzimmer, wo seine Eltern stumm an ihrem Bett saßen.
    Als wir uns später, umgezogen und wieder aufgewärmt, zum Raclette im Gemeindehaus treffen, trägt Finn einen Verband um den Fuß, doch er ist wieder gut gelaunt. Während wir anderen Stühle schieben, Tisch decken und die Sachen fürs Raclette auf Schälchen verteilen, drückt Michael ihm ein Liederbuch in die Hand. »He, du Pfadfinder, eine gute Tat für dich: Such schon mal die Lieder raus, die wir später singen.«
    Tine kommt strahlend in den Gruppenraum getänzelt. Was ist denn mit der los? Ich starre sie fassungslos an, überwältigt von der Erkenntnis, wie viele verschiedene Gesichter die Menschen haben. Kann es sein, dass dies die echte Tine ist – eine glückliche Tine, die gar nicht mehr von oben herab tun muss? Auf einmal ist sie sogar regelrecht attraktiv. Oder kommt mir das bloß so vor, weil sie diesmal keine üblen Andeutungen über Saufpartys und Fremdknutschen zum Besten gibt und ich sie fast mögen könnte?
    Der Abend beginnt vielversprechend. Von Bastis Truppe sind nur zwei wiedergekommen, der dauergrinsende Jackson und der kleine, dunkelhaarige Alf, dem man einfach nicht ansieht, was er denkt. Ob Philipp wohl das schlechte Gewissen plagt? Oder stört ihn eher das Waffenverbot? Wenn ich an die Szene denke, wie er plötzlich das Messer in der Hand hielt, wird mir immer noch ganz mulmig.
    »Die Vierundvierzig«, sagt Finn. »Und Lied Nummer Dreiundsechzig.«
    Es gibt schöne Lieder und

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