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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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es in meinen Augen lesen. Tabita grinst mich triumphierend an. Vielleicht bin ich tatsächlich in der Lage, sie zu erwürgen.
    »Was war denn neulich?«, erkundigt sich mein Vater.
    Tabita öffnet den Mund und lächelt. Sie zwinkert mir zu. »Ach, nichts Schlimmes. Sie haben gebetet. Auf dem Teppich gekniet und gebetet.«
    »Darüber macht man sich nicht lustig«, sagt er. »Und stör sie dabei nicht.« Er nickt uns anerkennend zu. »Es ist schön, wenn man zusammen beten kann. Lasst euch das nicht von ihr verderben.«
    »Ja, äh«, ist das Einzige, was mir dazu einfällt.
    »Und was macht ihr heute auf deinem Teppich?«, flüstert sie mir zu, aber laut genug, dass alle es hören.
    »Film gucken«, antwortet Daniel mit einem unverbindlichen Lächeln. »Ich hab nämlich ’ne DVD mit.«
    »Aha.« Sie glaubt ihm nicht.
    »Zeit, dass Miriam meine Hitchcock-Sammlung kennenlernt«, sagt er.
    »Du stehst auf Hitchcock-Filme?«, fragt meine Mutter. Jetzt wird sie sich wünschen, dass er mal ihr Schwiegersohn wird.
    »Heute ziehen wir uns
Vertigo
rein«, kündigt er an.
    Ich mucke nicht auf, als Tabita beschließt, dass ich dran bin, die Spülmaschine einzuräumen, obwohl wir beide genau wissen, dass sie an der Reihe ist. Daniel verschwindet mit Silas in sein Kinderzimmer und ich bin so brav und räume die Küche auf. Als ich schließlich die Treppe hochsteige, höre ich die Stimmen der drei schon von weitem. Silas zwitschert in einem fort, während dazwischen Tabita trockene Kommentare von sich gibt. Daniel lacht. Ich weiß nicht, worum es geht, aber ich genieße den Klang seines Lachens. Wie lange ist es her, dass ich ihn lachen gehört habe? Ein Kribbeln läuft über meine Haut wie ein wohliger Schauer.
    Ich spähe durch den Türspalt. Daniel liegt auf der nagelneuen Star-Wars-Bettwäsche und verteidigt sich mit einem Plastik-Laserschwert gegen ein verkleidetes kleines Monster. Tabita ist dabei, aus ein paar Überdecken und Stühlen ein Raumschiff zu bauen. »Das ist ein Supersternzerstörer«, verkündigt sie. »Alles einsteigen!«
    Sie ist kein bisschen verlegen, als sie mich sieht. »Prinzessin Padme, schnell, an Bord!«, schreit sie. »Sie sind hinter uns her!«
    »Und wer bist du?«, frage ich, während ich unter den Tisch krieche. Ich bin zu groß für diese Art von Spiel. Meine Beine bleiben irgendwo zwischen mehreren Stuhlbeinen und einer Spielzeugkiste stecken. »Dass Silas Anakin spielt, ist klar, aber wer sind dann wir?«
    »Du bist Padme. Daniel ist Luke Skywalker. Ich bin natürlich Obi Wan Kenobi.«
    »Ach so. Natürlich.«
    In der muffigen Luft des Raumschiffs unter den Decken ist es dunkel und eng, und dass wir uns alle vier darunter quetschen, ist erstaunlich romantisch. Unsere Schultern berühren sich, wir stoßen fast mit den Köpfen zusammen, und zwischendurch, wenn meine Geschwister abgelenkt sind, küssen wir uns. Ganz schnell nur, aber diese heimlichen Küsse sind wie Pralinen – unheimlich süß und lecker.
    »Igitt«, stöhnt Silas. »Wie eklig. Die küssen sich. Bah!«
    »Gar nicht«, sage ich. »Du hast nichts gesehen. Es ist viel zu dunkel, um was zu sehen.«
    »Dann hole ich meine Taschenlampe.«
    Irgendwann am Nachmittag fällt mir ein, dass Daniel noch ins Krankenhaus wollte, aber ich mag ihn nicht daran erinnern. Es ist einfach zu schön, ihn wieder mal so zu erleben, ohne düstere Gedanken. Deshalb hoffe ich, dass er es einfach vergisst. Als meine Mutter uns mit Keksen hervorlockt, befürchte ich schon, dass es nun soweit ist und er sich verabschieden wird, aber er bleibt da. Mit einem Teller voller Schokokekse ziehen wir uns in meine Chaosbude zurück.
    Daniel räumt sich einen Platz auf meinem kleinen Sofa frei, nimmt den Teller auf die Knie und blickt mich erwartungsvoll an.
    »Was?«, frage ich. »Gucken wir jetzt
Vertigo

    »Ich warte auf die Erklärung«, sagt er.
    »Wegen Tom?«
    Er nickt.
    Ich kann das hier nicht kaputt machen. Oh Schande, ich kann es einfach nicht. Deshalb erzähle ich ihm, dass Toms Vater im selben Krankenhaus liegt wie Sarah und ich bloß seine Hand gedrückt habe, weil ich seine Angst gespürt hatte.
    »Du hast ihm versprochen, es keinem zu erzählen?« Daniel ist wütend. »Das durfte er nicht von dir verlangen. Das ist so was von mies. Und dabei dachte ich, dass er ein Freund ist.«
    »Er will einfach nicht, dass alle es wissen. Er will nicht darüber sprechen müssen. Kannst du das nicht verstehen?«
    »Ich finde, das ist eine ganz miese Masche.« Daniel

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