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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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heiligen Willen. Nur wenn wir gehorsam sind, werden wir glücklich
.
    Manchmal ist es nicht leicht, seinen Plan für unser Leben zu erkennen. Aber wenn es so eindeutig ist, so klar, dann kann man doch gar nicht anders, als danach zu handeln. Du hast mir gesagt, dass du dir nicht sicher bist. Aber darum geht es doch gar nicht, oder? Wenn Gott mir seinen Willen klargemacht hat, dann gilt es doch auch für dich. Wir können nicht erwarten, dass er jedem von uns dieselbe Botschaft gibt, wieder und wieder, bis es auch der Taubste verstanden hat. Diesmal bin ich derjenige, dem er sich offenbart hat. Das nächste Mal bist du es vielleicht. Bist du sicher, dass du mit offenen Ohren betest? Oder betest du so, dass genau das rauskommt, was du dir wünschst? Kein Wunder, dass Gott dann nicht sprechen kann. Vielleicht ist es auch einfach nicht jedem gegeben. Schließlich gibt es die Gabe des Gebets, und die hat nicht jeder
.
    Ich weiß aber genau, auch wenn deine Gefühle jetzt noch nicht so stark sind, sie können es werden, wenn wir erst zusammen sind. Dann wirst auch du erkennen, dass Gott keine Fehler macht
.
    Dein Salomo

8.
    Michael küsste Sarah galant die Hand, bevor er sich verabschiedete. Daniel folgte ihm auf den Flur.
    »Echt nett, dass du meine Schwester besucht hast«, sagte er.
    »Mach ich doch gerne. Leute aufmuntern ist meine Spezialität. Aber du brauchst mich gar nicht so anzuschauen. Ich hab schon eine Freundin.«
    Daniel war überrascht. »Wirklich? Das wusste ich ja noch gar nicht.«
    »Wir kennen uns übers Internet. Nur übers Internet, um genau zu sein. Aber demnächst wollen wir uns mal treffen.« Verlegen kratzte er sein Ziegenbärtchen. »Sie heißt Ariane.« Er lächelte verträumt. »Schätze, wenn das nichts wird, brauche ich selbst mal ein bisschen Aufmunterung. So, steig ein. Soll ich dich nach Hause bringen oder hast du Lust, mitzukommen? Ich wollte noch zu Philipp und danach zu Bastian.«
    »Zu Philipp?« Schon die zweite Überraschung. »Du meinst, Messerstecher-Philipp?«
    Michael startete seinen uralten Volvo. »Genau den. Obwohl ich ihn nicht gerne darauf reduzieren will. Von Bastian weiß ich, dass er Ärger mit seinen Pflegeeltern hat. Vielleicht kann ich mal mit denen reden. Ob sie ihm noch eine Chance geben. Die zweite oder die dritte. Vielleicht geht es auch um die vierte.«
    Während sie fuhren, starrte Daniel auf den Schneematsch am Straßenrand. »Das ist eigentlich gemogelt.«
    »Was?«
    »Eine Internetfreundin. Bestimmt wohnt sie auch noch kilometerweit weg. Dann hast du gar keine Probleme wegen ... wegen, wie weit man gehen will und so.«
    »Oha. Daher weht der Wind. Du und Miriam. Und jetzt willst du einen Rat von mir?«
    »Wenn du einen hast.«
    Michael grinste breit. »Das freut mich. Das bedeutet, du machst dir Gedanken. Wahrscheinlich brauchst du gar keine Ratschläge.«
    »Doch!«, protestierte Daniel. »Es ist so ... schwer. Viel schwerer, als ich gedacht habe.«
    »Was ist schwer? Zu warten?«
    »Ja.« Er war dankbar für dieses Stichwort. »Warten.«
    »Es gibt auch Christen, die haben kein Problem mit Sex vor der Ehe«, sagte Michael.
    »Das hilft mir aber nicht weiter.« Er seufzte frustriert. »Mir ist egal, was andere denken. Ich will das tun, was richtig ist für mich. Für uns. Ich möchte nicht, dass wir später irgendetwas bereuen.«
    Michael hielt gerade an einer Kreuzung und nutzte die Gelegenheit, um ihm einen anerkennenden Blick zuzuwerfen. »Wow. Ich finde, Miriam kann sich glücklich schätzen.«
    »Tja. Ich dachte immer, sie würde mir sagen, wo die Grenze ist, was ihr zu viel ist. Das wollte ich dann respektieren. Aber ...«
    »Könnt ihr das nicht gemeinsam abmachen: Bis hierhin und nicht weiter?«
    »Das ist ja das Problem. Irgendwie geht es immer weiter.«
    Sie hielten vor einem netten Einfamilienhaus in einer netten Straße in einer netten Wohngegend. Alles hier wirkte nett. Daniel hatte sich eine baufällige Hütte in einem Ghetto vorgestellt, nicht so etwas Braves.
    »Dann solltet ihr vielleicht einen Gang zurückfahren«, schlug Michael vor. »Eine echte Freundschaft hält das aus. Und ihr auch. Wenn man sich erst einredet, dass man seinen Gefühlen ausgeliefert ist, sinkt die Widerstandskraft natürlich rapide.«
    »Ich habe Angst, sie zu verletzen«, sagte Daniel leise.
    Michael hatte die Hand schon am Türgriff. »Die Gefahr besteht immer«, meinte er. »Auf diesem Gebiet sind wir alle besonders verletzlich. Ihr seid beide starke Individuen, ihr

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