Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
Vom Netzwerk:
gibt sich ungnädig. »Warum belastet er dich damit, wenn es keiner erfahren soll? Und dann sollst du es noch für dich behalten und darfst mit niemandem darüber reden. Ihm muss doch klar sein, dass dich das innerlich fertig macht.«
    Ich setze mich zu ihm. Es rührt mich, dass er so wütend ist. Auf Tom, nicht auf mich. Das tut gut, auch wenn ich es Tom gegenüber unfair finde. Was weiß ich schon, wie ich mich bei so einer Schreckensnachricht verhalten würde? Dann wäre es mir wohl auch egal, was andere Leute verkraften können.
    Es ist herrlich, dass wir uns wieder vertragen! Allein dafür lohnt es sich fast, sich zu streiten. Sonst würde er mich vielleicht nicht so in den Arm nehmen. So ... so halt. Auf diese spezielle Art. Weil es beim besten Willen auf diesem Sofa keinen zweiten Platz gibt, ohne vorher eine halbstündige Aufräumaktion durchzuführen, zieht er mich auf seine Knie. Legt die Arme um meine Taille. Meine Haare fallen ihm ins Gesicht, als ich mich vorbeuge, um ihn zu küssen, und er pustet sie weg, um Luft zu kriegen.
    Er schmeckt nach Schokoladenkeksen. Ich kann nicht genug kriegen. Nicht genug von diesen Küssen. Nicht genug von seinen Händen unter meinem Pullover.
    Rechtzeitig fällt mir ein, dass die Tür nicht abgeschlossen ist, und ich springe auf, um das zu erledigen. Als ich an meinem gemütlichen Platz auf seinen Knien zurückkehren will, lehnt er sich vor, die Ellbogen auf die Oberschenkel aufgestützt, und blickt mich nachdenklich an.
    »Ich glaube, das wird langsam zu heiß«, murmelt er.
    Oh. Meiner Meinung nach kann es gar nicht heiß genug werden.
    »Wir sollten es vielleicht etwas langsamer angehen lassen.«
    Ich lasse mich auf einem Stapel Zeitschriften nieder. Bin ich ihm wirklich zu nahe gekommen? »Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich dich zu etwas gezwungen habe«, sage ich und beiße mir auf die Lippen. Gerade war es so schön, muss er das unbedingt verderben?
    Daniel knetet seine Hände. Er lacht leise. »Du müsstest mir eigentlich auf die Finger klopfen, wenn ich zu weit gehe.«
    »Ach, jetzt bin ich schuld?«
    »Klar«, sagt er. »Natürlich bist du schuld. Weil du so verdammt sexy bist.«
    »Du hast geflucht«, stelle ich fest.
    »Habe ich das?« Er fährt sich durch die Haare und seufzt. Ich rücke näher heran und zwinkere ihm zu. »Da musst du dir schon selbst auf die Finger klopfen, fürchte ich.«
    »Ja, das fürchte ich auch.«
    Ich richte mich auf und küsse ihn. Diesmal ganz sanft.
    »Ich habe Angst, wohin das führt«, sagt er leise. »Irgendwann können wir es nicht mehr stoppen.«
    Warum sollte irgendjemand so etwas stoppen wollen? Mein Verstand erinnert sich dumpf an irgendwelche Predigten und Jugendstunden, wo es um Sex vor der Ehe ging, aber mein Körper weiß nichts von Zurückhaltung. Mein Körper ist definitiv auf mehr programmiert.
    »Du solltest mich daran erinnern, dass wir nicht zu weit gehen dürfen«, beschwert er sich.
    »Warum ich?«
    In den Geschichten ist es immer so. Der Junge kriegt eins auf die Finger. Aber warum soll ich eigentlich diejenige sein, die vernünftig ist?
    Er seufzt wieder. »Weil es sonst echt schwer wird. Wir sollten uns schon einig sein, wo die Grenze ist.«
    »Vielleicht gibt es keine Grenze«, sage ich. Mir ist, als hätte ich mal eine ganze Reihe von Gründen gehört, warum junge Leute bis zur Ehe warten sollen, aber im Moment fällt mir kein einziger davon ein. Ich bin sechzehn und werde demnächst siebzehn und es wird noch Jahre dauern, bis ich irgendwen heirate. Wenn überhaupt. Im Ernst, werde ich Jahre warten können? Das erscheint mir irgendwie ziemlich unwahrscheinlich.
    Daniel steht auf und sieht aus dem Fenster. »Es schneit«, stellt er fest. »Deine Geschwister sind draußen auf dem Rasen. Wir könnten ihnen helfen, einen Schneemann zu bauen.«
    Er braucht eine Abkühlung, definitiv.
    Ich weiß nicht recht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll oder bloß frustriert bin.
    Mandy und Kim sind wieder ganz dicke. Sie quatschen pausenlos und beachten mich kaum. Das kommt davon, wenn man das Wochenende mit seinem Freund verbringt. Manchmal schwirrt mir echt der Kopf von allem, was ich auf die Reihe kriegen soll. Daniel. Meine Freundinnen. Schule. Dann noch die Familie, wo auch ständig jemand was von mir will, helfen, spielen, aufräumen, was weiß ich. Bald werde ich Anzeichen eines Burn-out aufweisen und in Kur geschickt, wetten?
    Rosi taucht an meiner Seite auf und spricht zu mir, aber im Moment kann ich

Weitere Kostenlose Bücher